Es wird zwischen zwei Arten von Konditionierung unterschieden. Die klassische Konditionierung, die sich mit dem Reiz-Reaktion-Verhalten und der operanten Konditionierung, die sich mit dem Verhalten-Belohnung-Verhaltens auseinander setzt. Ein neutraler Reiz wird dabei mit einem reflexauslösenden Reiz verbunden, wobei der neutrale Reiz später die Reaktion („bedingter Reflex“) alleine auslöst. In der operanten Konditionierung wird ein Verhalten durch das Herbeiführen einer Belohnung gelernt, wobei das Individuum selber entscheidet, wie oft es durch ein bestimmtes Verhalten belohnt oder bestraft wird.
Die meisten Situationen, in denen etwas gelernt wird (und das bedeutet nicht ‚Einsicht‘ sondern allein die Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens), lassen sich auf diese beiden Grundparadigmen des Lernens zurückführen. Meist sind die Verhältnisse aber komplexer und im Alltag treten vorwiegend Kombinationen dieser beiden Konditionierungformen auf. Ein ursprünglich neutraler Reiz, der durch klassische Konditionierung zu einem bedingten Reiz geworden ist, kann häufig die Rolle eines unbedingten Reizes übernehmen.
Beispiel: Geld, ein für ein Kind bedeutungsloser neutraler Reiz, kann, wenn es immer zeitgleich mit annehmen Dingen präsentiert wird, zu einem konditionierten Reiz werden, der Wohlgefühl auslöst, das mit einer realen Bedürfnisbefriedigung assoziiert ist. Dieser konditionierte, ursprünglich neutrale Reiz, kann bei Formen der operanten Konditionierung (Lernen am Erfolg) die Rolle der Belohnung übernehmen. Wenn also Menschen etwas für Geld tun, dann liegt da bereits eine Kombination mehrere Konditionierungen vor. Meist später im Leben findet neben den diesen beiden Haupt- bzw. Grundparadigmen des Lernens klassische Konditionierung und operante Konditionierung (Lernen am Erfolg) eine für den Menschen bedeutsame dritte Form des Lernens auf, das soziale Lernen. Menschen lernen sehr viel und effektiv von Vorbildern (Eltern, Geschwistern und Peers), wobei der Lernende zusätzlich eine aktivere Rolle als beim klassischen oder operanten Konditionieren einnimmt. Auch das Lernen am Modell lässt sich in viele verschachtelte und nacheinander auftretende Konditionierungen klassischer und operanter Art zerlegen.
Definitionen
1. Definition
Fachsprachlich ist bei der Konditionierung davon die Rede, einen Werkstoffe oder ähnliches vor der Bearbeitung an eine Bedingung anzupassen (zB Papier vor dem Drucken an Feuchtigkeit und Temperatur des Raumes).
Im psychologischen verwendet, bedeutet Konditionierung, dass durch einen Reiz eine Reaktion eintritt, die durch einen ursprünglich anderen Reiz ausgelöst wurde. Dies entstand durch die Annahme, dass jeder Mensch von Geburt an gleich ist und somit alles konditionierbar wäre (vgl. Drodowski, u.a.,1995, S. 1933. Zit.n.: Hacker, Aggression 155).
2. Definition
In „Die Deutsche Bibliothek“ ist davon die Rede, dass eine reflektorische Reaktanz mit einem neuen Reiz gekoppelt wird, um diesen stellvertretend für den ursprünglichen Reiz zum Auslöser der Reaktion werden zu lassen (vgl. Tewes, 1992, S. 187).
3. Definition
Im Lexikon der Psychologie wird erklärt, dass diese Bezeichnung in der experimentellen Psychologie für den Erwerb von Verhaltensweisen durch Lernen verwendet wird. Es wird in verschiedene Methoden zur Kontrolle und Beeinflussung von Verhalten unterschieden:
• Klassische Konditionierung: Ein neutraler Reiz wird mit einem reflexauslösenden Reiz vereinigt, damit der neutrale Reiz später die Reaktion („bedingter Reflex“) alleine auslöst.
