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The Self-Other Knowledge Asymmetry Model – SOKA-Model

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Im Laufe ihres Lebens müssen Menschen häufig ihr Können oder ihre Begabungen einschätzen, etwa wenn es darum geht, ob man den Anforderungen eines Berufs gerecht werden kann oder ob man ausreichend auf eine bevorstehende Prüfung vorbereitet ist. Aus der Forschung weiß man, dass solche Selbsteinschätzungen meist nur geringe Korrelationen mit objektiven Leistungsmaßen aufweisen, denn gerade in Bereichen, in denen Menschen schlechter abschneiden, tendieren sie dazu die eigene Leistung zu überschätzen. Bisherige Studien haben gezeigt, dass Fremdeinschätzungen durch andere Menschen ähnlich hoch und zum Teil sogar höher mit der tatsächlichen Leistung oder Begabung übereinstimmen als die Selbsteinschätzungen, wobei sogar unbekannte Menschen anhand von wenigen Informationen bereits ein gutes Bild von der Intelligenz anderer Menschen zu haben scheinen.

    Simine Vazire (2010) hat zu diesem Zweck das Self-Other Knowledge Asymmetry (SOKA) Modell entwickelt – Modell der Assymetrie von Selbst- und Fremdeinschätzungen -, wobei sie anhand der Beobachtbarkeit und der (Un-)Erwünschtheit einer Eigenschaft die vier Quadranten des Johari-Fensters (Luft & Ingham, 1955) zugeordnet:

    • Johari-Fensterder Open Area (die sowohl dem Selbst als auch Anderen zugänglich ist),
    • dem Blind Spot (der zwar dem Selbst unbekannt aber Anderen bekannt ist),
    • der Hidden Area (die zwar Anderen unbekannt aber dem Selbst bekannt ist) und
    • der Unknown Area (die weder dem Selbst noch Anderen bekannt ist).

    Nach dem SOKA-Modell haben andere Menschen gegenüber einem selbst vor allem Vorteile bei der Einschätzung gut beobachtbarer Eigenschaften, die weder besonders erwünscht noch unerwünscht in der Gesellschaft sind. Menschen sind zwar relativ gut über ihre neurotischen Züge wie etwa Ängstlichkeit informiert, doch in Bezug auf Intelligenz und Kreativität sind eher Freunde und sogar manche Fremde die besseren Beurteiler.

    Im Alltag machen sich Menschen relativ schnell ein Bild von anderen, wobei dieses Bild nur teilweise das Ergebnis sorgfältiger Beobachtung und Auswertung dessen ist, was man in Erfahrung bringen kann. Vielmehr entwickelt man auf der Grundlage von Erfahrungen spontan ganz bestimmte Urteile, Eindrücke, und verallgemeinern dann das Beobachtbare, ordnen das Wahrgenommene in gedächtnismäßig gespeicherte Schemata, Raster und Schubladen ein, ergänzen das Wahrgenommene durch Annahmen und Denkgewohnheiten.

    Mit dem SOKA-Modell wollte Simine Vazire zeigen, dass Freunde und Bekannte zwar Gefühle und Ängste nicht unbedingt gut lesen können, denn diese können Menschen recht gut verbergen und überspielen, diese sind aber treffsicherer als diese selbst, wenn es um Merkmale geht, die nach außen sichtbar werden wie Intelligenz und Kreativität. Offenbar hat das Selbst vor allem dabei Probleme, wünschenswerte oder nicht wünschenswerte Bereiche der eigenen Persönlichkeit einzuschätzen. Hinzu kommt, dass es für einen Menschen auch nicht so belastend ist, einem anderen Menschen Klugheit oder Attraktivität abzusprechen, als sich selbst einzugestehen, dass man nicht besonders gescheit oder nicht besonders attraktiv ist. Bei der Selbst- und Fremdeinschätzung kommt es daher häufiger zu Missverständnissen und unterschiedlichen Bewertungen von Merkmalen.

    Literatur

    Vazire, Simine (2010). Who knows what about a person? The Self-Other Knowledge Asymmetry (SOKA) Model. Journal of personality and social psychology, 98, 281-300.
    https://psychologie.uni-graz.at/de/dips/forschen/selbst-und-fremdeinschaetzungen-von-begabungen-soka/ (19-12-12)


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