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Ausdruckskunde

    Die wissenschaftliche Psychologie hat sich in ihren Anfängen intensiv mit der Ausdrucksforschung befasst und verschiedene Ansätze zu einer Ausdruckskunde entwickelt. Interessanterweise hat sie dieses Forschungsrichtung aber aufgegeben, was im Kontrast steht zu einer Fülle von Untersuchungen mit faszinierenden Ergebnissen zu den Wirkungen zahlreicher Elemente der “Körpersprache”, also zu paraverbalen Äußerungen wie Tonhöhe der Stimme, Stimmlage, Sprechgeschwindigkeit, Pausendauer und ähnlichen Merkmalen, zu Mimik, Blickkontakt, Gestik und Körperhaltung. Schon Ende des 18. Jahrhunderts war der Schweizer Pfarrer Johann Kaspar Lavater überzeugt davon, dass die Gesichtszüge eines Menschen Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit erlauben und entwickelte eine diesbezügliche Charakterdeutung in seinen „Physiognomischen Fragmenten zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe“. Lavater vertrat die Überzeugung, dass die hauptsächlich durch die Silhouette zu gewinnende Kenntnis der unbewegten Gesichtszüge des Menschen Aufschluss über den jeweiligen Charakter gibt. Die Physiognomik bildet daher einen Zugang zur Beurteilung des Wesens jedes Menschen, seines „dreifachen Lebens“, das sich aus „Kraft“ (Physiologie), „Verstand“ (Intellekt) und „Herz“ (Moral) zusammensetzt.

    Ludwig Klages gründete 1905 in München ein privates Seminar für Ausdruckskunde, wobei er von einer biozentrischen Anthropologie ausgehend die These einer ursprünglichen Leib-Seele-Einheit vertrat, die nur durch den hinzugekommenen Intellekt gestört wird („Der Geist als Widersacher der Seele“). Auf diesen Annahmen basierte auch seine psychologische Ausdruckskunde und Graphologie („Handschrift und Charakter“). Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die “Ausdruckskunde” an vielen Universitäten als Lehrfach unterrichtet, bei der z.B. von Studenten anhand von fotografierten Gesichtsausdrücken die zugehörige Emotion ermittelt werden sollte.

    Literatur
    Stangl, W. (2012). Nonverbale Kommunikation.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/KommNonverbale.shtml (11-12-12)


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