Die Zufallsstichprobe bezeichnet eine Stichprobe, bei der eine Zufallsauswahl aus einer bestimmten Population gezogen wird und die diese Population dann weitgehend repräsentiert.
Bei einer Zufallsstichprobe muss jedes Element der Grundgesamtheit eine positiv angebbare Wahrscheinlichkeit größer 0 besitzen, in die Stichprobe zu gelangen und jedes Element muss zumindest theoretisch die gleiche Wahrscheinlichkeit besitzen. Das entspricht dem Prinzip „Zufall“.
Praxis: Nur von Zufallsstichproben kann ein Rückschluss auf eine Gesamtheit gezogen werden. In der Praxis ist eine reine, völlig korrekte Zufallsstichprobe oft nur schwer möglich, da selten alle Elemente der Grundgesamtheit die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, in die Stichprobe zu gelangen. Dazu wäre nötig, dass alle Personen aus der Grundgesamtheit verfügbar sind. Benutzt man z.B. Adresskarteien, aus denen jede n-te Person in die Stichprobe gelangt, steht man immer vor dem Problem der Aktualität dieser Kartei. Personen können gestorben oder verzogen sein oder neu dazu gekommen und noch nicht registriert sein.
Die psychologische Forschung zeigt übrigens, dass der Umgang mit Zufall Menschen grundsätzlich schwerfällt, dennr sie glauben oft, zufällige Entscheidungen oder Reihenfolgen treffen zu können, tatsächlich unterliegen sie dabei jedoch systematischen Verzerrungen. Etwa neigen Menschen dazu, bei der Erzeugung vermeintlich zufälliger Zahlen- oder Entscheidungsfolgen Wiederholungen zu vermeiden, da sich solche Wiederholungen nicht mit ihrer intuitiven Vorstellung von Zufall vereinbaren lassen. Ein Beispiel: Wird eine „1“ gewürfelt, erscheint es vielen unwahrscheinlich, dass erneut eine „1“ fällt – obwohl bei einem echten Würfelwurf jede Zahl die gleiche Wahrscheinlichkeit hat. Dieses Alternieren von Ergebnissen führt dazu, dass ihre „zufälligen“ Entscheidungen letztlich zu regelmäßig ausfallen. Boger et al. (2025) haben in einer aktuellen Studie nicht nur danach gefragt, ob Menschen zufälliges Verhalten erzeugen können, sondern auch, wie individuell und stabil dieses Verhalten über verschiedene Kontexte hinweg ausfällt. In drei umfangreichen Experimenten baten sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer darum, wiederholt Zufallsfolgen zu generieren – sowohl in Form von Zahlenreihen als auch in räumlich unterschiedlichen Tastendrücken, wobei sich zeigte, dass jeder Mensch offenbar über eine Art „inneren Zufallsgenerator“verfügt, der sich von Person zu Person unterscheidet, aber innerhalb eines Individuums sehr konsistent bleibt. Diese Konsistenz zeigte sich nicht nur über verschiedene Aufgaben hinweg, sondern sogar über längere Zeiträume, denn in einem dritten Experiment wiederholte man die Tests mit denselben Personen nach einem Jahr und erhielt nahezu identische Ergebnisse. Die Art und Weise, wie Menschen Zufall „produzieren“, scheint also ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal zu sein, vergleichbar mit Eigenschaften wie Extraversion oder Risikobereitschaft. Menschen sind damit auf eine paradoxe Weise berechenbar unberechenbar, d. h., ihr scheinbar zufälliges Verhalten folgt individuellen Mustern, die sich statistisch erfassen und vorhersagen lassen. Zufall ist also nicht nur ein äußeres Prinzip der Welt, sondern auch ein psychologisches Phänomen mit individueller Prägung und mit stabilen Mustern, d. h., Menschen können sich nicht beliebig erratisch verhalten, denn ihre Fähigkeit, den Zufall zu „simulieren“, ist begrenzt und scheint mehr von ihrer Persönlichkeit als von ihrem Willen abhängig zu sein.
Literatur
Boger, T., Yousif, S. R., McDougle, S. D. & Rutledge, R. B. (2025). Random behavior is stable across tasks and time. Journal of Experimental Psychology, doi:10.1037/xge0001755.
Stangl, W. (2025, 17. April).
Die berechenbare Unberechenbarkeit: Über die individuelle Stabilität zufälligen Verhaltens. 🧑🎓 Psychologie-News.
https:// psychologie-news.stangl.eu/5742/die-berechenbare-unberechenbarkeit-ueber-die-individuelle-stabilitaet-zufaelligen-verhaltens.