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Stationenlernen

    Stationenlernen bzw. Stationslernen ist eine didaktische Form der Unterrichtsgestaltung. Den SchülerInnen werden dabei im Rahmen einer Unterrichtseinheit nach und nach über Medien, Arbeitsblätter, Übungs- und Wiederholungsaufgaben, Arbeitsanweisungen oder auch Spielen die zu lernenden Unterrichtsinhalte angeboten, sodass beim Stationenlernen am Beginn der Unterrichtseinheit alles auf einmal verteilt auf verschiedene Lernstationen zur Verfügung steht. Beim Stationenlernen wird es den Kindern ermöglicht, am eigenen Arbeitsplatz, in Funktionsecken des Klassenraumes oder in einer Lernwerkstatt verschiedene gestellte Aufgaben wie Texte schreiben oder Übungen durchführen mit Hilfe von bereitgestellten unterschiedlichen Materialien und Geräten zu erledigen. Übungsangebote zu einem bestimmten Thema werden umfassend, differenziert und vielfältig angeboten, wobei klare Strukturen vorgegeben werden müssen. Ein Zirkulationsplan oder eine Übersicht an der Tafel hilft den Schülerinnen dabei, ihr eigenes Lernen zu organisieren. Die SchülerInnen haben oft Wahlfreiheit in Bezug auf das Arbeitsangebot, in Bezug auf die Sozialform (Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit) und hinsichtlich der Lernzeit, also der Dauer des Aufenthalts an einer Station. Die Anzahl der Stationen übersteigt idealerweise die Anzahl der Kinder einer Klasse nicht, wobei das Arbeitsangebot lehrerunabhängiges Arbeiten und Selbstkontrolle durch den Schüler ermöglichen sollte.

    Das Stationenlernen ermöglicht verschiedenen Lerntypen wesentlich leichter das Lernen als lehrerzentrierter Unterricht, es ermöglicht den Einsatz unterschiedlicher Materialien und Medien, die normalerweise in den Unterricht kaum eingebracht werden können. Die Erfahrung zeigt, dass Artikel aus Zeitschriften, Spiele (z.B. Brettspiele und Kartenspiele) an Lernstationen an denen jeweils einige SchülerInnen arbeiten können, mit Erfolg genutzt werden können. Ähnliches gilt für Hörkassetten, an denen einzelne SchülerInnen mit Hilfe eines Walkmanns so arbeiten können, dass andere nicht gestört werden. Auch der Computer mit CD-ROM-Laufwerk oder Internetzugang bekommt als Lernstation eine wichtige Bedeutung.  Damit alle Kinder je nach individuellen Lernvoraussetzungen für sie wichtige Lernerfahrungen machen und eigene Wissenskonstruktionen bilden können, brauchen sie komplexe, anregend gestaltete Lernsituationen, die unterschiedliche Wahrnehmungskanäle  ansprechen (vgl. Eberwein, 1999). Differenzierende Aufgabenstellungen, die die individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten der Kinder berücksichtigen, ermöglichen weitgehend allen Kindern Erfolgserlebnisse.

    Stationenlernen muss sich nicht am Durchschnittsniveau orientieren, sondern kann die Bandbreite der Leistungsmöglichkeiten von SchülerInnen beachten. Für alle gibt es einen Grundstock an Aufgaben (Pflichtaufgaben), der ein gemeinsames Fundament für Diskussion und Auseinandersetzungen legen. Darüber hinaus gibt es viele Möglichkeiten zur Differenzierung (Wahlaufgaben, Zusatzaufgaben mit gestalterischem Schwerpunkt, Erkundungsmöglichkeiten). Alle Schüler werden so ihren Möglichkeiten nach gefordert und gefördert.  Die Abfolge der einzelnen Stationen ist meist frei wählbar, wobei die Arbeit an jeder Station dokumentiert werden muss, etwa durch Laufzettel, Beitrag zu einer Mappe, Beiträge zu Gemeinschaftsproduktionen wie Wandzeitung, Projektwand aber auch Video oder Audioproduktionen. Stationenlernen ist in verschiedene Sozialformen möglich (Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit) und es kann an verschiedenen Lernorten gelernt werden.

    LehrerInnen kommen dadurch in eine neue Rolle, denn gefragt sind sie als Berater und Moderatoren. Die LehrerInnen haben durch Tätigkeiten des Beratens, Beobachtens, Helfens und Unterstützens während der Lernarbeit konsequent selbstverantwortetes Lernen zu fördern, denn ein Schüler oder eine Schülerin verarbeitet nur jenes Wissen, das in sein/ihr lebensweltlich geprägtes kognitives System passt. Wissen, das er oder sie nicht in bestehendes Vorwissen integrieren kann, wird nicht vernetzt und gelangt somit nicht zur Anwendung. Wenn es Störungen gibt, sind dies Störungen an einer Lernstation, die dort eine Intervention notwendig machen. Oft wird es möglich sein, dass die Arbeit an den anderen Stationen „weiterläuft“, was auch eine Chance für den Umgang mit Disziplinproblemen darstellt, die genutzt werden sollte.

    Es gibt prinzipiell verschiedene Stationenarten, die den laufenden Unterricht ergänzen und sebstbestimmtes Lernen ermöglichen können.

    • Übungsstationen (Wiederholung, Lernspiel, Arbeitsblätter)
    • Vertiefendes Arbeiten (Weiterarbeit an Aufgabenstellung aus dem Klassenunterricht)
    • Vorlagen und Medien aufarbeiten (helfende Aufgabenstellungen)
    • Kreativitätsstationen (künstlerische und handwerkliche Produktionen, auch Schulküche)
    • Erkundungsstationen (Rechercheaufgaben, oft auch an anderen Lernort)
    • Entspannungsstationen (Abschalten und Verdauen des Gelernten)

    Siehe auch den Lernzirkel.

    Literatur

    Bönsch, M. (2000). Variable Lernwege. Ein Lehrbuch der Unterrichtsmethoden. Paderborn: Schöningh.
    Caspers, B. & Caspers, A. (1991). Mit allen Sinnen lernen auf der Lernstraße. Grundschule, 5, 59–61.
    Eberwein, H. (1999). Forderung nach Binnen-Lernzieldifferenzierung. In H. Haarmann & P. E. Kalb (Hrsg.), Grundschule 2000 (S. 95–98). Weinheim: Beltz.
    Krebs, H. & Faust-Siehl, G. (1997). Lernzirkel im Unterricht der Grundschule. Freiburg: Reformpädagogischer Verlag Jörg Potthoff.
    Krebs, H. (1997). Lernzirkel – eine reformpädagogisch beeinflusste Unterrichtsform für eine veränderte Kindheit. In H. Krebs & G. Faust-Siehl (Hrsg.), Lernzirkel im Unterricht der Grundschule (S. 9–48). Freiburg: Reformpädagogischer Verlag Jörg Potthoff.

     


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