Hass ist eine menschliche Emotion scharfer und anhaltender Antipathie und entsteht, wenn tiefe und lang andauernde Verletzungen nicht abgewehrt und/oder bestraft werden können. Hass ist in den meisten Fällen somit eine Kombination aus Vernunft und Gefühl, wobei die Vernunft das Ende der Verletzung und eine Bestrafung des Quälers fordert. Das Gefühl des Hasses ist manchmal auch mit dem Wunsch verbunden, den Gehassten zu vernichten. Robert Sternberg, der Begründer der Positiven Psychologie, liefert auch zentrale Aspekte der Ursachen, Erscheinungsformen und Bedingungen des Hasses, wobei Hass zwar viele Facetten besitzt, aber letztlich auf drei Komponenten basiert:
- Einer emotionalen Komponente: plötzlich aufflammende, instinktähnliche, reaktive oder „nackte“ Wut, wobei eine solche Wut zur road rage mit Schimpfen, Drohen, Handgreiflichkeiten eskalieren kann;
- einer sozialen Komponente: Verweigerung von Nähe, etwa aus Ekel, Verachtung oder Abneigung wird der Kontakt zu einem Menschen oder einer Gruppe abgelehnt;
- einer kognitiven Komponente: eine tiefsitzende permanente Abwertung anderer erfolgt aus einer Überzeugung heraus. und wird als ideologisch, politisch oder religiös motivierter Hass manifest.
Diese drei Komponente verbinden sich in einer konkreten Situation oft schnell miteinander. Hass wird von Menschen aber nicht selten funktionalisiert, politisiert, versprachlicht und in Erzählungen und Narrative eingebracht, wobei dann Hass sehr häufig im Umfeld mit vergleichbaren, aber doch zu unterscheidenden Affekten auftritt, denn Hass geht nämlich nicht selten Verbindungen mit Wut, Zorn, Eifersucht, Rachsucht oder Schmerz ein.
Hass kann übrigens auch ein Selbstschutzmechanismus bzw. Abwehrmechanismus sein, denn Menschen können Hass empfinden, um sich vor Bedrohungen zu schützen, sei es real oder eingebildet. Die Entwicklung von Hass kann durch erzieherische Maßnahmen während der Kindheit und Jugend beeinflusst werden, aber auch negative Erfahrungen, Traumata oder schlechte Vorbilder können Hassgefühle fördern. Nicht zuletzt spielen auch biologische Faktoren eine gewisse Rollen, etwa im Zusammenhang mit der Aktivität bestimmter Gehirnareale oder genetischen Veranlagungen, eine Rolle bei der Entstehung von Hass.
Der Historiker Roman Sandgruber wundert sich in seiner sonntäglichen Glosse in den Oberösterreichische Nachrichten vom 11. November 1923 zum Thema Hass, dass sich dieser nicht im Katalog der sieben Tod oder Hauptsünden, den Kinder noch recht unreflektiert auswendig lernen mussten, aufscheint. Er schreibt: „Erst sehr viel später ist mir aufgefallen, dass der Hass von der Kirche offensichtlich nicht zu den „Hauptsünden“ gezählt wird. Man kann die Gründe dafür nur vermuten. Vielleicht ist es das Eingeständnis der eigenen Schuld der Religionen: Das erste Hassopfer in der an Hassgeschichten und Bluttaten so reichen Bibel ist Abel, der von seinem Bruder Kain aus Hass erschlagen wird. Der Hass ist die Ursünde der Religionen, nicht nur der monotheistischen, auch wenn diese durch ihren Alleinanspruch besonders anfällig dafür sind. Hass ist erkalteter und generalisierter Zorn, meinte schon Aristoteles. Dem bekannten Gerichtsgutachter und Psychiater Reinhard Haller zufolge ist er die destruktivste und zerstörerischste aller Emotionen. Er ist immer auf Vernichtung ausgerichtet und hat immer mit Grausamkeit zu tun. Er entwickelt sich langsam, fast schleichend. Ohnmacht, sagt Professor Haller, ist der Boden des Hasses.“ Und zur Wortwurzel: „Vom mittelhochdeutschen „hazzen“ kommt nicht nur das neuhochdeutsche „Hassen“, sondern auch das „Hetzen“. „Hass“ und „Hetze“ sind nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich eng verwandt. Die Hetzer erzeugen und schüren den Hass. Die Wutrede wird kultiviert.“ Hierzu ergänzend: Die Ursprünge des Wortes ,Hass‘ liegen im indogermanischen ,kad‘, das so viel wie ,Verstimmung‘, Kummer‘ und ,Leid‘ bedeutet, wobei dieser Wortstamm zunächst nicht die Bedeutung eines gegen andere gerichteten feindlichen Gefühls hat, sondern dieseKonnotation entwickelt sich erst später im germanischen Sprachgebrauch.
Literatur
Stangl, W. (2014, 12. November). Autonomieentwicklung. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
https:// lexikon.stangl.eu/17148/autonomieentwicklung.