Zum Inhalt springen

Empathie

    Mit der Empathie ist es wie mit der Intelligenz:
    entweder man hat sie, oder man merkt nicht, dass sie einem fehlt.

    Mitgefühl ist nie verschwendet, es sei denn, man hat Mitleid mit sich selbst.
    Henri Dunant

    Empathie ist die Fähigkeit zum Einfühlen und Nachempfinden der Erlebnisse und Gefühle anderer, durch sie kann man menschliche Beziehungen aufbauen und erhalten. Sie ist eine Voraussetzung für moralisches Handeln und wird bereits von Kleinkindern an den Tag gelegt. Obwohl Empathie zu den grundlegenden menschlichen Eigenschaften gehört, weiß man noch recht wenig darüber, warum Menschen über diese Fähigkeit zum Nachfühlen verfügen. Eine Wurzel des einfühlenden Verhaltens  liegt dabei nach neuesten Forschungen in neurobiologische Mechanismen begründet, denn Beobachten und Nachahmen von Emotionen bei anderen Menschen rufen im Gehirn fast die selben Erregungsmuster hervor. Siehe auch den Chamäleon-Effekt.

    Die Entwicklung von Empathie beginnt bereits kurz nach der Geburt, denn bekanntlich beginnen Babys zu schreien, wenn sie ein anderes Baby schreien hören, was bedeutet, dass schon ganz früh in der Entwicklung die Emotionen anderer Menschen ansteckend sind. Auch als Erwachsene werden Menschen von den Emotionsausdrücken anderer Menschen bewegt, allerdings muss, damit man wirklich von Empathie sprechen kann, noch mehr dazu kommen als diese ursprüngliche emotionale Ansteckung. Bei echter Empathie ist man sich nämlich darüber bewusst, dass der Zustand eines anderen Menschen die Quelle des eigenen Gemütszustandes ist, d. h., man fühlt nicht nur wie die andere Person, sondern man fühlt mit dem anderen. Daher ist es wichtig, dass Kinder die Fähigkeit entwickeln, die Emotionen, Wünsche und Bedürfnisse anderer Menschen von ihren eigenen abzugrenzen, wobei dies ein Prozess ist, der über die ganze Kindheit hin andauert (Höhl, 2020).

    Der Zusammenhang zwischen Empathie und Altruismus ist dher sehr stark, d. h., je stärker die Empathie ist, desto stärker auch die Hilfsbereitschaft. Wichtig dafür ist aber das Gefühl, dass man auch helfen kann, was auch von außen kommen kann, und wenn man wie etwa in der Erziehung will, dass Kinder ihre Empathie in diese hilfreiche Richtung entwickeln, sollte man dafür sorgen, dass es Möglichkeiten gibt zu helfen, die für den Einzelnen auch umsetzbar sind. Zwar kommen Menschen nicht mit Empathiefähigkeit auf die Welt, aber mit einer Art Vorstufe, was sich darin zeigt, dass schon Neugeborene auf soziale Reize sehr stark reagieren. Das müssen sie auch, weil sie auf sozialen Kontakt angewiesen sind, denn ein Baby schreit, wenn andere Babys schreien, obwohl es aber nicht weiß , warum. Mit anderthalb bis zwei Jahren beginnen Kinder, ein Selbstkonzept zu entwickeln, d. h., sie erkennen sich als eigene Personen mit eigenen Emotionen. Zu diesem Zeitpunkt fangen sie auch an, andere zu trösten und gezielt auf die Gefühle anderer einzugehen, was dann den Beginn der erwachsenen Empathiefähigkeit darstellt.

    Obwohl Empathie in der Regel als eine positiv zu bewertende Persönlichkeitseigenschaft gilt, kann zu viel Einfühlungsvermögen auch negative Folgen haben, denn manche Entscheidungen die aus diesem Gefühl heraus getroffen werden, sind oft sehr kurzsichtig. Wann immer man eine Entscheidung trifft, sollte man sich immer die Frage stellen, ob dabei Gefühle für andere nicht im Wege stehen. Vielmehr sollte man bei wichtigen Entscheidungen immer prüfen, welche Alternative die meisten Vorteile hat und den geringsten Preis fordert. Empathie leitet Menschen daher auch oft in eine falsche Richtung, auch wenn sie kurzzeitig richtig zu sein scheint.

