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absorbierender Geist

    Der Begriff absorbierender Geist wurde von der italienischen Pädagogin Maria Montessori geprägt, um die Fähigkeit von Kindern zu beschreiben, Wissen und Erfahrungen in einem sehr jungen Alter aufzunehmen und zu assimilieren. Laut Montessori haben Kinder im frühen Alter  einen absorbierenden Geist, der es ihnen ermöglicht, mühelos und fast automatisch neue Informationen und Fähigkeiten zu erlernen. In dieser Zeit sind Kinder besonders aufnahmefähig für ihre Umgebung und lernen durch Beobachtung und Imitation. Die Fähigkeit des absorbierenden Geistes bedeutet, dass Kinder in dieser Zeit eine erstaunliche Menge an Wissen und Fähigkeiten erwerben können, indem sie einfach ihrer natürlichen Neugier und Interesse folgen. Es ist daher wichtig, ihnen eine reiche Umgebung mit vielfältigen Erfahrungen und Materialien zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Lernbedürfnisse erfüllen können.

    Der absorbierende Geist umfasst in der phasenhaften Entwicklungstheorie Maria Montessoris den Zeitraum von der Geburt bis zu drei Jahren, in denen ein Kind unbewusst alles in sich aufnimmt und allmählich vom Unbewussten zum Bewussten über auf einem Weg wechselt, der „voller Freude und Liebe“ ist. Das menschliche Bewusstsein erscheint dabei als eine große Errungenschaft, doch diese Errungenschaft muss ein Kind teuer bezahlen, denn sobald es das Bewusstsein erlangt, kostet jedes neue Wissen harte Arbeit und Mühe. Die ersten drei Jahre bilden dabei die wichtigste Basis für alles spätere Lernen, aber auch für die Persönlichkeit eines Menschen. Bezeichnend für diese Periode ist vor allem der „absorbierende Geist“, womit Montessori die Geistesform des kleinen Kindes bezeichnet. Es ist eine Form der Intelligenz, die sich von der erwachsenen unterscheidet und es dem Kind ermöglicht, alle für ihn notwendigen Dinge aufzunehmen, ohne sie von Grund auf zu verstehen, wie es beim Erwachsenen notwendig ist. Der Erwachsene nimmt Eindrücke auf und füllt damit gewissermaßen sein Gedächtnis, das Kind jedoch absorbiert seine Eindrücke und wird eins mit ihnen und erlebt durch dieses Absorbieren eine Veränderung (Montessori, 1967).

    Damit Eltern und Erzieher die Bedürfnisse und Interessen der Kinder in der Phase des absorbierenden Geistes erfüllen, können sie dazu beitragen, dass die Kinder eine starke Grundlage für ihre zukünftige Entwicklung und Bildung aufbauen. Einige Beispiele:

    • Sprachentwicklung: Kinder haben in der Phase des absorbierenden Geistes ein erstaunliches Talent für Sprachen. Durch einfaches Zuhören und Nachahmen können sie mehrere Sprachen gleichzeitig erlernen. Eltern können ihre Kinder in diesem Alter durch Vorlesen, Singen von Liedern, Erzählen von Geschichten und Gespräche fördern.
    • Sensorische Erfahrungen: Kinder in dieser Phase lernen viel durch sensorische Erfahrungen. Sie sollten mit Materialien und Objekten in verschiedenen Formen, Texturen, Farben und Größen experimentieren, um ihre Sinne zu schulen.
    • Unabhängigkeit: Kinder in der Phase des absorbierenden Geistes sind bestrebt, unabhängig zu werden. Sie sollten durch einfache Aufgaben wie Anziehen, Aufräumen, oder Tisch decken dazu ermutigt werden, um ihre Selbstständigkeit zu fördern.
    • Konzentration: Kinder in dieser Phase können lange Zeiträume konzentriert arbeiten, wenn sie mit Materialien arbeiten, die ihrem Alter und Interesse entsprechen. Es ist wichtig, dass Eltern und Erzieher die Kinder nicht unterbrechen oder ablenken.
    • Musik und Kunst: Kinder in der Phase des absorbierenden Geistes haben ein besonderes Interesse an Musik und Kunst. Es ist wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, Instrumente zu spielen, Musik zu hören und zu malen.

    Siehe dazu das Konzept der Adaptation Piagets.

    Literatur

    Montessori, Maria (1967). Grundgedanken der Montessoripädagogik. Freiburg: Herder.
    Stangl, W. (20173, 17. Mai). Wie Eltern und Erziehende den absorbierenden Geist der Kinder fördern könne . Pädagogik-News.
    https:// paedagogik-news.stangl.eu/wie-eltern-und-erziehende-den-absorbierenden-geist-der-kinder-foerdern-koennen.


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