Als Unaufmerksamkeitsblindheit bzw. inattentional blindness bezeichnet die Psychologie das Phänomen, dass Menschen Objekte oder Ereignisse nicht wahrnehmen, obwohl sich diese genau in ihrem Blickfeld befinden, wenn deren Aufmerksamkeit an eine bestimmte Aufgabe gebunden ist. Es handelt sich dabei um ein Versagen bei der Wahrnehmung eigentlich auffälliger bzw. gut sichtbarer Objekte, die durch die Nicht-Zuweisung von Aufmerksamkeit an den Ort innerhalb einer visuellen Szene, an dem ein Objekt erscheint, erklärt werden kann.
Nach neuesten Untersuchungen liegt das weniger daran, wenn eine solche Veränderung unerwartet kommt, sondern es zeigte sich, dass vor allem die Ähnlichkeit bzw. Unähnlichkeit zu den für die Aufgabe relevanten Reizen entscheidend dafür ist, ob ein zusätzliches Objekt bemerkt wird. Ob diese Objekte nun unerwartet auftauchen oder sogar erwartet werden, spielt für die Entdeckenswahrscheinlichkeit kaum eine Rolle, wobei auch interindividuelle Unterschiede des Arbeitsgedächtnisses keinen wesentlichen Einfluss auf das Auftreten der Unaufmerksamkeitsblindheit haben. Das bedeutet letztlich, dass Objekte nicht unerwartet sein müssen, um übersehen zu werden. Unaufmerksamkeitsblindheit ist übrigens neben Veränderungsblindheit für die Wirksamkeit vieler Zaubertricks verantwortlich.
Besonders bekannt ist folgender Film:
Dass also die Verarbeitung von Sinnesreizen bei Überlastung des Gehirns teils eingeschränkt wird, haben zahlreiche Studien zur Unaufmerksamkeitsblindheit gezeigt. Auch das Phänomen der Taubheit durch Unaufmerksamkeit ist eine alltägliche Erfahrung, und Gehirnscans zeigen, dass Menschen dabei Geräusche nicht einfach ignorieren oder herausfiltern, sondern sie hören diese tatsächlich nicht, wobei etwa bei einer starken visuellen Konzentration auf Mobiltelefon, Buch oder Zeitung die Geräusche schon früh in der neuronalen Verarbeitungskette unterdrückt werden. Auch eine zeitlich etwas später auftretende Gehirnaktivität, die eine bewusste Wahrnehmung von Sinnesreizen anzeigt, ist bei starker Konzentration vermindert, sodass manche Geräusch nie im Bewusstsein der Menschen ankommen. Beim Hören und Sehen werden offensichtlich die gleichen neuronalen Ressourcen genutzt.
Literatur
Kreitz, C., Furley, P., Memmert, D. & Simons, D.J. (2015). Inattentional blindness and individual differences in cognitive abilities. PLoS ONE, 10, e0134675.
Mack, A. & Rock, I. (1998). Inattentional blindness. Cambridge: MIT Press.
Simons, D. J. & Chabris, C. F. (1999). Gorillas in our midst: Sustained inattentional blindness for dynamic events. Perception, 28, 1059–1074.
http://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/zaubertricks-und-ablenkung/ (11-10-17)