    Nach Davies (1980, 1983) kann man drei Typen von Empathie unterscheiden, die mit einem von ihm entwickelten Inventar gemessen werden können (Deutsche Version von Grimm, 2015):

    • Kognitive Empathie-Typen (Perspective Taking) versetzen sich vor allem gedanklich in die Lage ihrer Mitmenschen. Emotional bleiben sie dabei vergleichsweise distanziert und eher bei sich. Sie verstehen und stellen sich vor, was andere durchmachen, ohne dass das eine Auswirkung auf ihre eigene Gefühlswelt hat.
    • Affektive Empathie-Typen (Personal Distress) fühlen mit anderen Menschen mit und spiegeln ihre Emotionen, sobald sie eine empathische Verbindung zu ihnen herstellen und sich in ihre Lage versetzen. Sie empfinden Freude, Trauer, Schmerz oder Wut aufgrunddessen, was andere durchmachen, und unabhängig davon, was in ihrem eigenen Leben und ihrer eigenen Gefühlswelt gerade vor sich geht.
    • Soziale Empathie-Typen (Empathic Concern) sind das, was man im Alltag meist meint, wenn man von jemandem sagt, diese Person sei empathisch. Sie verstehen die Lage, in der sich andere Menschen befinden, und können sich in diese hineinversetzen. Sie wissen und spüren auch, was ihr Gegenüber in dieser Lage fühlt, und teilen seine Emotionen insofern in einem gewissen Rahmen. Doch im Unterschied zu affektiven Empathie-Typen können sich soziale Empathie-Typen abgrenzen, ihre eigene Gefühlswelt wird nicht völlig von der des anderen vereinnahmt.

    Anmerkung: Das Wort Empathie wird im Alltag meist mit Einfühlen und Mitfühlen übersetzt und oft auch mit dem Begriff Mitleid verbunden, wobei diese Bedeutungen mitunter verwechselt werden. Wer einen empathischen Kontakt zu einem anderen Menschen herstellen will, muss aber nicht nur die Gefühle und Bedürfnisse des anderen nachvollziehen, sondern auch die damit zusammenhängenden Lebensumstände und Überzeugungen. Es geht also nicht nur darum zu erkennen und zu interpretieren, wie es dem anderen Menschen geht, sondern auch darum, sich in seine gesamte Lebenssituation hineinzuversetzen.
    Historisches: Rudolf Hermann Lotze verwendete 1848 erstmals den Begriff Empathie, Theodor Lipps entwarf 1902 eine Theorie der Einfühlung als intrapsychischen Prozess, wobei er die These von einem menschlichen Zwang zu Nachahmung verfolgte. Edward B. Titchener schließlich verwendete 1909 den Ausdruck empathy, als er den Sinn des Wortes Einfühlung in den Werken von Theodor Lipps übersetzen wollte. Nach Körner (1998, S. 3) geht daher der Neologismus Empathie eben auf die Übersetzung des Begriffs Einfühlung bei Freud ins Amerikanische als empathy und dessen Rückübersetzung ins Deutsche zurück.


    Der Begriff Empathie wird in der Psychologie oft mit dem Begriff Einfühlung gleichgesetzt und ist daher nach der Auffassung von Entwicklungspsychologen ein primäres Phänomen, das eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung des altruistischen und moralischen Verhaltens von Menschen darstellt. Mit dem Alter werden Menschen übrigens im Allgemeinen etwas schlechter darin, Emotionen anderer zu erkennen, etwa an ihrem Gesichtsausdruck, doch dafür gelingt es ihnen besser, mit ihren Mitmenschen zu fühlen, wenn diese von einem schlimmen Erlebnis erfahren, und zeigen auch eine größere Bereitschaft, den vom Leid Betroffenen zu helfen.

    Als empathische Schuldgefühle (feelings of empathic guilt) gelten Schuldgefühle, die auf der Fähigkeit zum empathischen Mitempfinden beruhen, und vorwiegend dann auftreten wenn eine Person sich als Quelle für die Schädigung oder Verletzung einer anderen Person erlebt.


