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Konformitätstheorie

    Konformismus ist der Versuch, mit dem Strom zu schwimmen, ohne nass zu werden.
    Frank Tyger

    Die Konformitätstheorie besagt, dass menschliches Verhalten durch das jeweilige Verständnis der geltenden Normen beeinflusst wird, was etwa in der Arbeitswelt in Bezug auf Leistungen zutrifft, die nicht allein durch den persönlichen Nutzen bestimmt werden, sondern auch durch die für diese Leistung vermuteten Normen. Konformität ist generell ein Wesenszug des Menschen, der das Zusammenleben erleichtert, d. h., wobei Konformität dabei der Wunsch ist, nicht aus dem normalen sozialen Rahmen herauszufallen. Selbst Menschen, die scheinbar sehr wenig konform sind wie Punks, sind in Wirklichkeit in den allermeisten Verhaltensbereichen konform, und selbst in den Bereichen ihrer Nonkonformität stellt sich oftmals wieder Konformität auf einer anderen Ebene ein. So bilden etwa Punks eine Gruppe, die ihre eigenen strengen Konformitätsregeln hat.
    Die Konformitätstheorie wurde von Cohen (1958) entwickelt, und zwar im Anschluss an die Untersuchungen Aschs zum konformen Verhalten, der einen starken Gruppeneinfluss auf die Wahrnehmungsurteile des Einzelnen gefunden hatte. Dabei hatten Gruppen von jeweils acht Personen in einer als Wahrnehmungsexperiment getarnten Untersuchungssituation zu beurteilen, welche von drei vorgegebenen Linien die gleiche Länge wie eine bestimmte Standardlinie hatte. Wie Kontrollstudien zeigten, bewältigen normalsichtige Probanden diese Aufgabe in Einzelversuch nahezu fehlerfrei, denn die korrekte Antwort war offensichtlich. Das Experiment in der Gruppensituation war nun so organisiert, dass von den acht Gruppenmitgliedern sieben Verbündete des Versuchsleiters waren und die einzige Versuchsperson ihr Urteil stets als letzte abzugeben hatte. Dabei zeigte sich, dass die Probanden sich zu etwa einem Drittel dem Fehlurteil der Mehrheit anschlossen.


    Hoogveld & Zubanov (2017) untersuchen die Wirkung unangekündigter Anerkennung bzw. Lob auf die Leistung von niederländische Erstsemestrigen in Tutorien im Rahmen eines Pflichtkurses. Dabei wurden Studenten, die bei der ersten der beiden Zwischenprüfungen unter den ersten dreißig Prozent ihrer Gruppe waren, öffentlich ausgezeichnet. Es zeigte sich bei der zweiten Prüfung, dass von der Anerkennung nicht diejenigen motiviert wurden, denen ein Lob ausgesprochen worden war, sondern gerade diejenigen, deren Leistung nicht hervorgehoben wurde. Nach Ansicht der Autoren wird dadurch die Konformitätstheorie gestützt, d. h., das menschliche Verhalten wird durch das jeweilige Verständnis der Norm beeinflusst, was auch auf die Arbeits- und Universitätswelt zutrifft. Die Leistung der Studierenden wird nicht nur durch den persönlichen Nutzen beeinflusst, wie dem Bestehen einer Prüfung, sondern auch durch die für diese Leistung vermutete Norm gesteuert. Die verbale Anerkennung von Leistung dient dabei als ein Instrument, durch welches eine Norm kommuniziert wird. Wenn einzelne Teilnehmer unerwartet gelobt werden, führt das zu Änderungen im Verständnis der Norm und einer Anpassung des eigenen Verhaltens. Diejenigen, deren Leistung hervorgehoben wird, erfahren, dass sie die Norm erfüllen. Andererseits werden die Teilnehmer, die nicht durch die Anerkennung hervorgehoben werden, motiviert, ihre Leistung anzupassen und sich mehr anzustrengen.

    Literatur

    Cohen, P. B. (1958). A probability model for conformity. Sociometry, 21, 69-81.
    Hoogveld, Nicky & Zubanov, Nick (2017). The power of (no) recognition: Experimental evidence from the university classroom. Journal of Behavioral and Experimental Economics, 67, 75-84.


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