Unter einem Schema versteht man in der Psychologie ganz allgemein Emotionen, Gedanken und Verhaltensmuster, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erwirbt und die die individuellen Anschauungen und Verhaltensweisen bestimmen sowie auch Einfluss auf seine sozialen Beziehungen nehmen. Die Entwicklung solcher Schemata erfolgt in der Regel so, dass es dem Betroffenen nicht bewusst ist.
Ein Schema ist in der kognitiven Entwicklungstheorie Jean Piagets definiert als kognitive Denkeinheit zur Verarbeitung von Informationen. Eine Schema ist somit eine kognitive Struktur und besteht aus Elementen, die bestimmten Aufbaugesetzmäßigkeiten unterworfen sind. Eine solche Struktur regelt sich weitgehend selbst, d.h., sie stellt eine ursprüngliche Ganzheit dar und besteht aus einem System von Beziehungen und Transformationen. Die kognitiven Strukturen bestehen aus Gruppen von Schemata, die sich nach gewissen Entwicklungsgesetzen verändern.
Die Entwicklungspychologie zeigte schon sehr früh, dass Säuglinge bei der Geburt Fähigkeiten zur Organisation ihrer Wahrnehmung besitzen, etwa indem sie Klippen und Hindernisse wahrnehmen, Gesichter erkennen und auf Gesicht oder Stimme der Bezugsperson ganz spezifisch reagieren. Kinder verfügen daher bei der Geburt über Schemata als Organisationsprinzipien, die ihnen das Rezipieren und Lernen von Sinneseindrücken erleichtern bzw. erst ermöglichen. Viele dieser angeborenen Schemata dienen dem Schutz vor Bedrohungen, wie das Erkennen von Hindernissen, Klippen oder sich schnell nähernden Dingen, andere wieder unterstützen die Orientierung, wie etwa die in den ersten Lebenstagen erworbene Verbindung von Gesicht und Stimme der Mutter, andere unterstützen Lernprozesse, wie etwa die Fähigkeit, Sprachlaute in Kategorien und Regeln zu ordnen, oder die unterschiedliche Sensibilität bei der Einprägung von Informationen, je nachdem, wie wichtig sie für das Wohlbefinden des Kindes sind.
Literatur
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WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOGNITIVEENTWICKLUNG/
PiagetmodellGrundbegriffe.shtml (09-02-03)