    1. Definition
    Ursprünglich war der Begriff Empathie viel enger gefasst als heute, so bezeichnete Empathie ursprünglich den Vorgang, Gefühle und Stimmungen in Gegenstände und Situationen zu projizieren, um auf diese Weise deren eigentliche Qualitäten zu erfahren. Bereits die Identifikation mit Handlungsvollzügen von Menschen in der Absicht, deren Handlungsmotive zu verstehen, stellte eine große Ausweitung dar. Letztendlich versteht man heute unter dem Begriff Empathie ein sogenanntes Fingerspitzengefühl für zwischenmenschliche Beziehungen und emotionale Zustände. In der Praxis ist die Fähigkeit zur Empathie als ein Einfühlen in andere Menschen vor allem in pädagogischen Berufen von großer Bedeutung (vgl. Köck & Ott, 1994, S. 169).
    2. Definition
    „Empathie ist die Übermittlung oder Übertragung eines Gefühls, das ohne Vermittlung der Sinne oder der Sprache zwischen Menschen entsteht, z. B zwischen Säugling und Mutter“ (von Sury, 1967, S.62). Außerdem wird Empathie als Grundlage für die Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient gesehen, durch das höheres Gemeinschaftsgefühl geweckt wird und therapeutische Einflüsse unterstützt (vgl. von Sury, 1967, S. 62).
    3. Definition
    Im psychologischen Wörterbuch wird die Auffassung von kognitivistischen Entwicklungspsychologen erläutert, die Empathie (Einfühlung) als eine prinzipielle Grundlage für die Entwicklung des moralischen Verhaltens verstehen. Wieder wird hervorgehoben, wie wichtig Empathie als „einfühlendes Verstehen“ seitens Psychotherapeuten ist (vgl. Dorsch, 1976, S. 148).

    4. Definition
    „Empathie im Sinne der Fähigkeit, eine Situation, ein Problem, eine Handlung aus der Lage des jeweils anderen von der Sache Betroffenen aus sehen zu können. Das bedeutet einmal mehr, nicht jede beliebige Sichtweise ungeprüft als gleichberechtigt anzuerkennen; vielmehr geht es darum, Prozesse der argumentativen Erarbeitung begründeter Konsense in Gang zu setzen oder in Gang zu halten, Konsense, die über die anfängliche Diskrepanz unterschiedlicher Sichtweisen hinausgelangen können“ (Klafki, 1993, S. 63).
    5.Definition
    Casses Definition von Empathie hebt besonders den kognitiven Charakter von Empathie hervor. So sieht er in Empathie die Fähigkeit die inneren und äußeren Welten anderer Personen zu wahrzunehmen und zu entdecken. Er betont, dass jeder Mensch im Sinne von Empathie handelt, wenn wir Vermutungen anstellen, über Gefühle und Gedanken von Personen. Oft neigen Menschen aber dazu, anzunehmen, dass ihre persönliche Wahrnehmung identisch ist zu der Wahrnehmung anderer. Empathie auszuüben heißt aber laut Casse genau dies zu erkennen und darauf einzugehen (vgl. Casse, 1981, S. 139 nach Hübler, 1985, S. 195).


    Grundsätzliches: Menschen handeln häufig als Egoisten und das funktioniert für sie individuell oft auch sehr gut. Lerntheoretisch betrachtet sind Menschen meist sehr gut in der Lage, ihr Verhalten so einzurichten, dass sie negative Konsequenzen für sich selbst vermeiden können. Das gelingt Menschen allerdings vor allem dann, wenn die Konsequenzen zeitnah eintreten, doch wenn Rückmeldungen verzögert eintreffen, können sie sich nur schwer darauf einstellen. Dies wird beispielsweise auch im Umgang mit dem Klimawandel deutlich. Hinzu kommt, dass Menschen dazu neigen, die Bedeutung negativer, aber unwahrscheinlicher Konsequenzen zu unterschätzen. Auch gelingt solidarisches Verhalten vielen Menschen meist nur dann gut, wenn sie sich gegenüber Nahestehenden empathisch verhalten sollen, hingegen ist es für sie schwerer umsetzbar, wenn sie Solidarität mit Menschen aufbringen sollen, die ihnen als abstrakte Gruppe wie Flüchtlinge oder Vulnerable gegenüberstehen.


    Emotionen haben evolutionär betrachtet die Funktion, Menschen zum Handeln motivieren, wobei es bei der Empathie um ein Verhalten geht, von dem vor allem die hilfsbedürftige Person profitiert, aber auch die helfende Person selbst, denn durch das Helfen reduziert sich sowohl das Leid des anderen als auch die als unangenehm empfundene empathische Als-ob-Antwort. Empathie gründet dabei auf der Aktivierung geteilter neuronaler Repräsentationen, d. h., wenn man Empathie mit einem unglücklichen Menschen empfindet, sind daran Areale des Gehirns beteiligt, die ebenfalls aktiv sind, wenn man selbst die entsprechende Emotion spürt, also etwa Trauer oder Niedergeschlagenheit. Das Gehirn reagiert damit auf das Leid des Gegenübers also zumindest teilweise so, als ob es das eigene wäre. Dieses Als-ob ist erstens wichtig, weil man durch die damit verbundene Emotion genauer einschätzen kann, wie es der fremden Person gerade geht, und zweitens ist die eigene emotionale Antwort ein wichtiger Antrieb für die Hilfsbereitschaft, die durch empathisches Mitfühlen unter Umständen ausgelöst wird.

