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phonologische Schleife

    Unter phonologischer Schleife versteht man das Gedächtnisphänomen, dass sprachliche Signale  zuerst im phonologischen Kurzzeitspeicher passiv aufgenommen und dann an die phonologische Schleife weitergeleitet werden, in der das Wort so lange aktiv wiederholt und mit nichtsprachlichen Informationen, etwa dem vorhandenen Vorwissen kombiniert wird, bis ein neues Wort aus dem Kurzzeitspeicher in die phonologische Schleife gebracht wird. Die Kapazität der Schleife ist dabei begrenzt und auditorisch-verbale Informationen verbleiben für 1,5 bis 2 Sekunden im phonetischen Speicher, während der subvokale Kontrollprozess durch eine Art inneres Sprechen oder inneres Wiederholen ermöglicht, dass Informationen auch jenseits dieses Zeitfensters im Zugriffsbereich der bewussten Verarbeitung bleiben. Die phonologische Schleife ist eine Komponente des Arbeitsgedächtnismodells von Baddeley, der diese Komponente postulierte, da er davon ausging, dass visuell-räumliche Informationen und sprachliche Informationen nicht in einer Komponente verarbeitet werden können.

    Der passive phonologische Speicher ist eng mit der Sprachwahrnehmung verbunden und hält Sprachlaute vor, bis sie verblassen, während der artikulatorische Kontrollprozess im Zusammenhang mit der Sprachproduktion steht, d. h., er frischt sprachliche Informationen immer wieder auf und verhindert so ihr Verblassen (aktives innere Sprechen, Rehearsal). Gibt es nämlich kein Auffrischen, entstehen Interferenzen mit den neuen Informationen, die schließlich die alten Informationen verdrängen.

    Evidenz für dieses System der phonologischen Schleife gibt es Baddeley zufolge aufgrund einiger empirischer Phänomene:

    Wortlängeneffekt: Die Gedächtnisspanne wird durch die Zeit bestimmt, die dargebotenes Itemmaterial beim Sprechen benötigt. So können im allgemeinen einsilbige Wörter schneller gelesen werden als fünfsilbige Wörter, für einsilbige Wörter resultiert daraus eine höhere Gedächtnisspanne im Vergleich zu der fünfsilbiger Wörter. Es konnte in Untersuchungen gezeigt werden, dass bei der Verwendung von Wörtern gleicher Silbenzahl aber unterschiedlicher Sprechdauer in Gedächtnisspannenversuchen für die Wörter mit kürzerer Artikulationsdauer höhere Leistungen resultierten.

    Artikulatorische Unterdrückung: Dieser Effekt besagt, dass die phonologische Schleife durch die Artikulation eines irrelevanten Items, wie zum Beispiel der andauernden Wiederholung eines irrelevanten Wortes wie „the“ gestört wird, was, unabhängig vom Präsentationsmodus, eine Verminderung der Gedächtnisspannenleistung zur Folge hat. Im Rahmen der Baddeleyschen Theorie heißt dies, dass die Artikulation des irrelevanten Items den artikulatorischen Kontrollprozess beherrscht, so dass dessen „eigentliche“ Aufgaben nicht wahrgenommen werden können.  Interessanterweise interagiert dieser Effekt zudem mit dem phonologischen Ähnlichkeitseffekt, indem der Ähnlichkeitseffekt im Falle visuell dargebotenen Itemmaterials verschwindet, vermutlich weil aufgrund der artikulatorischen Unterdrückung der visuelle Code nicht in einen phonologischen übersetzt werden kann.

    Phonologischer Ähnlichkeitseffekt: Der phonologische Speicher basiert auf einem phonologischen Code, so dass phonologisch ähnliche Items einen ähnlichen Code bekommen. Die Reproduktion der Items erfordert eine Unterscheidung zwischen den Gedächtnisspuren, und da ähnliche Spuren schwerer voneinander unterscheidbar sind, resultiert daraus eine niedrigere Gedächtnisspannenleistung.

    Literatur
    Klein, K.-M. (1995). Experimentelle Untersuchungen zu zwei Invarianzhypothesen des Kurzzeitgedächtnisses. Bonn: Pace.


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