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circadianer Rhythmus

    Unter dem circadianen Rhythmus versteht man die 24-stündige Schlaf- und Wachrhythmik des Menschen, mit der in der Regel periodische Schwankungen des Aktivierungsniveaus einhergehen. Wie die Pflanzen arbeiten auch die Zellen des menschlichen Körpers etwa in einem 24-Stunden-Rhythmus, denn in diesem Zyklus verändert sich die Umwelt, vor allem durch die Rotation der Erde. Die Anpassung an diese Bedingungen ist ein evolutionärer Vorteil. Gesteuert wird der innere Rhythmus durch die circadiane Uhr, die hier als eine Art Dirigent fungiert, der die einzelnen Zellen auf den gleichen Takt bringt, damit alle gleichzeitig arbeiten und nicht in ein unkontrolliertes Chaos ausbrechen. Diese Uhr wird vom superchiasmatischen Nucleus erzeugt, einer Hirnregion, die tief im Hypothalamus und in der Nähe des optischen Chiasmus liegt. Auf molekularer Ebene beeinflusst diese Region den Taktgeber aller Zellen, indem sie beispielsweise die Translation von Proteinen steuert, die dann vor allem am Tag und nicht in der Nacht produziert werden. Dieser Rhythmus beeinflusst das Immunsystem, das Leistungssystem und den Appetit, vor allem aber den Schlaf-Wach-Rhythmus. Aufgrund der Jahreszeiten und der damit verbundenen unterschiedlichen Länge von Tagen und Nächten muss sich die innere Uhr anpassen können und kann nicht ständig im exakt gleichen Rhythmus laufen.

    Bei Jugendlichen verschiebt sich übrigens in der Pubertät der biologische Schlaf-Wach-Zyklus, und zwar sowohl der circadiane Rhythmus als auch die Schlafhomöostase, sodass in einem zeitlich starren Umfeld, wie es etwa Schulbeginnzeiten gibt, viele Jugendliche einen andauernden Jetlag erleben. Schlafforscher schlagen deshalb schon seit langem vor, dass der Unterricht zumindest in Höheren Schulen später beginnen sollte. Dunster et al. (2018) untersuchten die Leistungen der SchülerInnen an zwei Highschools in Seattle, nachdem der Schulbeginn von 7:50 Uhr auf 8:45 Uhr verlegt worden war, und stellten fest, dass die SchülerInnen nach der Umstellung um mehr als eine halbe Stunde länger schliefen, aufmerksamer waren und bessere Noten hatten.

    Das Forschungszentrum Demografischer Wandel der Frankfurter University of Applied Sciences hat festgestellt, dass Kinder, die an Schultagen weniger als acht Stunden schlafen, häufiger unter Konzentrationsproblemen leiden und ein erhöhtes Risiko aufweisen, sich im Schulkontext zu verletzen. Diese Daten stammen dabei aus der Längsschnittstudie „Gesundheitsverhalten und Unfallgeschehen im Schulalter“, in der etwa rund zehntausend SchülerInnen an weiterführenden Regelschulen seit der 5. Schulklasse jährlich nach erlittenen Verletzungen im schulischen Umfeld, nach ihrem Gesundheitszustand und -verhalten, aber auch nach mentalen Gesundheitsproblemen und ihrem Schlafverhalten befragt werden. Mit einem späteren Schulbeginn bestünde eine Möglichkeit, die Schlafzeit der SchülerInnen zu erhöhen, denn eine Studie in den USA hat jüngst gezeigt, dass Jugendliche tatsächlich länger schlafen (und nicht später ins Bett gehen, wenn die Schule später beginnt.

    Literatur

    Dunster, Gideon P., de la Iglesia, Luciano, Ben-Hamo, Miriam, Nave, Claire, Fleischer, Jason G., Panda, Satchidananda, de la Iglesia, Horacio O. (2018). Sleepmore in Seattle: Later school start times are associated with more sleep and better performance in high school students. Science Advances, 4, doi:10.1126/sciadv.aau6200.
    https://www.familienhandbuch.de/aktuelles/neue/40775/index.php (21-04-12)


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