Die Emetophobie ist eine phobische Erkrankung, bei der die Betroffenen eine oftmals unerklärliche, völlig irrationale Angst vor jeglicher Art des Erbrechens haben. Man nimmt an, dass der Beginn dieser Phobie meist in der Kindheit liegt. Bei einer Konfrontation mit dem Angstauslöser macht sich die Angst durch typische Symptome wie Schweißausbrüche, Schwindel, Herzklopfen oder Schmerzen in der Brust bemerkbar. Betroffene sind sich dabei auch meist bewusst, dass ihre Angst übertrieben ist. Eine Verhaltenstherapie kann bei einer Emetophobie zwar erfolgreich sein, wenn sie auf behutsam gesteigerte Konfrontation mit den Ängsten setzt, doch meist ist eine tiefenpsychologische Therapie die bessere Wahl, denn es ist wichtig, die psychischen Ursachen und das Symptom gleichermaßen zu behandeln. Kümmert man sich nämlich in der Therapie ausschließlich um die zugrunde liegenden Konflikte, besteht die Gefahr, dass sich die Angst noch verfestigt.
Bei manchen EmetophobikerInnen sind Abscheu und Angst so groß, dass diese das Leben beeinträchtigen, wobei diese Störung unterschiedliche Ausprägungen annehmen kann. Manche fürchten sich, das Erbrechen anderer zu erleben und meiden daher Situationen und Orte, die sie als potentiell riskant einstufen, andere Betroffene wieder haben Angst vor dem eigenen Erbrechen, wobei jedes eigene oder fremde Magengeräusch zur potenziellen Gefahr werden kann. Besonders problematisch ist dabei die Selbstverstärkung durch die Angst, denn diese allein verursacht und verstärkt Übelkeit, wobei schon der Gedanke an Essen diese Angst wecken kann. Betroffene zeigen oft ein ungewöhnliches Essverhalten, wobei manche in der Folge nur Tiefgekühltes essen, da sie dabei die Gefahr von Erbrechen verursachenden Keimen am geringsten einschätzen. Wenn Emetophobiker stark abnehmen, wird oft fälschlicherweise eine Magersucht diagnostiziert, wobei diese Diagnose in einigen Fällen aber auch zutreffen kann. Aus Beobachtungen weiß man, dass es vor allem perfektionistisch veranlagte Menschen sind, die von Emetophobie betroffen sind, wobei diese generell öfter bei Frauen als bei Männern diagnostiziert wird. Viele Emetophobikerinnen fürchten sich daher auch vor einer Schwangerschaft, einer Phase, in der regelmäßig Übelkeit drohen kann. Die Emetophobie ist demnach eine Mischung aus Angst- und Essstörung, wobei die Betroffenen häufig ihre Nahrungsaufnahme immer mehr reduzieren, bis sie schließlich fast nichts mehr zu sich nehmen.
Gemäß der traditionellen Klassifikation handelt es sich um eine spezifische Phobie, wobei als typisches Symptom die Angst auftritt, entweder sich selbst übergeben zu müssen, unabhängig davon, ob alleine oder in der Anwesenheit anderer, oder auch miterleben zu müssen, wie andere Personen oder Tiere sich übergeben. Daher wird jegliche Konfrontation mit dem Thema, z. B. durch Medien oder in Gesprächen, vermieden.
Psychologisch betrachtet handelt es sich bei der Emetophobie um die Angst, keine Kontrolle mehr über sich und seinen Körper zu besitzen. Eine Emetophobie führt manchmal zu erheblichen persönlichen und sozialen Einschränkungen, da die Betroffenen alle Situationen meiden, in denen ihnen übel werden könnte und sie oder andere erbrechen könnten.