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Dissonanzreduktion

    Da Dissonanz vom Menschen als unangenehm empfunden werden, versuchen diese, die dissonanten Kognitionen in Einklang zu bringen bzw. diese in eine konsonante Beziehung zu bringen, um diesen negativen Gefühlszustand zu beenden. Diese Versuche zur Dissonanzauflösung werden auch als Dissonanzreduktion bezeichnet. Dabei lassen sich verschiedene Ansatzmöglichkeiten unterscheiden, die an einem der Entstehungsschritte der Dissonanzentstehung ansetzen:

    • Das zugrundeliegende Problem wird gelöst, wobei es dabei notwendig ist, den Blickwinkel zu ändern, um neue Lösungswege zu erkennen. Mit der Lösung verschwindet auch die Dissonanz.
    • Die Wünsche, Absichten oder Einstellungen werden aufgegeben oder auf ein erreichbares und somit konfliktärmeres Maß gebracht.
    • Die physiologische Erregung wird gedämpft, etwa durch Ablenkung beim Sport, durch ausgleichende Aktivitäten, durch Ruhe, Vermeidung von Stress, durch Meditation, Beruhigungsmittel, aber auch durch Alkohol- und Drogenkonsum.

    Auch Scheinlösungen und Ausreden können Dissonanzen reduzieren, etwa indem man die gefühlte Erregung auf andere Ursachen zurückführt. Oft wird verdrängt, indem man den Widerspruch zwischen Verhalten und Einstellung bagatellisiert. Eine nicht ungewöhnliche Form ist auch die Externalisieren, indem das Verhalten als von Außen erzwungen dargestellt wird. Eine weitere Möglichkeit ist das selektive Aufsuchen oder Interpretieren von konsonanten und daher dissonanzreduzierenden Informationen.


    Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie gelang es Forschern, die für kognitive Dissonanzen verantwortlichen Regionen des Gehirns ausfindig zu machen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der posteriore Teil des mediofrontalen Cortex, der Menschen dazu bringt, bestimmte Dinge zu vermeiden, die negative Konsequenzen haben könnten, also eine Art Überlebensinstinkt. Dies ist Areal ist auch genau dann aktiv, wenn jemand seine Einstellung ändert, um sich von dem unbehaglichen Gefühl infolge einer kognitiven Dissonanz zu befreien. Man ließ Probanden einzelne Bilder bewerten und forderten sie anschließend auf, aus zwei gleichzeitig präsentierten Bildern das schönere auszuwählen. Jedoch entschieden sich nicht alle für das Exemplar, das sie zuvor als attraktiver eingestuft hatten, und bemerkten die Versuchsteilnehmer diesen Widerspruch, wollten sie ihre ursprüngliche Einschätzung der Bilder in einer anschließenden Runde häufig korrigieren. Wenn man nun aber bei den Probanden zuvor kurzzeitig die Aktivität dieses Areal mittels transkranieller Magnetstimulation reduzierte, änderten die Probanden im zweiten Durchgang seltener ihre Meinung, d. h., das Bedürfnis, die anfängliche Bewertung an die nachfolgende Entscheidung anzupassen, war also weniger ausgeprägt. Bei der Wahrnehmung einer kognitiven Dissonanz sind aber auch der dorsolaterale präfrontale Cortex und die Inselrinde beteiligt, wobei in dieser Emotionen verarbeitet werden und sie insbesondere dann aktiv wird, wenn Menschen aufgebracht sind. Der dorsolaterale präfrontale Cortex dagegen ist in kognitive Kontrollprozessen involviert, etwa wenn man verschiedene Anforderungen koordinieren muss oder eine Handlung unterbricht, um eine andere zu beginnen. Wird seine Funktion durch elektrische Störsignale beeinträchtigt, bemühen sich die Probanden ebenfalls weniger darum, ihre kognitive Dissonanz aufzulösen.

    Literatur

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz (16-11-21)
    https://www.spektrum.de/frage/was-geschieht-in-unserem-gehirn-waehrend-einer-kognitiven-dissonanz/1492907 (18-01-08)


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