    Empathie bzw. die Fähigkeit zur Empathie wird heute oft den Spiegelneuronen zugeschrieben. Allerdings können Menschen immer nur im Rahmen der eigenen Denk- und Empfindungsmuster interpretieren und viele Situationen sind nicht eindeutig, wobei insbesondere bei Fremden aus einem anderen Kulturkreis können sich Menschen irren.

    • Die Spiegelneuronensysteme sind bei Menschen unterschiedlich gut ausgeprägt, wobei die grundsätzliche Anlage bei gesunden Menschen schon im Säuglingsalter genutzt werden muss, damit sie sich entwickelt und nicht verkümmert. Hier spielen also Erziehungs- und Lernprozesse eine wichtige Rolle.
    • Bei Angst und Stress leidet die Leistungsfähigkeit der Spiegelneuronensysteme, sodass die Intuition sehr unzuverlässig wird, was auch die Lernfähigkeit reduziert.
    • Der analytischen Verstand des Menschen in sozialen Situationen funktionert zwar langsamer ist, aber eine notwendige Ergänzung.

    Empathie hat nach Meinung des Psychologen Paul Bloom aber auch ihre Schattenseiten, denn der empathische Reflex verführt dazu, auf falsche Weise zu reagieren. Studien haben gezeigt, dass Empathie rachsüchtiger macht, denn wenn Menschen etwa von Straftaten wie sexuellen Übergriffen hören, versetzen sich einige von ihnen besonders stark in das Opfer hinein. In Experimenten zeigte sich, dass die besonders empathischen Probanden wollen, dass der Schuldige zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt wird und dass er leidet. Solche Rachegefühle, die aus Empathie für die Opfer entstehen, können zu Vergeltungsschlägen verleiten, die niemandem helfen. Man sollte daher zwischen Empathie und Mitgefühl bzw. Mitleid unterscheiden, denn während Empathie spontan erfolgt, ein Bauchgefühl darstellt und in der Regel auf eigenen Erfahrungen beruht, basiert Mitleid weniger auf eigenen Erfahrungen, vielmehr sieht man einen Menschen in Not und hat das Bedürfnis, zu helfen, oder man entwickelt Mitleid für misshandelte Tiere, ohne ihren Schmerz wirklich nachempfinden zu können. Bei der Empathie leidet man selbst mit, beim Mitgefühl ist man innerlich freier und kann klarer denken. Wichtig ist daher aus psychologischer Sicht die Unterscheidung zwischen Empathie und Mitgefühl, denn Empathie birgt die Gefahr, sich das Leid eines anderen zu sehr zu eigen zu machen und die sichere Distanz zu verlieren. Mitgefühl hingegen ist eine positive Emotion, die die Sorge um andere umfasst und eine Motivation zum Handeln beinhaltet. Buddhistische Mönche etwa üben sich oft jahrelang darin, ihr Mitgefühl zu stärken , wobei nach Forschungen derart geschulte Mönche tatsächlich in der Lage sind, Mitgefühl auf Kommando abzurufen und dabei sogar die Stärke des Mitgefühls zu steuern.

    *** Hier KLICKEN: Das BUCH dazu! *** Auf einen weitere Aspekt verweist Fritz Breithaupt, der von Empathie als Droge spricht und vor zu großem Mitgefühl gegenüber anderen warnt, denn in vielen Fällen kann Empathie auch zu falschem Verhalten führen. Empathie kann einerseits zwar helfen, andere Menschen besser zu verstehen, aber sie führt nicht automatisch dazu, dass man anderen hilft, wenn diese in Not sind. Breithaupt beschreibt daher eine dunkle Seiten der Empathie etwa in Form einer manipulativen Empathie. Helikopter-Eltern etwa wollen oft durch ihre Kinder etwa miterleben, was ihnen selbst verwehrt blieb und treiben ihre Kinder an, Schönheitsköniginnen zu werden oder erfolgreiche Sportler, was für diese Kinder manchmal verheerende Folgen haben kann. In solchen Fällen ist Empathie sehr egoistisch, denn es geht allein darum, was man fühlt, wenn man sich in andere Menschen hineinversetzt. Diese Form der Empathie wirkt bei manchen Menschen daher wie eine Droge, denn beim  Hineinfühlen in jemand anderen steht das eigene Gefühlserleben im Mittelpunkt und nicht der andere.

