Unter einem Symbol versteht man ganz allgemein in einem weiteren Sinn ein Zeichen bzw. Sinnbild – also einen Gegenstand, eine Handlung, einen Vorgang -, das stellvertretend für etwas nicht gerade Vorhandenes oder Wahrnehmbares aber auch Gedachtes bzw. Geglaubtes steht. In einem engeren Sinn steht ein Symbol stellvertretend als Schrift- oder Bildzeichen mit verabredeter oder auch unmittelbar einsichtiger Bedeutung, das zu einer verkürzten oder bildhaften Kennzeichnung und Darstellung eines Begriffs, eines Objekts oder eines Sachverhalts verwendet wird. Ein Symbol kann aus psychologischer Sicht mit einer besonderen Konnotation einhergehen und/oder einen tieferen Sinn andeuten/ausdrücken, wobei Symbole oft eine starke Wirkung auf das Unterbewusstsein ausüben und somit das Verhalten von Menschen beeinflussen, sodass Symbole häufig spontane emotionale Reaktionen auslösen, die durch frühere Konditionierungen entstanden sind. Wesentlich ist nach Lacan aber auch, dass jedes Symbol nur innerhalb eines Systems, d. h., einer Welt von anderen Symbolen, existieren kann, denn ein Symbol allein kann nicht existieren. In der Entwicklungspsychologie ist das symbolische Denken prälogisch und geht als frühe Stufe des Denkens der Sprache voraus.
Eine wesentlich Bedeutung besitzt der Symbolbegriff in zahlreichen sozialwissenschaftlichen Kontexten, wobei etwa Cassirer, Freud, Jung, Lacan, Piaget, Stern oder Peirce zum Teil ein recht unterschiedliches Symbolverständnis zeigen. Gemeinsam ist dabei aber die Überzeugung, dass Symbole nur in einem Kontext entstehen und eben aus diesem auch verstanden werden können, was besonders das therapeutische Verhältnis betrifft. Dieses knüpft in der Regel an die frühe Erfahrung des Kindes an, an seine vorsprachliche Erfahrung, aber auch an die Irritationen, die dann im Leben eintreten, wenn die „Sagen-Welt“ der Erwachsenen sich der vorsprachlichen symbolischen Erfahrungen des Kindes bemächtigt. Der Begriff des Symbols wird etwa im Kontext der unterschiedlichen Richtungen der Psychoanalyse äußerst unterschiedlich verwendet: „Wenn Sigmund Freud von Symbol redet, dann meint er diejenigen Bewusstseinsinhalte, welche unbewusste Hintergründe ahnen lassen, welche die Rolle von Zeichen oder Symptomen von Hintergrundsvorgängen spielen; welche als quasi „Zerrbilder der Kunstschöpfung“, so in einem Brief an Wilhelm Fließ, biografisch – archäologisch zurückzuverfolgen und wiederherzustellen sind, welche reduktiv–konkretistisch auf kindliche Triebgeschichte und deren Verstörung verweisen. Wenn Carl Gustav Jung von Symbol redet, dann meint er einen nicht klar bestimmbaren, je tieferschichtig desto undeutlicheren Bedeutungskern, der alle möglichen Aspekte offen lässt bzw. in sich vereint; der also für verschiedenste Inhalte stehen kann, aber auf jeden Fall innerpsychisches Geschehen bildhaft ausdrückt, das sinnbildhaft mehr oder weniger Unbekanntes an sich hat und, da oft mythisch – sagenhaft – traumhaft beliehen ist, nie restlos deutbar ist. Jolande Jacobi, die Schülerin C. G. Jungs, hat die Jung’sche Position gegenüber der Freud’schen um den Hinweis verdeutlicht, dass der Symbolbegriff Sigmund Freuds eher zeichenhaft-indexikalisch zu verstehen, eben auf Zeit und Ort der Bedeutungssetzung zu beziehen sei. Wenn Jacques Lacan von Symbol redet, dann definiert er dieses – in der Nähe Freuds aber auch sich wiederum absetzend von diesem – aus einem Verständnis des Signifikanten, das sich nicht auf die Sache, sondern auf andere Signifikanten bezieht. Die Beziehung des Zeichens zum Ding ist hier – eher im Sinne der Kritikerin Jacobi – ausgelöscht; er sagt provokant: ‚das Symbol manifestiert sich … als Mord am Ding‘ “ (Mensen, 2017, S. 22).
Literatur
Mensen, K.-H. (2017). Wenn Bilder sich in Szene setzen. Von verstörten und rekonstruierten Beziehungen – zur synthetischen Kraft des Symbols. Musik-, Tanz& Kunsttherapie, 27, 18-31.
https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/KommNonverbale4.shtml (11-02-02)