Fafo ist ein in den sozialen Medien populär gewordener Erziehungstrend, der auf dem englischen Ausdruck “Fuck around and find out” basiert – sinngemäß: Mach etwas Dummes, und sieh, was passiert. Das Prinzip beschreibt, dass Kinder durch eigene Erfahrungen und die natürlichen Konsequenzen ihres Handelns lernen sollen, anstatt von Eltern ständig vor Fehlern bewahrt zu werden. Ziel ist es, Selbstwirksamkeit zu fördern und Machtkämpfe im Alltag zu reduzieren.
In der Praxis bedeutet das beispielsweise, dass Eltern ihr Kind ohne Jacke nach draußen lassen, damit es selbst spürt, dass es kalt ist. Im Gegensatz zu traditionellen autoritären Erziehungsstilen wird hier auf Zwang und moralische Belehrung verzichtet. Kritiker warnen jedoch vor der unreflektierten Anwendung des Trends. Da der Begriff „Fafo“ unscharf definiert ist, bestehe die Gefahr, dass Eltern zwischen humorvollem Ausprobieren und schadenfrohem „Geschieht dir recht“ nicht klar unterscheiden (Bertrams, zit. in Tages-Anzeiger, 2024).
Die Grundidee, dass Kinder durch natürliche Konsequenzen lernen, ist pädagogisch nicht neu. Ähnliche Ansätze finden sich in der Montessori-Pädagogik, die ebenfalls auf Erfahrungslernen setzt, jedoch in einem unterstützenden Rahmen. Das bedeutet: Eltern lassen Erfahrungen zu, greifen aber empathisch ein, sobald das Kind daraus lernt – ohne Spott oder Beschämung.
Da heutzutage Kinder stärker im Hier und Jetzt leben und daher die Folgen ihres Handelns schwerer abschätzen können, kan eine zu strikte Anwendung von Fafo daher zu Überforderung führen. Stattdessen empfiehlt sich ein balancierten Ansatz im Sinne des Positive Parenting Program: Risiken minimieren, ohne Kinder zu überbehüten, und alltägliche Machtkämpfe durch kluge Planung und Kommunikation vermeiden.
Literatur
Bertrams, A. (2024). Fafo – Kluge Methode oder gefährlicher Trend? Tages-Anzeiger. Abgerufen am 6. November 2025, von https://www.tagesanzeiger.ch/](https://www.tagesanzeiger.ch/
Montessori, M. (1964). The Montessori Method. New York: Schocken Books.
Sanders, M. R. (1999). The Triple P-Positive Parenting Program: Towards an empirically validated multilevel parenting and family support strategy for the prevention of behavior and emotional problems in children. Clinical Child and Family Psychology Review, 2(2), 71–90.