Adaptives Lernen ist ein psychologisches Lernkonzept, nach dem die Art der Wissensvermittlung an den Wissensstand, die Lernpräferenzen und das Umfeld des Lernenden angepasst werden müssen, um einen vergleichbaren Lernerfolg für alle Lernenden zu erzielen. Adaptives Lernen meint daher die Anpassung des Lernangebots an die individuellen Unterschiede der Lernenden, damit alle gleichermaßen gefördert werden können. Das ist in vielen Fällen notwendig, da Vorwissen, Lernverständnis und Lernvoraussetzungen nicht bei allen Lernenden gleich sind, d. h., für einen Lernenden mag es langweilig sein, sich mit theoretischen Grundlagen zu beschäftigen, weil er diese bereits kennt, der andere Lernende bringt kein Vorwissen mit und wäre möglicherweise dabei überfordert, sofort mit praktischen Übungen zu beginnen.
Ein adaptives Lernprogramm passt sich demnach an das Vorwissen, die Informationsverarbeitungskapazität, die Lernfähigkeiten und die Präferenzen des Lernenden an, wobei die Bearbeitungszeit zur Erreichung von Lernziele individuell stark variieren kann. Es gibt dabei auch nicht nur einen einzigen richtigen Lernweg, sondern unterschiedliche Lernwege und Optionen, die gewählt werden können. Hinzu kommt, dass die Lernmotivation für den Lernerfolg mitverantwortlich ist, wobei eine hohe Lernmotivation die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Lernstoff fördert. Adaptives Lernen fördert sowohl die extrinsische als auch die intrinsische Motivation, wobei ein bestimmtes Ziel zu erreichen, im Vordergrund steht.
Adaptives Lernen wird oft mit den neuen Technologien in einem Atemzug genannt, ist aber wahrlich keine neue Erfindung, denn so war Unterricht schon immer ohne an die Lernenden angepasste Inhalte zu gestalten, ein Ding der Unmöglichkeit, denn alle Lernenden haben individuelle Bedürfnisse. Bei der Methode adaptiven Lernens passen sich LehrerInnen ganz selbstverständlich an das Niveau, die Erwartungen und Lücken ihrer jeweiligen SchülerInnen an. Allerdings hat vor allem das digitale adaptive learning angesichts der technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre einen zusätzlichen Schub erfahren und somit eine größere Verbreitung gefunden, denn die neuen Medien bieten früher nie da gewesene Möglichkeiten zur individuellen Unterrichtsgestaltung.
Parker (2016) nennt sieben Gründe für institutionelles und organisationelles Lernen, warum adaptives Lernen in diesen Bereichen funktionieren kann:
- Zeit: Adaptives Lernen bedeutet Lernen zum richtigen Zeitpunkt, just in time, on demand. Nun lässt sich einwenden, dass es etwas kurzfristig ist, sich eine Fähigkeit vormittags anzueignen, wenn der Job nachmittags ansteht. Aber wie sinnvoll ist eine Schulung, deren Inhalte ihre Mitarbeiter Monate später oder vielleicht nie anwenden werden? Adaptives Lernen ermöglicht den MitarbeiterInnenn, Neues beizeiten zu lernen, regelmäßig zu verinnerlichen und bei Bedarf aufzufrischen, etwa durch Quizformate oder neue, kompakte Inhalte und Übungen.
- Technologie: Technologie ist das Herzstück des adaptiven Lernens. Oder besser gesagt: die technologische Barrierefreiheit. Wenn die mobile Technik läuft, läuft adaptives Lernen: im Hosentaschenformat, im Flieger, zwischendurch, mit kleinen Lern-Einheiten „to go“ – und selbstverständlich auch am Laptop oder Office Desk. Adaptiv zu lernen heißt einfach: technologische Möglichkeiten optimal zu nutzen, um optimal zu lernen.
- Flexibilität: Zum einen vermittelt adaptives Lernen Inhalte in allen Formaten: Videos, Texte, Tabellen, Grafiken, Bilder und spielerische Angebote. So ergibt sich für jeden Lerntyp die richtige Kombination. Zum anderen vermittelt adaptives Lernen Inhalte zum richtigen Zeitpunkt – nämlich dann, wenn Ihre Mitarbeiter fundiertes Wissen und spezifische Details brauchen. Zum Beispiel vor einem entscheidenden Pitch, vor einem wichtigen Verkaufsgespräch oder in einer komplexen Entwicklungsphase eines neuen Produktes.
- Beteiligung: Adaptives Lernen bietet starke Tools zur Beteiligung der Lernenden an der Trainings- oder Unterrichtsgestaltung und zur Vermittlung der für die Teilnehmenden wirklich relevanten Inhalte – angereichert mit multimedialen und interaktiven Lern-Happen wie Videos oder Quiz-Modulen.
- Belohnung: Wir sind ein Homo Oeconomicus: Wenn wir etwas investieren (also Zeit ins Training und Lernen), dann wollen wir dafür euch einen Ertrag. Der muss nicht immer monetär oder sachlich sein: Schon ein Punktesystem mit spielerischen Lernelementen kann einen wirksamen Anreiz zum Lernen darstellen. Adaptives Lernen schafft dafür die besten Voraussetzungen.
- Fortschritte: Der Schlüssel zu jedem erfolgreichen Training ist: der Erfolg. Die Lernenden müssen möglichst unmittelbar den Lernerfolg und die gemachten Fortschritte spüren. Adaptives Lernen nutzt simple und unterhaltsame Tools, mit denen sich nach jeder Trainingseinheit die Lerneffekte erfassen lassen – Stichwort Gamifizierung.
- Interaktion: Ein guter alter Anglizismus hat seinen festen Platz im deutschen Sprachgebrauch: Learning by doing. Und das zu Recht. Skifahren lernt man ja auch nicht im Klassenzimmer, sondern am Berg. Adaptives Lernen kann ein wenig vom Pulverschnee-Hang in den Seminarraum, auf den Bildschirm, ins Smartphone holen – in dem es spannende, anregende und interaktive Lernwelten schafft.
Literatur
Parker, B. (2016). Die sieben Vorteile des Adaptiven Lernens.
WWW: https://www.connectsolutions.ch/de/blog/die-sieben-vorteile-des-adaptiven-lernens (17-09-08)