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Near-Miss Effect

    Als Near-Miss-Effect oder Knapp-Daneben-Effekt wird in der kognitiven Psychologie jener Denkfehler bei spielsüchtigen Menschen bezeichnet, der auf dem Irrglauben beruht, dass Spielergebnisse, die optisch oder akustisch nahe am Gewinn liegen, andeuten, dass bei den nächsten Spielversuchen ein Gewinn kommen könnte. Bei Menschen mit Spielsucht scheint dabei dieser Effekt stärker ausgeprägt zu sein als bei Menschen, die kein problematisches Spielverhalten zeigen. Neuropsychologische Untersuchungen wiesen nach, dass die Gehirnaktivität von Spielsüchtigen beim knappen Verfehlen eines Gewinns der Gehirnaktivität beim Gewinnen gleicht. Vor allem die Entwickler von Spielautomaten versuchen bei der Gestaltung der optischen und akustischen Rückmeldung der Spielergebnisse diesen Near-Miss-Effect auszunützen, da diese Reize generalisieren und Verstärkerqualität annehmen, denn bei Menschen mit Spielsucht zeigt sich, dass diese Reize und die Veränderungen der Reizsituation, die zusammen mit dem Gewinnen beim Spielen auftreten, zu sekundären oder konditionierten Verstärkern werden können, was wieder die Wahrscheinlichkeit des Weiterspielens erhöht. Viele Casinos erhöhen daher die Anzahl der Beinahe-Gewinne künstlich, um pathologischen Spielern das Gefühl zu geben, zu gewinnen, und daher weiter spielen.

    Aus therapeutischer Sicht ist der Near-Miss-Effect deshalb kritisch, da er dazu beiträgt, das problematische Spielverhalten aufrecht zu erhalten. Der Near-Miss-Effect tritt übrigens bereits bei Kindern im Alter von fünf bis zehn Jahren auf, sodass eine Prävention bereits frühzeitig ansetzen muss.

    Siehe auch Anzeichen der Spielsucht.

    Literatur

    Dixon, M. R., Nastally, B. L., Jackson, J. E., & Habib, R. (2009). Altering the Near-Miss Effect in slot machine gamblers.  Journal of Applied Behavior Analysis, 42, 913–918.
    Foxall, G. R. & Sigurdsson, V. (2012). When loss rewards: The near-miss effect in slot machine gambling. Analysis of Gambling Behavior, 6, 5-22.
    Habib, R. & Dixon, M. R. (2010). Neurobehavioral Evidence for the “Near-Miss” Effect in Pathological Gamblers. Journal of the Experimental Analysis of Behavior, 93, 313-328.
    Stangl, W. (2017). Anzeichen der Spielsucht. Werner Stangls Arbeitsblätter-News.
    WWW: http://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/anzeichen-der-spielsucht/ (2017-11-07).
    https://verhalten.wordpress.com/tag/psychologie/ (16-10-21)


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