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intermittierende Verstärkung

    Unter intermittierender oder auch partieller Verstärkung versteht man in der Lernpsychologie die nur gelegentliche Verstärkung einer Reaktion. Eine intermittierende Verstärkung führt zu langsamerem Erlernen einer Reaktion, ist aber deutlich löschungsresistenter als eine durch kontinuierliche Verstärkung erlernte Reaktion.

    Ein wesentlicher Aspekt der Wirksamkeit eines Tokensystems besteht im Übergang von kontinuierlicher zu intermittierender Verstärkung. Zum einen ist kontinuierliche Verstärkung außerhalb eines psychologischen Labors kaum möglich, zum anderen führt die intermittierende Verstärkung zu größerer Persistenz des Verhaltens (Stangl, 2018).

    Dieses Prinzip der Verhaltensänderung durch unmittelbare, variable Belohnungen lässt sich auch bei Glücksspielautomaten beobachten, wobei einige Experten diesen Mechanismus für suchtauslösend halten. Es geht bei dieser intermittierenden Verstärkung darum, in der richtigen Art und Weise mit dem Belohnungssystem des menschlichen Gehirns zu interagieren, d. h., es geht um den Kick der Überraschung. Wenn die Belohnung zufällig verteilt ist, bleiben Menschen länger dabei und wiederholen das auslösende Verhalten öfter.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Die Suchtwirkung der neuen Medien kann mit diesem Mechanismus der intermittierenden Verstärkung erklärt werden: „Dopamin, denken viele Menschen, wäre ein Glückshormon. Aber es gibt eine ganz spannende Untersuchung, die zeigt, Dopamin ist nicht Glück, sondern die Erwartung von Glück. Ein Affe wird in einem Gehege trainiert. Immer wenn ein Lämpchen angeht, weiß der Affe, dass er einen Hebel runterdrücken kann. Dadurch geht eine Klappe auf und dahinter liegt Futter. Das lernt der Affe und versteht den Mechanismus. Die Forscher messen jetzt das Dopamin im Affen-Körper. So können sie zeigen, dass das Maximum nicht dann erreicht ist, wenn es die Belohnung gibt, also wenn das eigentliche Glücksgefühl einsetzen müsste, sondern dann, wenn die Lampe angeht und der Affe anfängt zu erwarten, dass da gleich etwas Tolles ist. Jetzt waren die Forscher gemein und haben in das Experiment einen Zufallsmechanismus eingebaut. Das heißt, die Lampe leuchtet, der Affe drückt den Hebel, und hinter der Klappe liegt nur noch mit einer 50-prozentigen Chance das Futter. Was passiert also mit dem Dopamin im Affenhirn? Viele sind jetzt der Meinung, es müsste abnehmen. Der Affe ist genervt, weniger glücklich und freut sich nicht mehr so. Das Gegenteil ist der Fall. Das Dopamin schießt durch die Decke ab dem Zeitpunkt, an dem der Zufallsmechanismus eingebaut wurde. Grund dafür ist das kleine Wörtchen „Vielleicht“. Also, der Affe weiß nicht mehr, ob er belohnt wird oder nicht. Und das ist wie Heroin für unser Hirn. Jetzt kann man das aufs Menschsein übertragen. Man öffnet seine sozialen Medien oder irgendeine Newsseite und scrollt gefühlt fünf Kilometer mit dem Daumen runter, um am Ende festzustellen, verdammte Axt, da war doch nichts Interessantes dabei. Das ist genau der Fall von „Dopamin und vielleicht“. In den seltenen Fällen, dass ich doch etwas Interessantes sehe, werde ich eben belohnt, und es fühlt sich gut an. Die restliche Zeit habe ich jedoch nur die Sorge, etwas zu verpassen. Vielleicht übersehe ich etwas. Vielleicht ist in der Sprachnachricht doch etwas Interessantes drin.“ (Hervorhebung von mir; W. S.)
    Aus einem Interview von Florence-Anne Kälble mit dem Psychologen Leon Windscheid und Autor des Buchs „Hey Hirn! Warum wir ticken, wie wir ticken“.

    Literatur

    Stangl, W. (2018). Anwendung der operanten und instrumentellen Konditionierung. [werner stangl]s arbeitsblätter.
    WWW: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/KonditionierungToken.shtml (2018-05-28).


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