Animismus bezeichnet in der Psychologie die Denkweise, bei der Menschen annehmen, dass unbelebte Dinge lebendig sind und diesen menschliche Eigenschaften oder typische Merkmale von Lebewesen zuzuschreiben. Kinder vertreten diese Denkweise vor allem im präoperationalen Stadium, das sich vom zweiten bis zum siebten Lebensjahr erstreckt. Kinder entwickeln die Vorstellung, Spielzeuge, Mobiliar und letztlich alle unbeseelten Gegenstände hätten eine Seele. Kinder sind in diese, Alter oft noch nicht fähig, die Welt eindeutig in belebt und unbelebt zu unterteilen. So wird etwa die Bewegung der Wolken an die Fortbewegungsart der Würmer assimiliert, und gleichzeitig werden die Wolken als Lebewesen gedeutet. Piaget spricht im Zusammenhang mit der Wahrnehmung unbelebter Gegenstände als belebt von „animistischen Deutungen„. Kinder im Vorschulalter halten daher in ihrer Sprache Gegenstände für lebendig und sprechen ihnen Lebendigkeitseigenschaften zu („Die Puppe will schlafen“, „der Reißverschluss will nicht zugehen“, „das Fahrrad spürt, wie sich die Räder drehen“, „die Sonne möchte uns warmes Wetter machen“). Eine solche animistische Sichtweise wird auch als magisches Denken bezeichnet, da Kinder der Überzeugung sind, man könne mit Wünschen die unbelebte Umwelt manipulieren. Solche Denkweisen sind manchmal überraschend, da die Kinder schon recht gut über die Eigenschaften von Lebewesen und Gegenständen Bescheid wissen.
In den Religionswissenschaften findet man den Animismus in einigen Religionen, die glauben, dass alle Gegenstände und Lebewesen von Geistern beeinflusst sind und die Geisterwelt im Leben der Menschen und in der Welt aktiv ist. Der Animismus ist in vielen Stammes- und Naturreligionen vertreten, und ist heute noch weit verbreitet in Ostasien in ländlichen Gegenden oder unerschlossenen Gebieten, auf Inseln, in Eingeborenenstämmen oder kleinen Volksgruppen. Animistische Einflüsse finden sich aber auch innerhalb der meisten Weltreligionen in Ostasien, die man oft als Volksglaube oder Volksreligion bezeichnet.