    Simas et al. (2019) haben gezeigt, dass Empathie nicht nur positiv sein muss, sondern in gesellschaftlichen Gruppen auch eine destruktive Seite besitzt, etwa dann, wenn Mitgefühl eine vorhandene gesellschaftliche Polarisierung verstärkt. In dieser Studie wirkte sich die Fähigkeit zu empathischem Mitgefühl destruktiv aus, denn Menschen mit besonderem Einfühlungsvermögen neigten auch dazu, die politische Gegenseite besonders abzulehnen. Das lag vermutlich daran, dass Menschen mit Empathie diese vor allem auf die Probleme der eigenen Gruppe richten und weniger auf fremde, also im Sinne: „Wir sind die Guten und die anderen die Bösen“. Dafür sind nach den AutorInnen Menschen mit hohen empathischen Fähigkeiten besonders anfällig. Die Empathie wirkt bei diesen Menschen dann als Brandbeschleuniger, was dazu führt, dass Gemeinschaften in Lager zerfallen, sich von der jeweiligen Gegenseite bedrängt fühlen und ihre Empathie auf die eigenen Gruppe beschränken.

    Neuere Untersuchungen (Matz & Gladstone, 2018) deuten auch darauf hin, dass verträgliche empathische Menschen mehr finanzielle Sorgen haben als unverträgliche. Offenbar können kooperative, vertrauensvolle Menschen einfach schlechter verhandeln und geben schneller nach, um Spannungen und Konflikte mit anderen zu vermeiden. Eine weitere Ursache könnte aber auch sein, dass  empathische Menschen Geld einfach für weniger wichtig halten. Übrigens: auch extravertierte Menschen kümmern sich weniger um ihr Geld.

    Die Empathie lässt sich mit der funktionellen Magnetresonanztomografie nachweisen, denn Experimente haben gezeigt, dass eine Versuchsperson, die beobachtet, dass einer zweiten Person leichte Schmerzen zugefügt werden, in seinem Gehirn Teile der Schmerzmatrix aktiviert. Diese affektive Resonanz, dieses emotionale Mitschwingen belegt die menschliche Fähigkeit, Empathie mit anderen Menschen zu haben. Dabei muss man verschiedene Formen der Empathie zu unterscheiden: eine kognitive und eine emotionale Empathie: Bei der kognitiven Perspektivübernahme wissen wir, dass der andere leidet, und schätzen das abstrakt als schlimm ein, fühlen aber nicht mit. Eine affektive Empathie bezeichnet dann tatsächliche emotionale Resonanz, bei der jene neuronalen Netzwerke aktiviert werden, die auch den eigenen Gefühlen zugrunde liegen, was dann echtes Mitfühlen darstellt, wobei es auch zu einer assoziierten körperlichen Reaktion kommt (embodied cognition). Psychopathen haben häufig eine völlig intakte Fähigkeit zur kognitiven Perspektivübernahme, weisen aber ein emotionales Empathiedefizit auf, d.h., sie sind oft sogar extrem gut darin, zu verstehen, was andere brauchen und wollen, und können daher andere extrem gut manipulieren. Empathie als ein zu viel Mitfühlen, zu viel Resonanz zu zeigen, kann dazu führen, dass die betroffene Person selbst davon so überwältigt und gestresst wird, dass sie nicht prosozial handelt und dem anderen hilft, sondern sich zurückzieht oder sogar aggressiv reagiert. Derartige Phänomene beobachtet man häufig bei Konflikten innerhalb einer Partnerschaft. Daher ist es sehr wichtig, die mit negativen Gefühlen verbundene Empathie umzuwandeln in ein warmes, positives Gefühl der Sorge, etwa so, wie sie von einer Mutter dem Kind entgegengebracht wird (compassion, empathic concern). Wenn es gelingt, Empathie in compassion umzuwandeln, dann besteht auch nicht mehr die Gefahr, selbst ein Burn-out-Syndrom zu entwickeln oder mit Zynismus zu reagieren, was bei vielen Menschen in Pflegeberufen passiert.

