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Moralkompetenz

    Moralkompetenz ist nach Georg Lind (2015, 2016) die Fähigkeit, moralische Probleme und Konflikte auf der Grundlage moralischer Prinzipien durch Denken und Diskutieren zu lösen, statt durch Gewalt, Betrug oder Unterwerfung unter die Führung durch Andere. Diese Kompetenz lässt sich gut am Verhalten von Menschen in Diskussionssituationen ablesen. Den meisten Menschen fällt es schwer, Argumente für und gegen eine Entscheidung nach ihrer moralischen Qualität zu beurteilen. Vielmehr bewerten sie Argumente danach, ob sie ihre eigene Meinung unterstützen oder sie in Frage stellen. Das ist auch der Grund, warum es oft schwierig und oft sogar unmöglich ist, solche Menschen mit Argumenten zu überzeugen.

    Moralkompetenz ist auch eine Schlüsselfähigkeit für die Demokratie, denn nur wer fähig ist, Probleme und Konflikte auf der Basis moralischer Prinzipien zu lösen, und zwar durch Denken und Diskussion, statt durch Gewalt, Betrug oder Unterwerfung unter Andere, kann sich selbst regieren. Demokratie ist dabei eine Lebensform, die nach internationalen Untersuchungen von den meisten Menschen gewünscht wird.

    Moralkompetenz lässt sich mit dem Moralische Kompetenz-Test messen, in dem Probanden zwei Geschichten vorlegt werden, in denen der Protagonist eine schwere Entscheidung zu treffen hat. Sie sollen entscheiden, ob die Entscheidung der Prota-gonisten richtig oder falsch war und danach auf einer Skala von -4 bis +4 jeweils sechs Pro- und sechs Contra-Argumente nach ihrer Akzeptabilität beurteilen. Die Argumente wurden so gewählt, dass sie die sechs moralischen Orientierungen zum Ausdruck bringen, die Lawrence Kohlberg zur Definition seiner Stufen der Moral gewählt hatte. Der Test misst dabei das Ausmaß, wie stark sich die Befragten an der moralischen Qualität der Argumente orientieren, statt an deren Meinungskonformität (Lind, 2015).

    Literatur

    Lind, G. (1978). Wie misst man moralisches Urteil? In G. Portele (Hrsg), Sozialisation und Moral, S. 171-201. Weinheim: Beltz.
    Lind, G. (2019). Moral ist lehrbar. Wie man moralisch-demokratische Kompetenz fördern und damit Gewalt, Betrug und Macht mindern kann. 4. Auflage. Berlin: Logos Verlag.
    Lind, G. (2016). Gemeinsames Lernen braucht Moralkompetenz. Gemeinsames Lernen, 2016, Heft 4, 42-47.
    Infobrief Schulpsychologie BW 2018, 18.
    Lind, G. (2019). Moralerziehung. In: J. Drerup & G. Schweiger, Hg.: Handbuch Philosophie der Kindheit, S. 252.258. Stuttgart: Metzler-Verlag.
    Lind, G. (2019). How to teach moral competence. 2nd Ed. Berlin: Logos.
    Lind, G. (2019). Krise der Demokratie. Die Psychologie kann helfen. report psychologie 03-2019, 8-10.
    Lind, G. (2020 / in press). Moral competence: what it means and how accountant education could foster it. In: M. Pinheiro & A. O. Costa, eds., Accounting ethics education. London: Routledge.
    Lind, G. (2020). Moral versus Ethik? Wie man beide im Unterricht wirksam fördern kann, ohne dass sie in Konflikt miteinander geraten. Eingeladener Vortrag im Institut für Philosophie der Universität Wien, am 22.1.2020. Mitgastgeber: die Tageszeitung Der Standard

     

     

     


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