Kurzdefinition: Vulnerabilität bezeichnet in der Psychologie eine individuelle Disposition, durch die Menschen für das Auftreten einer Störung prädisponiert sind oder das Auftreten einer Störung zumindest begünstigt wird.
General bedeutet Vulnerabilität die Anfälligkeit, an etwas zu erkranken, etwa an einer Schizophrenie. In der Psychologie wird Vulnerabilität als das Gegenteil von Resilienz betrachtet, wobei vulnerable Menschen besonders leicht emotional verwundet werden und daher eher psychische Störungen entwickeln. Resilienz und Vulnerabilität gehören dabei als Gegensatz zusammen, da Vulnerabilität nicht durch das bloße Ausschalten von Vulnerabilitätsfaktoren vermieden werden kann, und die Überwindung einer Leidenssituation für neue Leiden und Freuden sensibilisiert.
Die meisten Menschen durchlaufen in ihrem Leben mehrere vulnerable Phasen, wie etwa die Pubertät, in denen eine erhöhte Gefahr besteht, eine psychische Störung zu entwickeln. Erhöht wird die Vulnerabilität oft durch entwicklungspsychologisch bedingte Übergänge wie den Berufswechsel bis hin zu kritischen Lebensereignissen wie Krankheit, Scheidung oder Arbeitslosigkeit.
Zu den Schutzfaktoren zählen ein hohes Selbstwertgefühl, die Selbstwirksamkeitserwartung und ein Gefühl sozialer Verpflichtung, soziale Kompetenzen, um sich Ressourcen zugänglich zu machen, und bereits vorhandener Ressourcenreichtum.
Vulnerabilitätsfaktoren ergeben sich meist aus unsicheren sozialen Netzwerken, fehlenden Entlastungsmöglichkeiten, negativen Selbstkonzepten, bestimmten Attributionsstilen, multifaktoriellen Be- und Überlastungssituationen und die Akkumulation solcher Vulnerabilitätsfaktoren.
Vulnerable Bereiche werden von den Betroffenen oft mit rigiden Abwehrmustern zu schützen versucht, während Gesunde eine Fähigkeit entwickeln, eine bedrohliche Lebenssituation rechtzeitig in eine Folge von Minikrisen aufzulösen, um stärkere Vulnerabilitätssymptome zu vermeiden.
1. Definition
Vulnerabilität
[v-, zu spätlat. verlnerabilis >>verletzlich<<, >>verwundbar<<],
Psychologie: durch soziale, psych., organ., genet. u.a. Faktoren bedingte Anfälligkeit, auf Belastungen mit bestimmten Erkrankungen zu reagieren. (vgl. F.A. Brockhaus GmbH, 2006, S. 937)
2. Definition
Vulnerabilitätsfaktoren
[lat. vulnus Wunde, engl. vulnerability Verletzlichkeit],
Bedingungen bzw. Ereignisse, die verletzlich machen und in der Vorgeschichte ps. Erkrankter häufig gefunden werden wie Misshandlung Verlust oder Scheidung der Eltern, Alkoholismus, ps. Erkrankungen in der Familie. (vgl. Häcker & Stapf, 1994, S. 862)
3. Definition
Vulnerabilität
Verwundbarkeit [vulnerability]: herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen der Person-Umwelt-Beziehungen. Sie ist biologisch und psychologisch zu verstehen, kann ererbt, angeboren oder erworben sein und bedeutet ein Risiko für die lebenslange Persönlichkeitsentwicklung. (vgl. Clauß, 1995, S. 513)
4. Definition
Vulnerabilitäts-Modell
Annahme einer Schwellensenkung gegenüber Reizen, die das Krankheitsbild einer Schizophrenie auslösen können. Dieses Modell soll die Tatsache erklären, dass nur bestimmte Personen erkranken, die solchen Einflüssen ausgesetzt sind, die allgemein als krankheitsverursachend angesehen werden, während die überwiegende Zahl der Personen, die ähnlichen Einflüssen ausgesetzt sind, gesund bleiben. (vgl. Tewes & Wildgrube, 1992, S. 414)
5. Definition
Vulnerability
n. susceptibility to developing a condition, disorder, or disease when exposed to specific agents or conditions. – vulnerable adj. (vgl. American Psychological Association, 2006, S. 991)
Literatur
F.A. Brockhaus GmbH (2006). Brockhaus. Leipzig: Verlag F.A. Brockhaus.
Häcker, H. & Stapf, K. (1994). Dorsch Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans-Huber.
Clauß, G. (1995). Fachlexikon ABC Psychologie. Frankfurt/Main: Verlag Harri Deutsch.
Tewes, U. & Wildgrube, K. ( 1992). Psychologie-Lexikon. München: Verlag R. Ouldenbourg Verlag.
American Psychological Association (2006). Dictionary of Psychology. London: Verlag VandenBos, Gary R.