Der Pinzettengriff ist bei Kleinkindern ein Höhepunkt in der Entwicklung der Handmotorik, denn mit neun bis zehn Monaten lernt das Kind, Dinge mit den Fingerkuppen (Fingerbeeren) des Daumens und des Zeigefingers aufzuheben. Vor dem Pinzettengriff bedient sich das Kind in der Regel noch des Affengriffes und dann des Scherengriffes, während auf den Pinzettengriff der Zangengriff folgt. Mit dem Pinzettengriff gelingt es dem Kind, Daumen und Zeigefinger vollständig zu opponieren und mit den Fingerkuppen Gegenstände aufzunehmen und zu halten, womit eine wesentliche Grundlage für den späteren Gebrauch von Stiften und Werkzeugen geschaffen ist. Diese hoch spezialisierte Greiffunktion wird daher auch häufig im Zusammenhang mit der evolutionären Entwicklung von Kulturtechniken des Menschen insgesamt betrachtet. Während Kinder am Ende des ersten Lebensjahres schon geschickt sind im Greifen, macht es ihnen allerdings häufig Mühe, etwas wieder aus der Hand zu entlassen. Am besten schaffen sie es, wenn sie Hand und Arme heftig schütteln, wobei diese Schleudertaktik nur eine Strategie ist, den Reflex des Festhaltens zu überwinden.