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Assimilation

    Assimilation (von lateinischen Adjektiv similis – „ähnlich“) ist die Interpretation neuer Erfahrungen mit Hilfe von Begriffen der bereits existierenden Schemata. Entwicklungsstufen sind bekanntlich das Resultat von Lernprozessen, denn Konzepte, die sich in Form von (re)aktivierbaren Verbindungspfaden zwischen neuronalen Zellgruppen in verschiedenen Hirnregionen bilden, bleiben wandlungsfähig. Sie kristallisieren sich an um beste bzw. typische Vertreter dessen, was sie repräsentieren. Sie haben eine Kernbedeutung und werden an den Rändern unscharf (fuzzy concepts).

    Assimilation im Sinne Jean Piaget meint, dass aus vielen Beispielen und Wahrnehmungen Regeln abgeleitet werden, wobei die Umweltstruktur an den jeweiligen Entwicklungsstand der Handlungs- und Denkstrukturen des Kindes angepasst wird. Objekte und Ereignisse werden so behandelt und aufgefasst, dass sie für die eigenen Strukturen passend werden. So erkennt etwa ein Kleinkind schon nach wenigen Monaten ein Lächeln, da es dieses bereits in vielen Gesichtern wahrgenommen hat und Regeln für die Merkmale eines Lächelns ausgebildet hat. Diese Fähigkeit Muster zu identifizieren ist auf die Anknüpfung des Gehirns auf Bekanntes zurückzuführen, d. h., bestimmte Informationen der kognitiven Verarbeitung erzeugen immer gleiche Muster, wobei diese mit Erinnerungen und Emotionen verknüpft werden, die ein ähnliches Gefühl oder Verhalten hervorrufen. Jeder Mensch erfasst diesen Lernprozess auf Grund biologisch vorgegebener Gegebenheiten unterschiedlich. Piaget beschreibt Lernen und Informationsaustausch daher nicht als Kopieren von Informationen sondern als Anpassung an bereits Vorhandenes.

    Ein weiteres Beispiel ist das „Hunde-Schema“: Ein Kind sieht ein wuscheliges, vierbeiniges Wesen (Hund). Die Mutter betitelt dieses als Hund. Als das Kind später Schafe auf einer Wiese sieht, sagt es: „Hund!“ Das Kind hat alle vierbeinigen, wuscheligen Lebewesen unter dem Namen „Hund“ abgespeichert und wendet dieses Wissen nun an.

    Beispiel: Hunde-Schema: Ein Kind sieht ein wuscheliges, vierbeiniges Wesen (Hund), die Mutter betitelt dieses als Hund das Kind sieht später Schafe auf einer Wiese und sagt: Hund, d. h.,  es hat alle vierbeinigen, wuscheligen Wesen unter dem Namen Hund abgespeichert.

    Jean Piaget unterscheidet zwischen zwei Arten von Lernprozessen: Assimilation und Akkommodation. Beide dienen dem Ziel, mit den Herausforderungen durch die Umwelt fertig zu werden. In assimilierenden Lernprozessen werden die vorhandenen Wissensstrukturen beibehalten, aber durch die Ausweitung bzw. Verfeinerung des Bedeutungsumfangs der vorhandenen Konzepte in die Lage versetzt, neue Erfahrungen zu integrieren. Das geschieht gelegentlich um den Preis der Verfälschung eines ‘assimilierten’ Inhalts, d. h., er wird in eine Schublade gezwängt, in die er nicht passt. Die Akkommodation ist demgegenüber nötig, wenn sich neue Erfahrungen nicht schlüssig in die mental schon vorhandenen Wissensstrukturen integrieren lassen und deshalb eine etwas ‚dramatischere’ Restrukturierung von zumindest Teilen des gesamten Wissensbestandes nötig ist (Paradigmenwechsel).


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