Dass die Synapsenstärke im Schlaf reduziert wird, wird als Rekalibrierung oder auch Renormalisierung bezeichnet, wobei diese Reduktion eine Voraussetzung für die Aufnahme neuer Informationen darstellt. Nur wenn des Nachts zahlreiche Synapsen herunterskaliert werden, können neue Lernerfahrungen wieder einige dieser Verknüpfungen selektiv stärken und auf diese Weise als Erinnerungen fixieren. Dieser Reduktionsprozess, der bisher nur an Versuchstieren nachgewiesen werden konnte, dürfte auch eine wesentliche Voraussetzung für Lernprozesse bilden, wobei damit der bekannte Verlauf der Ebbinghausschen Vergessenskurve bestätigt wird.
Die Synapsen verlieren im Schlaf aber nicht nur an Größe, sondern auch die Menge der Rezeptorproteine verringert sich um etwa zwanzig Prozent. Immer dann, wenn der Pegel der Botenstoffe Noradrenalin und Adenosin ein erhöhtes Schlafbedürfnis signalisiert, findet dieser Abbau der Andockstellen für die Neutrotransmitter statt. Nach Ansicht ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass im Schlaf eine Rekalibrierung des Gehirns stattfindet.
Übrigens: Einige Schlaf- und Beruhigungsmittel können diese homöostatische Rekalibrierung des Gehirns stören oder verhindern.
In einer Zeitschrift wird diese Erkenntnis übrigens so umschrieben:
Im Schlaf werden Synapsen zerschnitten!
Literatur
Diering, Graham H., Nirujogi, Raja S., Roth, Richard H., Worley, Paul F., Pandey, Akhilesh & Huganir, Richard L. (2017). Homer1a drives homeostatic scaling-down of excitatory synapses during sleep, Science, 355, 511-515.