• Operante Konditionierung, auch instrumentelle Konditionierung: Bei dieser Konditionierung wird nicht der vorausgehende Reiz, sondern eine negative oder positiver Verhaltenskonsequenz durch das Auftreten eines bestimmten Verhaltens beeinflusst. Voraussetzung hierfür ist, eine häufig dem Prinzip von Versuch und Irrtum folgende Handlung des Einzelnen, die direkt verstärkt wird (vgl. Gudemann, 1995, S. 233).
4. Definition
Im Allgemeinen definiert das kleine berufspädagogische Lexikon das Wort Konditionierung als eine Verknüpfung eines bestimmten Reizes mit einer bestimmten Reaktion. Gerade in der Lerntheorie spielt die Konditionierung eine wichtige Rolle:
• Klassische Konditionierung (Eingeführt durch Pawlow): Ein neutraler Reiz wird statt den ursprünglichen, unbedingten Reiz, der eine bestimmte Reaktion auslöst, ersetzt, sodass dieser auch der neutrale Reiz die Reaktion auslöst. ZB Lid-Schluss-Reflex: Ein Luftstoß veranlasst das Lid des Auges sich zu schließen, durch die Kopplung des Luftstoßes mit einem Lichtsignal wird die Reaktion übernommen und nach einigen Versuchen reicht das Lichtsignal selber um das Schließen des Lides auszulösen.
• Operante oder Instrumentelle Konditionierung: Diese Form wurde insbesondere durch Skinner begründet. Hier soll anhand einer „Belohnung“ der einen verstärkten Reiz darstellt eine bestimmte Reaktion (Handlung) zu einer bestimmten Situation auslösen, dH über eine Belohnung wird eine durch Versuch und Irrtum gewünschte Reaktion bis zur sicheren Beherrschung erlernt. ZB bestimmt ein Tier durch die eigene Handlung bei der operanten Konditionierung wie oft es belohnt wird und bei der der instrumentellen Konditionierung bestimmt der Experimentator das Erhalten der Belohnung durch das Einführen oder Forlassen einer Sperre (vgl. Grüner, Kohl, Georg, 1995, S. 108)
5. Definition
Im Lexikon der kybernetischen Pädagogik wird unter instrumentale und klasse Konditionierung unterschieden. Die instrumentale oder operante Konditionierung (Konditionierung, instrumentelle) begründet sich weitergehend durch die Theorie von Skinner und meint die Verstärkung von Verhaltensäußerungen, durch ersetzen von unbedingten durch bedingten Reizen. Es wird zwischen dem durch einen Reiz ausgelösten und einem spontanen, nicht durch Reize verursachtem Verhalten unterschieden.
Die klassische Konditionierung (Konditionierung, operante), auch die Pawlowsche Konditionierung genannt, definiert den Aufbau eines bedingten Reflexes durch das gleichzeitige oder zeitlich gering versetzten darbringen von einem Reflex auslösenden Reizes und einem irrelevanten Reizes. Ein bedingter Reflex erklärt eine Reaktion, der in der Individualgeschichte eines Lebewesens erlernt oder verlernt werden kann. Bei der klassischen Konditionierung werden Verhalten durch von Verhaltensäußerungen vorangegangene Reize gesteuert. Der Bereich des steuerbaren Verhaltens ist auf durch Reize auslösbare Verhaltensäußerungen beschränkt (zB im Hundeexperiment von Pawlow, dass die Speichelsekretion durch eine Glocke auslöst, dass durch den Reiz „Futter“ ursprünglich programmiert wurde)( vgl. Englert, 1966, S. 83).
