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Oblomowtum

    Faulheit ist der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit.
    Immanuel Kant

    Faulheit ist die Angewohnheit, sich auszuruhen, bevor man müde wird.
    Jules Renard

     

    Der Begriff Oblomowtum – auch Oblomowschtschina oder Oblomowerei – beschreibt die Persönlichkeitsstruktur eines willensschwachen Neurotikers, der sich durch Apathie, Faulheit und Parasitismus auszeichnet. Dieser Typus Mensch lässt andere für sich sorgen, während er aber in intellektueller, mentaler und moralischer Hinsicht nicht versagt. Oblomow ist das Urbild aller Leistungsverweigerer, Couchpotatoes und Prokrastinierer. Seine Muße ist aber weder produktiv noch vermag er sie zu genießen. Oblomows Antriebsschwäche hat etwas Pathologisches und der Verdacht einer larvierten Depression liegt nahe.

    Der Begriff leitet sind von der Titelfigur des Romans Oblomow von Iwan Gontscharow ab, indem der Typus des faulen russischen Adligen durch den Titelhelden Ilja Iljitsch Oblomow verkörpert wird. Der Held, der nicht handelt, ist eine moderne Grundfigur des Romans. Im vierteiligen Roman liegt Oblomow unermüdlich auf dem Diwan und wird von einem Besucher nach dem anderen behelligt, wobei er jeden auffordert, nicht zu nahe zu kommen, denn er bringe kalte Luft herein. Keinem gelingt es, Oblomow mit Tatendrang anzustecken, doch irgendwann unternimmt er dann doch eine Ausfahrt und verliebt sich in Olga, die den trägen, aber intelligenten und gutherzigen Mann für das Leben zurückgewinnen möchte, muss aber schließlich einsehen, dass alle Liebesmüh vergebens ist. Daraufhin heiratet Olga den Tatmenschen  Andrej Stolz, Oblomows Jugendfreund, während Oblomow mit seiner Köchin einen Bund schließt, der nach ununterbrochener Schlemmerei schließlich zu einem Schlaganfall führt.

    Bei Erscheinen wurde der Roman als satirisches Meisterstück begrüßt, das dem träge gewordenen Adel, der mit dem aktiven Bürgertum nicht mehr Schritt halten konnte, den Spiegel vorhalte. Das literarische Vorbild dieses Typus ist die in der russischen Literatur der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts geschaffene Figur des überflüssigen Menschen (lischni tschelowek), verkörpert in der frühen Erzählung „Tagebuch eines überflüssigen Menschen“ des russischen Schriftstellers Iwan S. Turgenjew (1818-1883) durch die Figur des Tschulkaturin, der von sich selbst sagt, er sei ein überflüssiger Mensch und weiter nichts.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Frank Henning betrachtet in seinem Buch „Oblomowerei – eine Vorstufe der Sucht? oder: Die Metamorphose des Stolz“ Oblomow aus der intimen Sichtweise des Psychotherapeuten und zeigt dabei vor allem die sozialen Beziehungen und Prozesse auf, in die der Protagonist des Romans eingebunden und verstrickt war. Aus dieser Perspektive wird ein Aspekt seiner Persönlichkeit aufgezeigt, der in den bisherigen Lesarten des Romans wenig Beachtung fand: Oblomow ist ein Mensch, dessen Unselbstständigkeit und Untätigkeit nicht aus seiner „Faulheit“ resultieren, sondern aus seiner verborgenen Angst; er reagiert sein Leben lang auf die Anweisung seiner Eltern, aber nicht auf jenes „du brauchst nicht“, wie man es den Privilegien des Adels zu Recht zuschreibt, sondern immer auf ein „du darfst nicht“, was einer psychischen Hemmung entspricht. Oblomow war nicht faul, er war gelähmt.

    Literatur

    https://de.wikipedia.org/wiki/Oblomow (12-11-21)
    https://universal_lexikon.de-academic.com/180457/Oblomowerei (12-11-21)


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    Ein Gedanke zu „Oblomowtum“

    1. SICH GEHEN LASSEN

      In einem Fokus-Artikel wird beschrieben, was „sich gehen lassen“ in der Psychologie bedeutet. Dort heißt es: Wenn Sie das Gefühl haben, eine Person lässt sich gehen, ist dies meist an einem ungepflegten Äußeren auszumachen. In der Umgangssprache bedeutet der Ausdruck, dass jemand nicht mehr auf sich achtet oder auch seine Selbstdisziplin verloren hat.
      – Die Betroffenen tragen beispielsweise keine saubere Kleidung mehr oder kommen Ihrer Körperhygiene nicht im gleichen Ausmaß nach wie früher. Die Gründe dafür, sich gehen zu lassen, können ganz unterschiedlich sein.
      – Manchmal lassen sich Menschen gehen, weil sie Beziehungsprobleme haben. Oft liegt es aber auch an generellen Schwierigkeiten im Leben, einem geringen Selbstwertgefühl oder sogar Depressionen.
      -Erste Hinweise darauf, dass sich jemand gehen lässt, ist meist, dass sich Gewohnheiten schlagartig ändern. Das fängt meist bei der Körperhygiene an. Betroffene gehen seltener Duschen, rasieren sich nicht mehr und waschen auch nicht mehr regelmäßig ihre Kleidung.
      – Auch regelmäßigen Beschäftigungen, wie beispielsweise der Besuch eines Fitnessstudios oder der Teilnahme in einem Sportverein, wird oft nicht mehr nachgegangen. Betroffene vernachlässigen Ihre Interessen und Hobbies und ziehen sich in einigen Fällen auch sozial zurück.
      – Besonders problematisch ist in solchen Phasen der vermehrte Konsum von Alkohol oder Drogen. Dieser weist darauf hin, dass Betroffene durch die Substanzen versuchen, ihre Probleme von sich zu schieben und sich nicht mit ihnen auseinanderzusetzen.
      Quelle: https:// praxistipps.focus.de/sich-gehen-lassen-die-psychologie-dahinter_147688

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