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Kastrationskomplex

    Der Kastrationskomplex geht  auf die Theorie Sigmund Freuds zurück, wonach sich Knaben davor fürchtet, auf Grund verbotener sexueller Verhaltensweisen wie Masturbation oder dem Spielen mit dem Genital von den Eltern durch Kastration bestraft zu werden. Als Kastrationsangst wird daher die Angst des Kindes, vom Vater kastriert zu werden, beschrieben. Hintergrund der Kastrationsangst ist der Glaube des Kindes beim Anblick des weiblichen Genitals, es sei durch den Vater kastriert worden. In der ursprünglichen psychoanalytischen Theorie ist die Kastrationsangst bedeutend für die Erklärung der kindlichen Sexualentwicklung.

    Die Psychoanalyse hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Erbe der katholischen Kirche bei der Verknüpfung von Schuld und Sexualität  angetreten, denn niemand behauptet den Zusammenhang so stark wie Sigmund Freud, der den ödipalen Inzestwunsch und die Angst vor seiner Bestrafung (Kastrationskomplex) am Ursprung des Schuldgefühls verortet, das, wenn es verdrängt wird, sich als Neurose manifestiert. Allerdings entsteht im Gegensatz zur katholischen Tradition das Schuldgefühl nicht aus der gelebten Sexualität, sondern aus der ungelebten, d. h., aus der Triebhemmung. So ist der Zölibat nichts anderes als der Versuch einer mentalen Kastration, die letztlich scheitern muss. Die Macht des Über-Ich nährt sich, so die Annahme, auch aus der verdrängten kindlichen Wut auf das Gesetz, was bedeutet, die Energie für die Gewissensangst kommt nicht unbedingt von außen. Jedenfalls liefert damit die frühe Psychoanalyse eine Erklärung für das Paradox, dass ein schlechtes Gewissen oft umso größer ist, je weniger real etwa geschehen ist, d. h., die Schuldgefühle bei der Sexualität entstehen vor der sexuellen Handlung und nicht nachher (Roedig, 2016).

    Literatur

    Roedig, A. (2016). Alles gut bis auf die Syphilis. Der Standard vom 10. September 2016.

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