Konditionierung in der Medizin
Konditionierte physiologische Reaktionen bei Drogenkonsum
Aus lerntheoretischer Sicht spielen in der Suchtentwicklung auf Basis des klassischen Konditionierens Lernprozesse eine Rolle, bei denen neutrale Reize (NS), wie z. B. die persönliche Umgebung des Drogenkonsumenten als äußerer Reiz, sowie innere Reize, wie beispielsweise Gefühle oder Erinnerungen an Konflikte, mit der Einnahme und Wirkung von Drogen (UCR) assoziiert werden unddann als konditionierte Reize (CS) das Drogenverlangen als CR auslösen.
- Nach einer von Pawlows Annahmen führt Drogenkonsum zu einem Konditionierungsprozess: Bei diesem Lernprozess besteht der konditionierte Reiz aus Schlüsselreizen der Umwelt, die zum Zeitpunkt des Konsums präsent sind, und aus einem unkonditionierten Stimulus, der auf den physiologischen Effekten der Droge basiert.
- Der wiederholte Drogenkonsum in einer gewohnten Umgebung führt dazu, dass sich eine Assoziation zwischen den dort gegebenen Schlüsselreizen und den physiologischen Effekten der Droge entwickelt und diese analog zu der Glocke in Pawlows Experiment die drogenbasierte Stimulation zuverlässig vorhersagen.
- Da der Körper stets bestrebt ist, ein inneres Gleichgewicht (Homöostase) zu erhalten, reagiert dieser mit Gegenmaßnahmen, indem er in der vertrauten Umgebung die Wirkung der Droge kompensiert (Neuroadaption).
- In dem Maß, in dem sich auf diese Weise eine zunehmende Toleranz gegenüber der Droge entwickelt, muss der Drogenkonsum stetig erhöht werden, um auch weiterhin in der vertrauten Umwelt den gewünschten Effekt zu erzielen.
- Die Annahme, dass Toleranz situationsspezifisch ist, konnte sowohl durch Tierversuche als auch durch Interviews mit Drogensüchtigen, die beinahe an einer Überdosis gestorben wären, bestätigt werden.
Die Konditionierung von Immunreaktionen
Organismen reagieren sehr empfindlich, wenn sie die Erfahrung machen, ihr Essen sei ungenießbar. So ist die Konditionierung einer Geschmacksaversion auch noch nach Stunden, die zwischen Reiz und Reaktion liegen, möglich. Man konnte in einer Versuchsreihe belegen, dass es ebenfalls möglich ist, eine Immunsuppression zu konditionieren, indem eine Geschmacksaversion gegenüber einer Trinklösung entwickelt wurde, die zu Unwohlsein führte. Diese Studie regte weitere Forschung an und führte zur Entwicklung der Psychoneuroimmunologie. Dieses interdisziplinäre und mittlerweile etablierte Forschungsgebiet beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwieweit die Regulation unseres Immunsystems autonom ist oder ob es, über unser Nerven- und Hormonsystem vermittelt, durch unser Erleben und Verhalten beeinflusst wird.
Eine Studie untersuchte, inwieweit neuropsychologische Mechanismen Placeboeffekte erklären können, die im Zusammenhang mit Allergien beobachtet wurden. In dieser Studie wurden Patienten mit einem chronischen Schnupfen aufgrund ihrer Allergie gegen Hausstaubmilben in folgende drei Gruppen aufgeteilt: Die Experimentalgruppe bekam ein Antihistaminikum, die Placebogruppe erhielt ein Placebopräparat und die Kontrollgruppebekam keinerlei Stimuli. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass infolge der Konditionierung sowohl in der Experimental- als auch in der Placebogruppe die Größe der Quaddeln signifikant vermindert war sowie ein deutlicher Rückgang der Symptome bei beiden Gruppen verzeichnet werden konnte, im Vergleich zur Kontrollgruppe. Man kam zu dem Schluss, dass sowohl die Konditionierung als auch die kognitive Erwartung der Patienten zu diesem Ergebnis geführt hatten. Die Studie kann somit als Basis für die zukünftige systematische Erforschung von Placeboeffekten in Kombination mit einer medikamentösen Therapie dienen und damit zu einem gesteigerten Wohlbefinden von Patienten beitragen.
