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Rating-Skala

    Eine Rating-Skala bzw. Ratingskala ist in der Testpsychologie ein Instrument zur eindimensionalen Einstellungsmessung bezüglich eines Objektes. Die Einstellung gegenüber einem Objekt wird etwa dadurch gemessen, dass Probanden und Probandinnen eine Frage gestellt wird, bei der sie ihre Einschätzung an Hand einer Skala von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ abgeben können. Ratingskalen sind als Instrument in der Psychologie sehr beliebt, da sie einfach zu erstellen sind und auf Grund der gleich großen Abstände zwischen den verschiedenen Ausprägungen des Merkmalskontinuums meist Intervallskalenniveau angenommen wird, was aber häufig nicht der Fall ist. Dieses messtheoretische Problem betrifft die Frage, ob es gerechtfertigt ist, Urteile auf Ratingskalen als intervallskaliert zu betrachten, d. h., ob man davon ausgehen kann, dass die Abstände zwischen den gewählten Bezeichnungen der Skalenpunkte gleich groß sind.

    Es gibt verschiedene Formen von Ratingskalen, wobei die Items zu Ratingskalen meist als Frage oder als Aussage formuliert werden, was in der Regel von der Fragestellung der Untersuchung abhängt. Ratingskalen können hinsichtlich der Endpunkte der Skalen unipolar  oder bipolar sein, wobei bipolare Skalen den Vorteil haben, dass die Begriffe an den Endpunkten der Skala einander wechselseitig definieren. Unipolare Skalen sind vor allem dann sinnvoll, wenn der Gegensatz eines Begriffs unklar ist oder die Beurteilung auf einer Dimension mit einem natürlichen Nullpunkt vorliegt. Die Anzahl der Stufen einer Ratingskala kann gerade oder ungerade sein, wobei bei einer geraden Anzahl von Stufen ein Urteil in Richtung des einen oder anderen Pols der Skala erzwungen wird. Bei einer ungeraden Anzahl von Stufen steht dagegen auch eine neutrale Urteilsmöglichkeit zur Verfügung, was insofern dann problematisch ist, wenn diese Urteilsmöglichkeit zu häufig gewählt wird (Tendenz zur Mitte). Problematisch sind neutrale Urteile auch insofern, als sie oft nicht eindeutig interpretierbar sind, denn eine neutrale Beurteilung kann ebenso Ausdruck einer gleichgültigen wie auch einer zwiespältigen Einstellung im Hinblick auf den fraglichen Gegenstand sein (Ambivalenz-Indifferenz-Problem). Ratingskalen können nur wenige (drei oder vier) oder viele (zwanzig oder mehr) Stufen aufweisen, wobei bei wenigen Stufen relevante Unterschiede zwischen verschiedenen Beurteilungen nicht abbildbar sind, während die Anzahl der Stufen auch die Differenziertheit eines möglichen Urteils nicht übersteigen sollte. In der Praxis haben sich vor allem fünfstufige Ratingskalen am besten bewährt (häufig bei der Likert-Skala).
    Die Abstufungen der Skalen können durch Zahlen oder durch verbale Bezeichnungen gekennzeichnet sein. Numerische Bezeichnungen haben den Vorteil, dass sie eindeutig sind und dass die Abstände zwischen den Stufen der Ratingskala gleich sind, verbale Bezeichnungen sind dagegen leichter verständlich, aber dabei ergibt sich das Problem, wie man den gleichen Abstand zwischen den Stufen der Skala sicherstellen kann bzw. ob die Probanden und Probandinnen die Formulierungen in gleicher Weise interpretieren. Symbolische Abstufungen sind etwa verschieden lächelnde Gesichter, verschieden ausgefüllte Kreise oder auch nur Linien mit bezeichneren Endpunkten, auf denen ein Urteil abgetragen werden kann.

    Auch bei psychologischen Tests können Ratingskalen zum Einsatz kommen, allerdings untersxheiden sie sich von Fragebögen in einigen Punkten: Fragebögen werden meist zu Forschungszwecken eingesetzt, Tests hingegen meist zu Zwecken der Individualdiagnose. Werden in der Forschung Fragebögen verwendet, interessiert meistens die Hypothesenprüfung über Aggregatwerte, also statistische Kennwerte für Personengruppen, während bei Tests die individuellen Werte einzelner Personen von Interesse sind. Fragebögen können sich auf beliebige Inhalte beziehen, Tests beziehen sich in der Psychologie speziell auf den Persönlichkeits- und Leistungsbereich.


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