Zum Inhalt springen

Katharsishypothese

    Die Katharsishypothese gilt heute als empirisch widerlegt. Ihre Anhänger, die zumeist von der Existenz eines angeborenen Aggressionstriebes ausgehen, behaupten, durch das dynamische Mitvollziehen von an fiktiven Modellen beobachteten Gewaltakten in der Phantasie nehme die Bereitschaft des Rezipienten ab, selbst aggressives Verhalten zu zeigen. Selbst der Hauptvertreter dieser These, Seymour Feshbach, meint inzwischen, dass die Bedingungen, unter denen eine Katharsis auftritt, nicht alltäglich sind, während die aggressionsfördernden Bedingungen sehr viel häufiger vorkommen.

    1. Definition
    Katharsis: [grch. ‚Reinigung’], Reinigen, Abreagieren von Affekten
    (Brockhaus Enzyklopädie Band 10, 1970, S. 16)

    2. Definition
    Katharsis: „reinigende Abfuhr“, Abreaktion; das Phänomen bzw. Kzpt., dass die gestaute Energie eines ⇒ Triebs durch eine Endhandlung verbraucht u. abgeführt wird
    (Städler 2003, S. 523).
    Der K.-Hypothese steht ein lerntheoret. Ansatz gegenüber, demzufolge das erfolgreiche Ausführen einer Handlung, deren weitere Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht wird
    (Städler 2003, S. 523).

    3. Definition
    Auf die Trieb- und die Frustrations-Aggressions-Theorie werden sogenannte Katharsis-Hypothesen zurückgeführt. Eine besagt: Durch viele kleine Aggressionen werden große Aggressionen vermieden; eine andere behauptet, schon das Beobachten von Aggressionen reduziere Aggressionsneigungen im Beobachter.
    Diese zweite Hypothese dient Medienmachern als Rechtfertigung ihrer Gewaltverherrlichungen, hat jedoch die Empirie gegen sich
    (Schorr 1993, S. 7).

    4. Definition
    Entlastung durch Ausleben oder Abreagieren von ⇒ Gefühlen, die man als seelische Belastung erlebt
    (Tewes & Wildgrube 1992, S. 178).

    5. Definition
    Katharsis [gr. katharein reinigen, engl. auch abreaction] (BREUER; FREUD), Reinigung, geistig-seelische Läuterung. Der Begr. stammt aus der Politik des ARISTOTELES. Die Psa. griff ihn mit neuer Bedeutung auf ⇒ kathartische Methode
    (Häcker & Stampf 1998, S. 425).

    Verwendete Literatur
    Brockhaus (1970). Brockhaus Enzyklopädie. Band 10. Wiesbaden: Verlag F. A. Brockhaus.
    Städler, T. (2003). Lexikon der Psychologie. Stuttgart: Kröner Verlag.
    Schorr, A. (1993). Handwörterbuch der angewandten Psychologie. Bonn: Deutscher Psychologen Verlag.
    Tewes, U. & Wildgrube, K. (1992). Psychologie-Lexikon. München: R. Oldenbourg Verlag.
    Häcker, H. & Stampf, K. (1998). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber.


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert