Für den Optimisten ist das Leben kein Problem, sondern bereits die Lösung.
Marcel Pagnol
Als Stimmung oder Grundstimmung bezeichnete man früher in der Psychologie eine Form des angenehmen oder unangenehmen Fühlens, wobei eine Stimmung unter anderem von der Gesamtverfassung des Individuums abhängt. Stimmungen bezeichnen also ganz allgemein die körperlich-psychische Gesamtverfassung eines Menschen, wobei Stimmungen neben ihrem Angenehmsein oder Unangenehmsein zahlreiche andere Qualitäten besitzen. Stimmungen geben für den Einzelnen die gefühlshafte Einstellung zu sich selbst und zur Umwelt wieder, d. h., sie färben den Hintergrund des alltäglichen Lebens. Stimmungen werden meist durch wiederkehrende oder dauerhaft bestehende Emotionen oder unbewusste Schemata hervorgerufen, sind aber auch von der Jahreszeit, dem Wetter und wiederkehrenden körperlichen Faktoren wie Schlafmangel, Sport, Ernährung oder Alkoholkonsum bestimmt.
Stimmungen unterscheiden sich von Gefühlen, Emotionen und Affekten auch dadurch, dass sie als zeitlich länger ausgedehnt erlebt werden, allerdings auch gewissen situationsbezogenen Schwankungen unterworfen sind. Im Gegensatz zu Emotionen bleiben Stimmungen für den Betroffenen meist im Hintergrund, äußern sich nur diffus und sind nicht objektbezogen. Aus einer Stimmung heraus ergibt sich weder eine eindeutige Handlungskonsequenz noch ein klares Ziel. Stimmungen spielen auch eine wichtige Rolle bei der Motivation, aber auch Erfahrungen und Erinnerungen erscheinen häufig durch Stimmungen eingefärbt.
Man vermutet (Eldar et al., 2015), dass Stimmungen Menschen dabei helfen, sich schnell und effektiv an veränderte Umweltbedingungen anzupassen, denn sowohl gute als auch schlechte Laune resultieren in der Regel aus einer eher unscharfen Diskrepanz zwischen den Erwartungen und der Realität: schlechte Laune entsteht, wenn man sich von einer Situation mehr erwartet hätte, gute, wenn man weniger erwartet hätte. Stimmungen haben im Lauf der Evolution vermutlich den Vorteil mit sich gebracht haben, dass sich Menschen schneller auf Veränderungen einstellen zu können. So waren vermutlich in einer bedrohlichen Umwelt ängstliche Menschen im Vorteil, denn sie rechneten mit Bedrohungen und bewegten sich dementsprechend angemessen vorsichtig in ihrem Lebensraum.
Übrigens: Schlechte Laune bringt Menschen, so hat man in mehreren Experimenten zur Leichtgläubigkeit in verschiedenen Stimmungen herausgefunden, häufiger dazu, Details kritisch zu prüfen und zu hinterfragen, während sie in guter Stimmung eher leichtgläubig sind.
Man hat übrigens in Untersuchungen herausgefunden, dass eine positive Grundeinstellung in einer Stresssituation schnell verloren gehen kann. Setzt man nämlich Menschen unter Stress, werden sie empfänglicher für schlechte Nachrichten und schätzen das Risko für sich als größer ein, etwa Opfer von Diebstahl oder Einbruch zu werden. In der Evolution war es wohl günstig, dass Menschen zwischen einer optimistischen und einer pessimistischen Grundeinstellung hin- und herschalten können, denn das erleichtert es Menschen, in sicheren und unsicheren Umgebungen zu bestehen, wobei vermutlich auch eine größere Portion Gelassenheit hilfreich sein kann, um den Optimismus zu bewahren.
Bei psychischen Erkrankungen wie Depression, Manie oder der bipolaren Erkrankung findet man grundsätzliche Stimmungsstörungen, d. h., die Stimmung des Menschen ist grundsätzlih verändert. Man findet hier Stimmungsschwankungen, Stimmungslabilität (Zyklothymie), niedergeschlagene Stimmung (Dysthymie, Depressivität), gehobene Stimmung (manische Stimmung, hypomane Stimmung, Euphorie) und gereizte Verstimmtheit (Dysphorie).
Literatur
Eldar, E., Rutledge, R. B., Dolan, R. J. & Niv, Y. (2015). Mood as Representation of Momentum. Trends in Cognitive Sciences, doi: 10.1016/j.tics.2015.07.010.
Forgas, J. P. (2019). Happy Believers and Sad Skeptics? Affective Influences on Gullibility. Current Directions in Psychological Science, doi:10.1177/0963721419834543.