Die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses beträgt etwa sieben Objekte, wobei der Wert von einem Individuum zum anderen nicht mehr als um etwa plus oder minus zwei schwankt. Das bedeutet, dass man eine willkürliche Folge von Ziffern der Länge 5 noch im Kurzzeitgedächtnis behalten kann, beispielsweise 2 7 6 4 9, von einer Folge der Länge 15, beispielsweise 2 7 6 5 8 3 7 5 8 4 3 6 6 7 5, jedoch nur Bruchstücke. Das Gedächtnis hilft sich allerdings dabei, indem es die Information in Bündeln (chunks) zusammenfasse, deren Beschaffenheit sich danach richtet, welche Inhalte das Langzeitgedächtnis zur Verfügung stellt. Ein Bündel bildet jedenfalls eine semantische Einheit, ein Konzept, wofür beispielsweise Wörter oder auch Bilder in Frage kommen. Eine Folge von fünf willkürlich gewählten bekannten Wörtern ist ebenso leicht oder schwer zu merken, wie eine Folge von fünf Ziffern oder fünf Buchstaben, obwohl die fünf Wörter zusammen wesentlich mehr als sieben Buchstaben umfassen. Bei einer langen Wortliste von mehr als neun Wörtern wird der Versuch ebenso unmöglich wie bei einer langen Buchstabenliste.
Miller (1956) hat in seinen Forschungen festgestellt, dass das Arbeitsgedächtnis in der Lage ist 7 (+/- 2) Elemente gleichzeitig vorzuhalten. Die Informationsmenge dieser Elemente (chunks) hängt allerdings von der Vorverarbeitung ab. Man kann sich einzelne Zahlen 1, 2, 4, 6, 9, 6, 7, 3 (…) versuchen zu merken oder die „chunks“ 12, 46, 96, 73 (…). Allerdings gilt diese Regel nur für die westliche Welt, denn etwa im Chinesischen, in welchem die Zahlwörter kürzer sind, merken sich Chinesen im Schnitt neun Ziffern. Das hat teilweise aber andere Ursachen – siehe dazu Speicherabhängige Gedächtnisformen.
Literatur
Miller, George A. (1956). The Magical Number 7, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information. Psychological Review, 63, pp. 81-97.