Unter Kategorien versteht man in der wissenschaftlichen Logik Grundbegriffe, innerhalb der Grundmerkmale des Lebens untersucht werden können. Diese sind für eine Wissenschaft in sofern bedeutsam, dann nur in solchen klar definierten Kategorien sinnvoll Forschung betrieben werden kann. In der Psychologie fristet aber etwa im Gegensatz zur Biologie die Kategorienlehre ein Schattendasein bzw. es wurde niemals eine spezielle Kategorienlehre entwickelt. Schon Richard Müller-Freienfels forderte, an einer speziellen Kategorienlehre der Psychologie zu arbeiten, denn der Streit zwischen den verschiedenen Richtungen der Psychologie ist seiner Meinung nach zum großen Teil ein Streit um die Kategorien, der meist auf anderen, abgeleiteten Gebieten ausgefochten wird. Viele Streitigkeiten würden sehr vereinfacht, wenn man sie an der Wurzel packte, d.h. beim Kategorienproblem. Auch Wilhelm Wundt kritisierte Grenzüberschreitungen und alle Versuche, Bewusstseinsprozesse auf physiologische Vorgänge zu reduzieren, denn ein solches Beginnen sei deshalb sinnlos, weil es dem Zusammenhang der psychischen Vorgänge selbst verständnislos gegenüberstehen würde, auch wenn der Zusammenhang der Gehirnvorgänge klar vor Augen steht. Wundt erläuterte grundlegende Allgemeinbegriffe, welche die kategoriale Sonderstellung der Psychologie bestimmen: den Subjektbezug, die Wertorientierung, die Zwecksetzung, die Willenstätigkeit. Die von Wundt entwickelten Erkenntnisprinzipien wie Kontext, Emergenz, Selbstorganisation sollten das adäquate methodische Vorgehen in der Psychologie leiten. Nach Fahrenberg (2013) ist die Psychologie in ihrer Grenzstellung zwischen den Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, der Physiologie und Biologie und den heterogenen Prinzipien und Methoden dieser Gebiete auf Grundzüge einer umfassenden speziellen Kategorienlehre angewiesen. Zur methodologischen Reflexion gehört die Einsicht in verborgen gebliebene Vorentscheidungen und Kategorienfehler, denn jede wissenschaftliche Arbeit in der Psychologie muss festlegen und rechtfertigen, wie das gemeinte Phänomen oder Untersuchungsthema und wie die repräsentativen Kriterieninformation im Anwendungsfeld methodisch-kategorial adäquat zu erfassen sind.
Dabei sind Kategorien wie Kontext, Kontrast, Emergenz, Reduktion, Interaktion und Selbstentwicklung herausragende Relationsbegriffe und Erkenntnisprinzipien der Psychologie, die direkte Konsequenzen für die Methodenlehre und die Forschungsstrategien besitzen und zur Beurteilung von Reduktionismus und Kategorienfehlern wichtig sind.
Komplementarität und Perspektivität sind dabei als übergeordnete Meta-Relationen hervorzuheben, denn es sind Denkformen, mit deren Hilfe kategorial verschiedene Bezugssysteme bzw. grundverschiedene Standpunkte kombiniert oder vereinheitlicht werden können. So können die einander ausschließenden Sichtweisen der Ersten Person – Dritten Person und das Dilemma von Willensfreiheit – Determinismus als Komplementärverhältnisse interpretiert werden. Davon zu unterscheiden sind die koordinierbaren Perspektiven, wobei die Bezugssysteme in wechselseitig ergänzender Weise verbunden werden können. Dabei bilden die Bestimmung von koordinierten Perspektiven und der Perspektiven-Wechsel fundamentale Prinzipien der Wissenschaftstheorie und Methodologie sowie auch der Ausbildung gerade in der Psychologie.
Aristoteles gilt als Begründer der Kategorienlehre im engeren Sinne, wobei Aristoteles zehn Kategorien unterscheidet: Substanz, Quantität, Qualität, Relation, Wo, Wann, Lage, Haben, Tun und Leiden. Nach Kant sind Kategorien apriorisch und unmittelbar gegeben, d. h., sie sind Werkzeuge des Urteilens und Werkzeuge des Denkens und dienen nur der Anwendung und haben keine Existenz, bestehen somit nur im und durch den menschlichen Verstand, und sind auch nicht an Erfahrung gebunden.
Literatur
Fahrenberg, Jochen (2013). Zur Kategorienlehre der Psychologie – Komplementaritätsprinzip, Perspektiven und Perspektiven-Wechsel. Pabst.