Das pruning bezeichnet man in der Entwicklungspsychologie eine Phase in der frühkindlichen Entwicklung, in der nach der Phase des spreading oder blooming, in der eine massive Überproduktion synaptischer Verbindungen stattfand, wieder ein Abbau synaptischer Verbindungen beginnt, der etwa bis zum neunten Lebensjahr anhält und damit das Ende der sensiblen Phase für das Wahrnehmungslernen markiert (vgl. Johnson, 2006). Während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt wuchern die Synapsen des Babys zu einem dichten Netzwerk heran, das sich dann in der späten Kindheit und Pubertät wieder lichtet. Im Lauf der Kindheit baut das Gehirn daher eine große Zahl an Nervenverbindungen wieder ab, vor allem zu der Zeit, in der Kinder viele neue Dinge erlernen. Bestand anfangs ein Überschuss an Synapsen, können später gezielt jene verstärkt werden, die für die aktuellen Lebensumstände nötig sind, und der Rest verschwindet aus Effizienzgründen.
In dieser Phase kommt es daher zu einer selektiven Elimination von synaptischen Verbindungen, wobei dieser Prozess abhängig ist von der Aktivität der beteiligten Synapsen, denn vorrangig bleiben aktive funktionale Verbindungen davon verschont. Ein fehlerhaftes Pruning kann psychische Erkrankungen begünstigen, denn so geht Autismus häufig mit einer zu geringen Ausdünnung der synaptischen Verbindungen einher, während es bei der Schizophrenie hingegen zu einer zu starken kommt.
Anmerkung: Der Begriff pruning ist ursprünglich der englische Ausdruck für das Beschneiden von Bäumen und Sträuchern.
Literatur
Johnson, M. (2006). Developmental cognitive neuroscience. Malden, MA: Blackwell.