Beim Non-REM-Schlaf handelt es sich um jene Schlafphase, die durch eine regelmäßige Atmung, geringe motorische Aktivität und eine geringe Muskelspannung charakterisiert ist. Es treten in dieser Phase im Gegensatz zum REM-Schlaf keine schnellen Augenbewegungen auf. An die 90 Prozent von Menschen, die man aus dem REM-Schlaf weckt, berichten von Träumen, während in den Schlafphasen dazwischen – Non-REM-Schlaf – nur 10 Prozent von Träumen berichten, wobei die Trauminhalte vergleichsweise harmlos sind.
Übrigens sind Ruhephasen kein Ersatz für Schlafphasen, denn Schlaf fördert die Anpassung des Verhaltens und die zugrunde liegende neuronale Plastizität im Vergleich zum aktiven Wachzustand. Nissen et al. (2021) ließen Probanden üben, bestimmte visuelle Muster zu erkennen und zu unterscheiden. Im Anschluss war eine Gruppe wach und sah dabei Videos oder spielte Tischtennis, während eine andere Gruppe für eine Stunde schlief und eine dritte Gruppe in einem abgedunkelten Raum ohne äußere Reize und unter kontrollierten Schlaflaborbedingungen wach blieb. Die Gruppe, die geschlafen hatte, schnitt im Anschluss bei der Mustererkennung deutlich besser ab als die Gruppe, die wach und aktiv geblieben war. Sie übertraf auch die passiv-wache Gruppe, wobei der erholsame Effekt des Schlafes mit der im Non-REM-Schlaf verbrachten Zeit und mit der elektroenzephalographischen Slow-Wave-Energie korrelierte, von der angenommen wird, dass sie die Renormalisierung der synaptischen Stärke widerspiegelt. Daraus ist ableitbar, dass es der Schlaf selbst ist, der den Unterschied in den Leistungen ausmacht. Auch konnte man keinen Unterschied bei der Leistungsfähigkeit zwischen aktivem und passivem Wachsein beobachten, sodass Schlaf also mehr ist als ein Zustand reduzierter Reizinterferenz, sondern dass schlafspezifische Gehirnaktivität die Leistung durch aktive Verfeinerung der cortikalen Plastizität wiederherstellt, und damit echter Schlaf für die Erholung des Gehirns unersetzlich ist und sich für eine Leistungsverbesserung nicht durch Ruhephasen ersetzen lässt.
Während des Schlafens laufen im Gehirn also vorwiegend aktive Erholungsprozesse ab, die sich nicht durch aktive oder passive Ruheperioden ersetzen lassen.
Siehe dazu Der Schlaf – Die REM-Phasen
Beim Schlafen fressen
Bei Wiederkäuern wie Rentieren dauert die Nahrungsaufnahme recht lange. Furrer et al. (2023) haben nun gezeigt, dass sich das Gehirn dieser Tiere während der Nahrungsaufnahme in einem schlafähnlichen Zustand befindet, so dass sie auch in den hellen Sommermonaten genügend Schlaf bekommen und Reserven für den langen und kalten Winter anlegen können. Die Experimente fanden in einem geschlossenen Raum unter kontrollierten Lichtverhältnissen und bei ausreichender Fütterung statt, wobei nicht-invasive Hirnstrommessungen das Schlafverhalten dokumentierten.Tatsächlich ähnelten die Hirnströme während des Kauens denen in der Schlafphase des Non-REM-Schlafs, das heißt, sie ruhen sich beim Wiederkäuen aus, wie es auch Schafe, Ziegen und Rinder tun. Es wurde auch untersucht, ob das Wiederkäuen das Schlafbedürfnis der Rentiere dämpft, nachdem sie zwei Stunden künstlich wach gehalten worden waren, und tatsächlich zeigte sich bei Schlafentzug ein erhöhter Schlafdruck im Gehirn, der durch das Kauen wieder gedämpft werden konnte.
Literatur
Furrer, Melanie, Meier, Sara A., Jan, Maxime, Franken, Paul, Sundset, Monica A., Brown, Steven A., Wagner, Gabriela C. & Huber, Reto (2023). Reindeer in the Arctic reduce sleep need during rumination. Current Biology, doi:10.1016/j.cub.2023.12.012.
Nissen, Christoph, Piosczyk, Hannah, Holz, Johannes, Maier, Jonathan G, Frase, Lukas, Sterr, Annette, Riemann, Dieter & Feige, Bernd (2021). Sleep is more than rest for plasticity in the human cortex. Sleep, doi:10.1093/sleep/zsaa216.
https://idw-online.de/-C5v5AA (21-01-08)