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Selbstmanagement-Therapie

    Die Selbstmanagement-Therapie von Frederick H. Kanfer ist ein eklektisches Prozessmodell für verschiedene therapeutische Richtungen und erlaubt es, statt der Vorgabe fertiger Therapieprogramme in jedem Fall ein maßgeschneidertes, individuelles Vorgehen zu entwickeln. Während sich der inhaltliche Fokus immer auf die Suche nach persönlichen Einflussmöglichkeiten der betroffenen Personen in ihrem Leben richtet, stellt die kooperative Therapeut-Klient-Beziehung ein wesentliches Mittel dar, um solche Veränderungen zu fördern, die das Selbstmanagement und die Autonomie von KlientInnen erleichtern.

    Bei der Selbstmanagement-Therapie begegnen sich Klient und Therapeut auf Augenhöhe, denn ein wesentliches Merkmal der Selbstmanagement-Therapie ist die Förderung einer tragfähigen, therapeutischen Allianz, d. h., die Therapiebeziehung wird als Miteinander von Klient und Therapeut als Experten gesehen. Es handelt sich dabei um eine therapeutische Haltung, die das Selbstmanagement der KlientInnen ernst nimmt, da während der Therapie den Therapeuten die Rolle als Experten für die veränderungsförderliche Gestaltung des Therapieprozesses zukommt, und die Klienten als Experten für die Inhalte, also ihres Erlebens und Leidens, ihrer Ziele Bedeutungskonstruktionen und Wahrnehmungen betrachtet werden. Allerdings erfordert eine solche Arbeitsteilung vom Therapeuten ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, Offenheit und Fingerspitzengefühl, da eigentlich jede spezifische Therapiesituation einer individuellen Einschätzung bedarf. Die geläufige Empfehlung, den Klienten dort abzuholen, wo er steht, ist nicht nur für den Beginn der Therapie wichtig, sondern während des gesamten Therapieprozesses, denn immer wieder wird und muss es zu Klärungen und Kurskorrekturen kommen.

    Bekanntlich ist jeder Therapieprozess nicht linear, sondern rekursiv und unterliegt der aufmerksamen Beobachtung der Therapeutin bzw. des Therapeuten. Grundlage der therapeutischen Arbeit ist letztlich vor allem das Welt- und Menschenbild der TherapeutInnen, das sich durch persönliche Erfahrungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse weiter entwickelt. Für die Arbeit des Therapeuten, der die Selbstmanagement-Therapie vertritt, ist es wie für die VertreterInnen der meisten Therapieschulen wichtig, sich seiner eigenen Überzeugungen bewusst zu sein. In der Selbstmanagement-Therapie werden Menschen als Wesen verstanden, die ihr Leben aktiv gestalten, Bedeutung und Sinn konstruieren, sodass in der Therapie der Wert der Selbstbestimmung besonders betont wird, während psychologische Theorien lediglich als Heuristiken verstanden werden, die ein Verständnis der Probleme erleichtern können, aber immer hypothetisch bleiben und auf ihre Relevanz überprüft werden müssen. Die Klientin bzw. der Klient wird gibt mit seinem Feedback der Therapeutin bzw. dem Therapeuten Orientierung über ihre/seine derzeitige Situation und beeinflusst damit maßgeblich Richtung und Geschwindigkeit der Therapie. Im Gegensatz zum medizinischen Verständnis psychischer Probleme und deren Behandlung stellt nicht das Expertenurteil des Fachmannes, sondern die subjektive Sicht der Klientin bzw. des Klienten das zentrale Korrektiv einer gemeinsamen Arbeit dar.

    Zentrale Themen der Therapie sind Selbstregulation und Selbstkontrolle, Therapie als Problemlösen, Bedeutung der therapeutischen Beziehung, Therapiemotivation, Verhaltensdiagnostik, Therapieplanung, Veränderungsprozesse, die Rolle von Emotionen und grundlegende Selbstmanagement-Fertigkeiten.

    Literatur
    Preß, Hans & Gmelch, Markus (2012). Der Klient als Experte! Eine therapeutische Haltung, die Selbstmanagement ernst nimmt (S. 524-268). In Judith Siegl, Dieter Schmelzer & Herbert Mackinger (Hrsg.), Horizonte der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Festschrift für Hans Reinecker. Lengerich: Pabst Science Publishers.


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