Der g-Faktor (general intelligence) oder Generalfaktor bezeichnet in der psychologischen Intelligenzforschung einen allgemeiner Intelligenzfaktor, der den spezifischen geistigen Fähigkeiten eines Menschen zugrunde liegt und daher durch jede Aufgabe in einem Intelligenztest gemessen wird. Nach der Intelligenztheorie Spearmans wird also davon ausgegangen, dass es eine allgemeine Intelligenz gibt, und daneben zusätzlich spezifische Begabungsfaktoren (s-Faktoren), die die Leistungen in einzelnen Aufgabenbereichen neben dem g-Faktor bestimmen. Der Allgemeine Faktor der Intelligenz beruht auf der statistischen Beobachtung, dass in vielen Intelligenzleistungen mehr oder weniger stark ein allgemeiner Intelligenzfaktor mitwirkt. Mit keinem anderen psychologischen Konstrukt kann die Berufsleistung so genau vorhergesagt werden wie mit dem g-Faktor, allerdings stellt er nur einen groben Orientierungswert für das Intelligenzprofil eines Menschen dar.
Nach Raymond Bernard Cattell verfügt der Mensch über eine fluide und eine kristalline Intelligenz, die beide eng miteinander verknüpft sind. Die fluide Intelligenz ist uns weitgehend angeboren, wobei dazu eine schnelle Auffassungsgabe und ein gutes Gedächtnis zählen. Dadurch gelingt es etwa Kleinkindern, erstaunlich schnell sprechen zu lernen und sich ohne Vokabellernen einen Wortschatz anzulegen. Menschen, die in fortgeschrittenem Alter noch einmal eine neue Sprache lernen, können diese Fähigkeit nur mehr bedingt erreichen, denn im Laufe des Lebens geht die fluide Intelligenz zurück, wobei sie etwa 25 Jahren sie immer mehr abnimmt, während die kristalline dafür noch lange wachsen kann und erst mit 60, 70 Jahren oder noch später abnimmt, bei manchen Menschen auch nie. Die kristalline Intelligenz umfasst unter anderem das verbale Ausdrucksvermögen, das Fachwissen und die soziale Kompetenz, beruht weitgehend auf Übung, setzt Gelerntes zueinander in Beziehung und wird kulturell beeinflusst. Man bezeichnet sie auch als die Pragmatik der Intelligenz im Gegensatz zur fluiden Mechanik des Geistes, die die Geschwindigkeit und Genauigkeit der Informationsverarbeitung meint. In jungen Jahren, wenn diese Mechanik noch gut funktioniert, nutzen man vor allem die fluide Intelligenz zur Aneignung von Wissen, während die kristalline Intelligenz dieses Wissen verknüpft. So entsteht Erfahrung, wobei ein großer Schatz an Erfahrung auch den biologischen Abbau der intellektuellen Leistungsfähigkeit kompensieren kann.
Welchen Anteil fluide und kristalline Intelligenz jeweils zuden geistigen Fähigkeiten eines Menschen beitragen, verschiebt sich im Laufe ihres Lebens. Der Generalfaktor, der sich aus beiden zusammensetzt, bestimmt somit den Intelligenzquotienten und bleibt nicht ein Leben lang gleich, sondern er beziffert lediglich, wie intelligent ein Mensch im Vergleich zu Gleichaltrigen aus demselben Kulturkreis ist. Wenn Kinder mit 8, 12 und 16 Jahren bei Tests immer den gleichen Intelligenzquotienten zeigen, sagt das nichts über ihre tatsächliche Leistungsfähigkeit, sondern sie sind nur stabil in der Rangfolge ihrer Vergleichsgruppe geblieben und haben sich im Vergleich zu ihren Peers durchschnittlich entwickelt. Entsprechend kann man auch nicht beurteilen, ob die Intelligenz ab einem bestimmten Alter abnimmt, indem man den Intelligenzquotienten von 20-Jährigen mit dem von 70-Jährigen vergleicht, denn beide setzen sich aus unterschiedlichen Faktoren zusammen.
Grundsätzlich können Menschen zwar alles lernen ob Sprachen, Musik oder Mathematik, doch setzt das Gehirn dieser Lernfähigkeit Grenzen, wobei diese Fähigkeit zu lernen mit der individuellen Intelligenz eng verbunden ist. Man weiß allerdings, dass besonders intelligente Gehirne sich dadurch auszeichnen, dass sie generell viele Sachen besonders gut lernen können, d. h., dass eine gewisse Leichtigkeit beim Erlernen neuen Stoffs charakteristisch für intelligente Menschen ist. Aber auch wenn die geistigen Grundvoraussetzungen erfüllt sind, ziehen zahlreiche Merkmale im Gehirn die Grenzen für die Lernfähigkeit, also etwa der Grad der Vernetzung der vorderen und hinteren Hirnarealen. Davon hängen etwa ab die logischen Fähigkeiten Schlüsse zu ziehen, die Fähigkeit Ursache und Wirkung zu unterscheiden, die Abstraktionsfähigkeit und die Fähigkeit zum Aufbau symbolischer Repräsentationen.
Siehe dazu Was ist Intelligenz?
Der Begriff G-Faktor kann sich übrigens auch auf andere Bereiche beziehen:
Der g-Faktor in der Physik: Der g-Faktor, auch Landé-Faktor genannt, ist ein dimensionsloser Faktor, der die magnetischen Momente von Teilchen wie Elektronen und Atomkernen beschreibt.
Der g-Faktor im Sport: Der g-Faktor im Sport bezieht sich auf die Beschleunigungskräfte, denen Athleten während des Trainings oder Wettkampfs ausgesetzt sein können. Diese Kräfte werden in g gemessen und können je nach Sportart sehr unterschiedlich sein.
Der g-Faktor in der Finanzwelt: Der g-Faktor kann auch als Abkürzung für das Wort „growth“ verwendet werden, insbesondere im Zusammenhang mit dem Wachstum von Unternehmen oder Wirtschaften.