Boosting

Boosting bezeichnet in der Psychologie und Verhaltensökonomie eine Strategie zur Förderung eigenständiger und kompetenter Entscheidungsfindung. Im Gegensatz zum Nudging, das durch subtile Kontextgestaltung Verhalten lenkt, zielt Boosting darauf ab, die kognitiven und motivationalen Fähigkeiten von Individuen zu stärken. Durch Bildung, Training oder transparente Entscheidungshilfen werden Menschen befähigt, dauerhaft bessere und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Boosts gelten daher als ethisch vorteilhaft, da sie Autonomie und Kompetenz fördern, statt sie zu umgehen.

In der Psychologie beschreibt Boosting (von engl. to boost = „stärken“, „fördern“) eine verhaltenswissenschaftliche Intervention, die Menschen befähigen soll, selbstständig bessere Entscheidungen zu treffen. Der Ansatz steht in engem theoretischen Zusammenhang mit dem Konzept des Nudging, unterscheidet sich jedoch in seinem ethischen und methodischen Fundament (Hertwig & Grüne-Yanoff, 2017). Während Nudges darauf abzielen, durch Veränderung des Entscheidungskontexts Verhalten vorhersehbar zu beeinflussen – etwa durch die Standardwahl einer gesünderen Option – setzen Boosts auf Kompetenzaufbau und Einsicht.

Boosts können in Form von Schulungen, Informationsdarstellungen oder kognitiven Werkzeugen realisiert werden, beispielsweise durch „Faktenboxen“, grafische Risikokommunikation oder vereinfachte statistische Trainings (Rouyard et al., 2022). Dadurch sollen Individuen befähigt werden, komplexe Informationen besser zu verstehen und informierte Entscheidungen zu treffen. Ziel ist es, dass die Wirkung eines Boosts auch über den Zeitpunkt der Intervention hinaus anhält – etwa indem Menschen lernen, Wahrscheinlichkeiten realistischer einzuschätzen oder heuristische Fehler zu vermeiden (Herzog & Hertwig, 2025).

Empirische Befunde deuten darauf hin, dass Boosting insbesondere in Situationen mit Unsicherheit und Risiko Vorteile bietet. So fördert es langfristig adaptive Entscheidungsstrategien, während Nudges häufig auf situative Effekte begrenzt bleiben (Folke et al., 2021). In der wissenschaftlichen und ethischen Debatte gilt Boosting als Ansatz, der Transparenz und individuelle Autonomie wahrt (Reijula, Kuorikoski, Ehrig, & Katsikopoulos, 2018).

Boosting lässt sich als psychologisches Empowerment-Konzept verstehen, das auf Kompetenz statt Kontrolle setzt. Es steht für eine Entwicklung innerhalb der angewandten Verhaltenswissenschaften, die menschliche Entscheidungsfähigkeit nicht nur modelliert, sondern aktiv stärkt.

Literatur

Folke, T., et al. (2021). Boosting promotes advantageous risk-taking. Nature Human Behaviour. https://www.nature.com/articles/s41599-021-00942-3
Herzog, S. M., & Hertwig, R. (2025). Boosting: Empowering citizens with behavioral science. Annual Review of Psychology. https://www.annualreviews.org/content/journals/10.1146/annurev-psych-020924-124753
Hertwig, R., & Grüne-Yanoff, T. (2017). Nudging and boosting: Steering or empowering good decisions. Perspectives on Psychological Science, 12(6), 973–986.
Reijula, S., Kuorikoski, J., Ehrig, T., & Katsikopoulos, K. (2018). Nudge, boost, or design? Limitations of behaviorally informed policy under social interaction. Journal of Behavioral Economics for Policy, 2(1), 99–105.
Rouyard, T., et al. (2022). Boosting healthier choices. BMJ / PMC.
WWW: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9731323/


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