Historisches
Edward Lee Thorndike erforschte Ende des 19. Jahrhunderts Problemlösen und die Rolle von Einsicht, wobei er in seinem paradigmatischen Experiment Katzen in einen Käfig setzte, der von innen durch Ziehen an einer Schnur zu öffnen war, legte außerhalb des Käfigs Futter hin und stoppte die Zeit, die die Katzen zur Selbstbefreiung benötigten. Seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen führten zur Theorie der instrumentellen Konditionierung. Die Theorie der Klassischen Konditionierung entstand eher zufällig, denn 1905 stieß der Physiologe Iwan Pawlow bei der Arbeit mit Hunden auf dieses Prinzip. Eine klassische Konditionierung erfolgt, wenn ein ursprünglich neutraler Reiz (etwa ein Ton) einen Reflex, zum Beispiel Speichelfluss oder Lidschluss auslöst. B. F. Skinner hat sich v.a. mit dem operanten Verhalten, also der Rückwirkung der Konsequenzen eines Verhaltens auf dasselbe, beschäftigt und das Prinzip der operanten Konditionierung beschrieben. Diese Lernprinzipien wurden ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Psychologie um die Prinzipien des Lernens am Modell (Bandura) und (mit Einschränkungen) des Lernens durch Einsicht ergänzt.
Psychologenwitz zur Konditionierung
Ein Mann ist auf dem Weg zur Arbeit und sieht hoch oben auf einem Balkon im obersten Stock die schönste Frau, die er je gesehen hat: blond, wohl proportioniert, charmant – und sie lächelt ihn an. Er würde alles tun, um ihr nahe zu sein. Also beschließt er, in den obersten Stock zu laufen. Er rennt die Treppen hoch, 1., 2., 3. Stock, er kommt langsam außer Atem, er rennt weiter. Als er schließlich außer Atem im 8. Stock ankommt, klingelt er an der Tür. Ein großer, muskulöser, verärgert aussehender Mann öffnet. „Darf ich die blonde Frau sehen?“ Bevor der Mann ausgeredet hat, beginnt der Koloss ihn zu verprügeln. Übersät mit blauen Flecken, humpelt der Mann zur Arbeit. Am nächsten Morgen steht sie wieder da. Sie lächelt. Wieder Gerenne in den 8. Stock. Diesmal kommt er gar nicht zu Wort, wird sofort zusammengeschlagen, fällt auch noch die Treppe hinunter und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Nachdem er verarztet und bandagiert wurde, muss er zwei Tage zu Hause bleiben. Am nächsten Tag läuft er wieder an dem Haus vorbei – sie steht wieder auf dem Balkon, strahlend. Er stemmt sich die Treppen hoch, denn rennen kann er nicht mehr. Als er endlich völlig außer Atem oben ankommt und klingelt, öffnet sie die Tür. Er schaut sie an und fragt: „Wo ist der große Typ?“
Literatur
Drosdowski, G. (1995). Brockhaus Enzyklopädie. Mannheim: Brockhaus.
Englert, L. (1966). Lexikon der kybernetischen Pädagogik und der programmierten Instruktion. Quickborn: Schelle.
Grüner, G., Kahl, O., Georg, W. 1995. Kleines berufspädagogisches Lexikon. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.
Gudemann, W., u.a. (1995). Lexikon der Psychologie. Güterslohn: Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH.
Tewes, U. (1992). Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme. München: R. Oldenbourg Verlag GmbH.
http://www.news4teachers.de/2016/04/lachen-weckt-die-schueler-auf-wie-humor-ihren-unterricht-verzaubert/ (17-07-10)