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Ordnungsschwelle

    Die Ordnungsschwelle bzw. die Zeitordnung wird definiert als jene Zeitspanne, die zwischen zwei Reizen, insbesondere akustischen oder optischen, vergehen muss, damit diese als voneinander getrennt wahrgenommen werden können, aber auch in welcher Reihenfolge diese aufgetreten sind. Die Gleichzeitigkeit in der Wahrnehmung ist dabei ein komplexeres Phänomen, wobei man zwei Schwellen unterscheiden kann: Die Schwelle, ab der zwei Ereignisse als getrennt erkannt werden (Fusionsschwelle), die vom jeweiligen Sinnesorgan abhängig ist. So müssen optische Eindrücke 20 bis 30 Millisekunden auseinander liegen, um zeitlich getrennt zu werden, während für akustische Wahrnehmungen bereits drei Millisekunden ausreichen. Die Schwelle, ab der die Reihenfolge zweier Reize unterschieden werden kann (Ordnungsschwelle), ist unabhängig von der Art der Wahrnehmung etwa 30 bis 40 Millisekunden, richtet sich aber immer nach der langsamsten Reizübertragung.

    Die Ordnungsschwelle ist wohl eine der bestimmenden Größen der menschlichen Informationsverarbeitung und ist in gewissem Sinne eine Maßzahl für die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns. Wenn zwei Lichtquellen im Abstand von einer oder mehr Sekunden aufleuchten, so erkennt man ohne Schwierigkeiten, welche Lampe zuerst geleuchtet hat. Bei einem Abstand von nur einer Zehntelsekunde haben aber manche Menschen schon Probleme. Diese Ordnungsschwelle ist übrigens für alle Sinnesbereiche ziemlich gleich und liegt bei 30 bis 40 Millisekunden, wobei sich Menschen darin deutlich unterscheiden können.

    Erforscht hat man die Ordnungsschwelle vor allem im Zusammenhang mit dem Gehör, wobei zwei
    Klickgeräusche nacheinander den beiden Ohren dargeboten werden. Erfolgen diese Reize innerhalb einer gewissen Spanne und nicht gleichzeitig, werden diese beiden Reize als getrennt identifiziert. Je kürzer aber die Zeit zwischen den beiden Klicks ist, desto schwieriger ist es die Reihenfolge, also die zeitliche Ordnung, zu erkennen.

    Die Ordnungsschwelle ist bis zu einem gewissen Grad auch trainierbar, wobei vor allem für den auditiven Bereich Trainingsgeräte entwickelt wurden. Beim Wahrnehmen kurz aufeinanderfolgender Reize spielt übrigens auch die Konzentration eine Rolle, sodass Menschen bei der Messung der Ordnungsschwelle nicht immer gleiche Werte erreichen.

    Bedeutung der Ordnungsschwelle für das Lernen

    Es gibt viele Kinder, die bereits beim Spracherwerb mit ihrer Muttersprache überfordert sind, denn im Gegensatz zum Visuellen, mit dem man in der Regel stabil über eine gewisse Zeitspanne ein Objekt erfassen kann, muss der akustische Sinn äußerst schnell reagieren. Der Unterschied zwischen g und k, zwischen b und p oder d und t beträgt, wenn man diese Konsonanten normal schnell hintereinander ausspricht, gerade einmal 20 Millisekunden. Bei manchen Kindern ist ihr Gehirn zu langsam und sioe können daher beim Hören diese Konsonanten nicht mehr unterscheiden, da sie für sie ähnlich klingen.

    Kinder mit hoher Ordnungsschwelle können sich manchmal noch so sehr anstrengen, der Lehrerin oder dem Lehrer zu folgen, wenn zwei Reize für sie zu rasch aufeinander folgen, entstehen Lücken in der Rezeption, denn das Kind hat zwar die erste Information gehört, etwa dass es ein Heft aus der Schultasche nehmen soll, aber nicht gleichzeitig mitverstanden, welches Heft das nun sein soll, denn diese Information lag zu dicht an der ersten Information (Stangl, 2015).

    Literatur

    Stangl, W. (2017). Ordnungsschwelle und Lernen. Werner Stangls Texte zum Lernen.
    WWW: http://lernen.lerntipp.at/311/ordnungsschwelle-und-lernen (2017-09-27).
    https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitwahrnehmung (14-11-21)


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