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Fetales Alkoholsyndrom – FAS – FASD

    Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), auch Alkoholembryopathie (AE) genannt, bezeichnet die vorgeburtlich entstandene Schädigung eines Kindes durch von der schwangeren Mutter aufgenommenen Alkohol. Ist die Organbildung beim Kind zum Zeitpunkt des Alkoholkonsums bereits abgeschlossen, entstehen meist keine oder nur geringe körperliche Fehlbildungen, und das Kind zeigt nur geringfügige äußere Merkmale. Eine Schädigung des zentralen Nervensystems, mitunter einhergehend mit kognitiven und verhaltensbezogenen Störungen, kann dennoch vorliegen, wobei diese als Fetale Alkoholeffekte (FAE) bezeichnet werden. Unter dem im gleichen Sinn verwendeten Begriff FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) oder auch Fetale Alkoholspektrum-Störungen werden alle Formen von Schäden an Kindern, die durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verursacht wurden, zusammengefasst.

    Alkohol schädigt das Gehirn von der ersten Woche einer Schwangerschaft bis zur Geburt, wobei die Folgen für die Kinder fatal sein können, denn die körperlichen oder psychischen Einschränkungen begleiten und behindern die betroffenen Kinder oft ein Leben lang. Auch wird das Fetale Alkoholsyndrom oft erst spät erkannt, denn nicht immer sind es äußerliche Merkmale, die auf die Entwicklungsschädigungen in der Schwangerschaft durch Alkohol hinweisen, sondern Verzögerungen oder Störungen beim Lernen oder auffällige Verhaltensweisen. Viele davon betroffener Kinder lernen schwerer, brauchen für Aufgaben länger als andere oder fallen durch gestörtes Sozialverhalten auf.
    Menschen mit FASD haben geringere schulische und berufliche Perspektiven und schaffen es zu einem sehr hohen Prozentsatz nicht, eigenständig zu leben und ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen. Einer Langzeitstudie zu Folge konnte nur die Hälfte der Erwachsenen mit FASD jemals länger als ein Jahr ein Arbeitsverhältnis halten, wobei viele auf Grund der eingeschränkten Handlungsplanung und Emotionsregulation wiederholt straffällig werden. Nach Ansicht von Experten können bis zu zehn Prozent der Betroffenen als Erwachsene kein selbstständiges Leben führen und brauchen Betreuung. Wie sich der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft später im Kind manifestiert, hängt von vielen Faktoren ab, etwa von Schwangerschaftszeitpunkt und der Menge des Alkoholkonsums.

    Eine der weiteren negativen Konsequenzen, wenn ein Ungeborenes im Mutterleib Alkohol ausgesetzt ist, ist ein erhöhtes Suchtrisiko im späteren Leben des Kindes. Hausknecht et al. (2017) stellten fest, dass die pränatale Alkoholbelastung das Belohnungssystem im Gehirn verändert und dass sich diese Veränderung bis zum Erwachsenenalter hinein auswirken kann. Der Schlüssel scheint bei den Endocannibinoiden zu liegen, also Cannabis-ähnlichen Chemikalien, die vom Gehirn selbst produziert werden. Wenn das pränatale Gehirn Alkohol ausgesetzt ist, wird die Wirkung der Endocannibinoide herabgesetzt, da die Empfindlichkeit der Rezeptoren dafür gehemmt wird. Im Endeffekt reagieren dafür Neuronen, die Dopamin als Neurotransmitter benutzen, in der Folge empfindlicher auf Suchtmittel, so dass ein Betroffener später im Leben viel weniger Drogen benötigt, um süchtig zu werden. Dopamin beeinflusst bekanntlich die Emotionen und spielt daher bei der Suchtentwicklung eine bedeutende Rolle.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Im Buch „Mehrperspektivisches-Arbeiten in der Kinder-und-Jugendhilfe: ‚Steven M.‘ – ein Junge mit FASD“ von Annemarie Jost und Jan V. Wirth, die sich bereits seit Jahren intensiv mit dem Thema FASD befassen, erhalten Fachkräfte im Bereich der Sozialen Arbeit auf Grundlage eines konkreten Jugendhilfefalls Einblicke in das Krankheitsbild von FASD, die Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung, aber auch die Konflikte in Familie und Gesellschaft. Gleichzeitig werden Vorschläge für mögliche Förder- und Lernangebote, persönliche und rechtliche Unterstützung oder Therapien in typischen Fällen vermittelt. Dabei zielen die Autoren darauf ab, für Praktiker wie Entscheider aufzuzeigen, wie Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien am besten geholfen werden kann.

    Literatur

    Hausknecht, Kathryn, Shen, Ying-Ling, Wang, Rui-Xiang, Haj-Dahmane, Samir & Shen, Roh-Yu (2017). Prenatal Ethanol Exposure Persistently Alters Endocannabinoid Signaling and Endocannabinoid-Mediated Excitatory Synaptic Plasticity in Ventral Tegmental Area Dopamine Neurons. Journal of Neuroscience, 37, 5798-5808.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Fetales_Alkoholsyndrom (17-03-12)
    http://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/alkohol-schwangerschaft-schaden-100.html (17-07-11)



    [Quelle: https://youtu.be/zzjxrROycmE]

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