Affective Computing ist eine noch eine relativ neue wissenschaftliche Teildisziplin bzw. ein Verfahren, das eine Symbiose aus Informatik, Psychologie und Kognitionswissenschaft darstellt, und mittels Tonsequenzen Emotionen, Persönlichkeit und sogar Absichten einer Person verraten soll. Dabei können zehn bis fünfzehn Sekunden einer Stimmaufzeichnung ausreichen, um die emotionale Verfassung eines Nutzers genau zu analysieren, wobei die Hauptaufgabe dabei ein Spracherkennungssystem übernimmt, das nach bestimmten Mustern innerhalb von Tonsequenzen sucht und diese anschließend den entsprechenden Emotionen zuordnet.
Ob dazu jemals ein Roboter fähig ist?
[Quelle: http://youtu.be/nIsCs9_-LP8]
Nijssen et al. (2019) haben untersucht, inwieweit Menschen bereit sind, Roboter zu opfern, um Menschen zu retten. Die Probanden wurden vor das moralisches Dilemma gestellt, ob sie einen Einzelnen in Lebensgefahr bringen, um eine Gruppe verletzter Menschen zu retten. In unterschiedlichen Szenarien handelte es sich dabei einmal um einen Menschen, einmal um einen humanoiden Roboter mit menschlichen Zügen und einmal um einen Roboter, der klar als Maschine zu erkennen war. Das Dilemma wurde dabei umso drängender, je mehr der Roboter einem Menschen ähnelte, etwa Webb dieser in kurzen Geschichten als mitfühlendes Wesen oder als Wesen mit eigenen Erfahrungen und Vorstellungen dargestellt wurde. Die Empathie mit der Maschine ging bei manchen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer so weit, dass sie bereit waren, eine Gruppe verletzter Menschen zu opfern, nur um den Roboter zu schützen. Je menschenähnlicher die Roboter waren, insbesondere je mehr man ihm Gefühle zusprach, desto weniger waren die ProbandeInnen in diesem experimentellen Szenario geneigt, den Roboter zu opfern. Vermutlich wurde dem Roboter eine Art moralischer Status zugesprochen.
Eva Weber-Guskars Buch »Gefühle der Zukunft« beschäftigt sich mit dem Phänomen des »affective computing« und den mit ihm verbundenen Konsequenzen. Unter »affective computing« versteht man den Versuch, einem Computerprogramm Emotionen beizubringen. Dies schließt das Erkennen, das Hervorrufen und auch die Simulation »echter« Gefühle ein. Die naheliegende Frage nach der grundsätzlichen Möglichkeit einer Maschine, überhaupt Gefühle zu entwickeln, steht hierbei für die Autorin nicht im Vordergrund. Sie geht in ihrem Buch vielmehr der Frage nach, die heutige Gesellschaften ihrer Meinung nach schnellstens beantworten sollten: Wie soll »affective computing« unser Leben beeinflussen?
Literatur
Nijssen, Sari R. R., Müller, Barbara C. N., van Baaren, Rick B. & Paulus, Markus (2019). Saving the Robot or the Human? Robots Who Feel Deserve Moral Care. Social Cognition, 37, 41-S2.
Picard, R. W. (1995). Affective Computing. M.I.T Media Laboratory Perceptual Computing Section Technical Report No. 321.
Stangl, Benjamin (2019). Affective Computing – roboter.
WWW: https://roboter.stangl.wien/affective-computing/ (2019-03-24).