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Bildungsaspiration

    Der Zugang zu Bildung ist eine wesentliche Voraussetzung, um als Individuum an der Entwicklung in Gesellschaft und Wirtschaft teilhaben zu können. Bildungsaspiration bezeichnet dabei den Willen bzw. das Streben eines Menschen, sich zu bilden und weiterzubilden. Grundlage dafür ist die Annahme, dass Bildung etwas für das persönliche Leben eines Menschen bewirken kann.

    Daher werden in der Pädagogik unter Bildungsaspiration also vor allem die Erwartungen der Eltern hinsichtlich der Schulabschlüsse ihrer Kinder verstanden, denn die Bildungsaspiration von Kindern ist von Entscheidungen der Eltern abhängig, die diese im Verlauf des Bildungswegs ihrer Kinder treffen müssen. Wie oder warum diese Entscheidungen getroffen werden, ist dabei von unterschiedlichen Faktoren abhängig, etwa von Empfehlungen durch LehrerInnen, von Werten und Normen der jeweiligen Kultur, von Kosten-Nutzen-Betrachtungen oder auch dem Interesse am Statuserhalt. Manche Eltern orientieren sich auch an den schulischen Leistungen ihrer Kinder.

    Die Bildungsaspiration hängt in vielen Fällen von der sozialen Herkunft und der Bildungsnähe des Elternhauses zusammen, da etwa AkademikerInnen das Risiko, das mit dem Beginn eines Studiums eingegangen wird, ganz anders einschätzen als andere Eltern aus bildungsfernen Schichten, denn ein Studium kostet Geld und Zeit, und je nachdem wie hoch Eltern den Nutzen eines Studiums oder generell einer höheren Bildung einschätzen, sind diese bereit, dieses Risiko auch einzugehen. Somit stehen in Bezug auf Bildungsaspiration der sozioökonomische Status und die kognitiven Fähigkeiten in wechselseitiger Beeinflussung.

    Die schulische Leistung wird jedoch auch von Bezugsgruppen, die meist äußerst statushomogen sind, mit beeinflusst, sodass gesellschaftliche Herkunftseffekte die Erwartungen und auch den Erwartungsdruck oft zusätzlich verstärken. Dabei kann man zwischen realistischen und idealistischen Bildungsaspirationen unterscheiden, wobei realistische Aspirationen konkrete Dinge wie Schulleistungen oder Noten umfassen, während persönliche Vorstellungen, Hoffnungen, Wünsche und Eindrücke zu den idealistischen Aspirationen zu zählen sind. Beide Formen können dabei im Einklang oder aber im Gegensatz zueinander stehen. So bedingen realistische Aspirationen oft gute Schulleistungen, jedoch prägen Angst und eine geringe Erwartungshaltung die idealistische Aspiration, wobei die idealistische Aspiration meist einen stärkeren Effekt auf Kinder besitzt.

    Kinder aus AkademikerInnenfamilien verfügen im Allgemeinen über eine höhere Bildungsaspiration als andere, da ihnen schon früh vermittelt wird, dass Bildung selbstverständlich und auch gewinnbringend ist, nicht zuletzt auch deshalb, da AkademikerInnenfamilien über mehr finanzielle, soziale und kulturelle Ressourcen verfügen.

    Bildungsaspiration sagt daher auch voraus, wo jemand am Ende der Ausbildung landet. So verfolgen asiatischen Zuwanderer sehr hohe Bildungsziele und erzielen in fast allen Ländern auch höhere Bildungserfolge als die einheimische Bevölkerung. Das liegt auch daran, dass in den asiatischen Gesellschaften Bildung einen viel höheren Stellenwert besitzt, und zwar unabhängig von der sozialen Schicht. Dies geschieht allerdings oft zu einem höhen Preis, denn wie die Pisa-Studien zeigen, investieren asiatische SchülerInnen etwa fünfmal mehr Zeit in die Nachbereitung des Unterrichts als westeuropäische.

    Literatur

    Becker, B. (2010). Bildungsaspirationen von Migranten. Determinanten und Umsetzung in Bildungsergebnisse. Arbeitspapiere. Mannheim: Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung.
    Eder, Ferdinand & Dämon, Konrad (2010). Auswirkungen des Geburtsmonats auf Leistung, Bildungsaspirationen und Integration in der Schule (S. 141-150). In Suchań, Birgit, Wallner-Paschon Christina & Schreiner, Claudia (Hrsg.), TIMSS 2007. Mathematik & Naturwissenschaft in der Grundschule.
    Österreichischer Expertenbericht. Graz: Leykam.
    Stix, C. (2012). Bildungsaspirationen. Eine Analyse des aktuellen Forschungsstandes unter besonderer Berücksichtigung der Entstehung elterlicher Bildungsaspirationen. Wien: Diplomarbeit.


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