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Diversität

    Diversität bzw. Vielfalt ist ein Konzept der Sozialpsychologie, das analog zum im englischen Sprachraum verwendeten Begriff diversity für die Unterscheidung und Anerkennung von Gruppen- und individuellen Merkmalen benutzt wird. Diversität bezeichnet dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen oder Gruppen, die sich auf individueller, institutioneller und struktureller Ebene finden lassen. Diversität lässt sich aber auch auf die wirtschaftliche, kulturelle und soziale Vielfalt in menschlichen Gesellschaften beziehen, wobei mitunter verschiedene Dimensionen von Unterschieden zwischen Menschen gefasst werden: ethnische und kulturelle Herkunft, Geschlecht, Gesundheit, Krankheit, Behinderung, sexuelle Orientierung, Alter, z. T. auch der Zugang zu Ressourcen sowie Bildungschancen und finanzielle Möglichkeiten. Der Aspekt der Bildungsschancen findet sich häufig in pädagogischen Arbeitsfeldern, wobei es darum geht, die Differenzen bzw. Differenzlinien als Ressource anzuerkennen und Gemeinsamkeiten zu finden und zu nutzen. Das Ziel dieses Ansatzes ist es, nicht nur auf die Vielfalt der Differenzlinien und die Heterogenität von Identitäten aufmerksam zu machen, sondern auch die Verknüpfungen mit Fragen von Macht und Abhängigkeit ins Bewusstsein zu rücken. Der Diskurs findet oft auf dem Hintergrund interkultureller Pädagogik statt, um die Bedeutung kultureller Zugehörigkeiten und Unterschiede kritisch zu dekonstruieren, indem auf die Mehrdimensionalität und Intersektionalität der Kontexte hingewiesen werden soll, in denen individuelle Identitätsbildung und Lebenspraxis situiert ist. Damit soll ein selbstreflexiver Umgang mit eigenen Identitätskonstruktionen, sozialen und kulturellen Einbettungen sowie deren Verschränkung mit Dominanz- und Unterordnungsstrukturen ermöglicht werden.

    Die daraus auf dem Hintergrund sozialer Diskriminierung häufig erhobene Forderung nach Diversität bezieht sich somit meist auf äußere Merkmale der Menschen, etwa auf das Geschlecht, die Hautfarbe, die Herkunft und andere unveränderliche Attribute, wobei durch Diversität neue Perspektiven und Sichtweisen auf die Dinge ermöglicht werden sollen, von denen eine Gemeinschaft als Ganzes profitieren könne. Allerdings tritt oft das Milieu, das sich am lautesten für Diversität stark macht, als meist recht homogene, konforme Blase auf, denn alle scheinen die gleiche Sicht auf die Dinge, die gleiche Vorstellung von Richtig und Falsch sowie Gut oder Böse zu haben und abweichende Meinungen heftig zu attackieren, in diesem Sinne hohe Gruppenloyalität zu zeigen. In diesem Widerspruch offenbart sich die menschliche Ambivalenz zum Thema Konformität, denn auf der einen Seite wird Menschen applaudiert, die der Linie einer Gruppe folgen bzw. ihre Werte vertreten und sich sonst konform zeigen, andererseits provozieren Mitläufer aber Kritik und Abwertung, denn Konformisten werden oft als schwach, ängstlich und rückgratlos betrachtet.

    Wer dann aus vermeintlichem Eigeninteresse als Mitläufer auftritt und sich der Mehrheitsmeinung einer Gruppe unterwirft, erntet in der Regel negative Reaktionen, steht aber hinter konformem Verhalten das ebenfalls vermeintliche Motiv, die Interessen der Gruppe zu schützen oder sich für die Belange Einzelner einzusetzen, dann wird das als guter Konformismus betrachtet. Hier zeigt sich ein gewisser Zusammenhang zur Problematik der Lüge, denn eine Lüge wird dann als besonders verwerflich betrachtet, wenn sie vor allem dem Eigeninteresse dient, während wohlwollende Lügen hingegen als gut gelten, manchmal sogar besser bewertet werden als Ehrlichkeit.

    Literatur

    Hormel, U. & Scherr, A. (2004). Bildung für die Einwanderungsgesellschaft. Perspektiven der Auseinandersetzung mit struktureller, institutioneller und interaktioneller Diskriminierung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Diversit%C3%A4t_(Soziologie) (17-03-14)
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-mitlaeufer-konformitaet-1.5118387 (20-11-18)


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