Psychologisierung

Der Begriff Psychologisierung bezeichnet aanz allgemein die zunehmende Anwendung psychologischer Konzepte, Kategorien und Denkweisen auf gesellschaftliche, soziale oder kulturelle Phänomene. Dies kann sowohl in der Alltagswahrnehmung als auch in wissenschaftlichen Diskursen auftreten. Dieser Begriff ist daher eine Bezeichnung für die im Zuge des Psychobooms vonstatten gegangene Individualisierung und Durchdringung der Alltagswelt vor allem der westlichen Gesellschaften mit psychologischen Kategorien, Denk- und Handlungsweisen. Ob Familie, Schule, Partnerschaft, Arbeitswelt, aber vor allem auch Gesundheits- und Sozialwesen – überall ist heute nicht nur psychologisches Grundwissen gefragt, sondern es stehen auch wissenschaftlich ausgebildete psychologische Berater und Fachleute zur Lösung von Problemen und Konflikten zur Verfügung. Problematisch erscheint allerdings langfristig eine zunehmende Delegierung eigener Problemlösekompetenz auf Experten.

Insgesamt gibt es in den letzten Jahrzehnten ein komplexes, wechselseitiges Verhältnis zwischen psychologischem, wissenschaftlichem Wissen und Alltagswissen. Bei Psychologisierungen handelt es sich um vielfältige, kontextspezifische Phänomene.

Psychologisierung im Alltag und in der Gesellschaft

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird psychologisieren oft abwertend verwendet, um zu kritisieren, dass komplexe Sachverhalte zu stark vereinfacht oder übermäßig psychologisch interpretiert werden. Ein Beispiel hierfür ist die Diskussion um die Trauerbewältigung, denn während einige Experten die Bedeutung psychologischer Unterstützung betonen, warnen andere davor, Trauer zu schnell als pathologisch zu deuten, und argumentieren, dass eine zu starke Psychologisierung die sozialen und kulturellen Aspekte des Trauerprozesses übersehen könnte.

Kritik an der Psychologisierung

Kritiker der Psychologisierung warnen vor einer Überbetonung psychologischer Erklärungsansätze, die andere relevante Faktoren wie soziale, kulturelle oder strukturelle Einflüsse vernachlässigen könnten.

In der Philosophie wurde der Begriff Psychologismus geprägt, um die Reduktion von logischen oder erkenntnistheoretischen Phänomenen auf psychologische Prozesse zu kritisieren, denn Denken und Logik sollten nicht nur als psychische Funktionen betrachtet werden, sondern auch als normative und universelle Kategorien.


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