    Man kann drei Motivation gebende, emotionale Systeme unterscheiden: ein Angst- und Alarmsystem, ein appetitives System, das mit dem Wunsch einhergeht, bestimmte Ziele zu erreichen und Dinge haben zu wollen, und ein affiliatives Beziehungssystem etwa wie zwischen Mutter und Kind existiert, natürlich durch das Neuropeptid Oxytocin vermittelt, d.h., es wirkt beruhigend, angstreduzierend und ist mit dem Gefühl von Entspannung und Liebe verbunden.  Alle drei Systeme sollten bei Menschen dabei in einer Art Balance sein.

    Erle et al. (2017) haben experimentell nachgewiesen, dass jemand, der in der Lage ist, die Welt durch die Augen eines anderen zu sehen, auch eher zur Empathie fähig ist. Die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme hat große Auswirkungen darauf, in welchem Maß ein Mensch auch die Gedanken einer anderen Person akzeptiert, inwieweit er zur Empathie fähig ist, also zum Mitfühlen mit anderen. Kleinstkinder sind noch nicht in der Lage, sind in andere hineinzuversetzen, sodass die Fähigkeit zur Empathie erst Vierjährige entwickeln können, da sie erst dann die Denkweise eines anderen nachvollziehen können. Das hängt mit der Theory of Mind zusammen, die auch die Empathie umfasst. Nach neueren Untersuchungen scheint das Gehirn zwei verschiedene Strukturen zu besitzen, durch die man sich in andere hineinversetzen kann, wobei diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten ikn der Entwicklung heranreifen. Zwar sind schon jüngere Kinder fähig dazu, das Verhalten anderer vorherzusagen, doch bedienen sich dabei anderer Prozesse und Gehirnnetzwerke als jene Kinder, die sie später zur Theory of Mind befähigen. Untersucht hat man diese Zusammenhänge mithilfe eines Videoclips, in dem eine Katze zu sehen ist, die eine Maus dabei beobachtet, wie sie in einer Kiste verschwindet. Anschließend kehrt die Katze der Kiste für einen Moment den Rücken zu, die Maus huscht unbemerkt in die benachbarte Box, und als die Katze sich wieder der Szenerie widmet, will sie nach ihrer Beute schauen und läuft auf die erste Kiste zu. Es zeigte sich mithilfe der Eye-Tracking-Methode, dass erst Vierjährige in der Lage waren vorherzusagen, wohin die Katze laufen wird. Sowohl die Drei- als auch Vierjährigen konnten zwar richtig voraussehen, wo die Katze nachschauen wird. Sie erkannten, dass die Katze die Maus noch immer in ihrem ersten Unterschlupf erwartet und dort suchen würde, obwohl sie selber natürlich wussten, dass sich die Maus an einer anderern Stelle befindet. Als man die Dreijährigen aber explizit danach fragte, wo die Katze nach der Maus suchen werde, antworteten sie falsch, d. h., sie konnten zwar mit ihrem Blick richtig vorhersagen, wo die Katze suchen wird, dies aber nicht beantworten, wenn sie explizit danach gefragt wurden. Erst Vierjährigen gelang es mehrheitlich, die richtige Antwort zu geben. Kontrollaufgaben zeigten, dass die Jüngeren die Frage aber durchaus richtig verstanden hatten. Die Ursache für die falsche Antwort ist also offenbar ein anderer, denn bei beiden Entscheidungsprozessen, der non-verbalen Variante über den Blick und der verbalen über die Antwort, sind verschiedene Gehirnstrukturen beteiligt. So ist der Cortex im Supramarginalen Gyrus, der Region für die non-verbale Perspektivübernahme, früher ausgereift, sodass bereits Dreijährige die Handlungen anderer vorhersagen können, doch erst im Alter von vier Jahren sind dann der temporoparietale Übergang und der Precuneus entsprechend herangereift, also die Areale, durch die man versteht, was andere denken und nicht nur, was sie fühlen und sehen oder wie sie handeln werde. Es scheint einen Mechanismus in der frühen Kindheit zu geben, eine frühe Form der Perspektiveinnahme, bei dem man einfach den Blick des anderen übernimmt. In dieser Entwicklungsphase ist man wohl darauf angewiesen, das zu übernehmen, was etwa die Eltern wissen und sehen (Wiesmann et al., 2017, 2020).

    Schurz et al. (2020) haben auf Grund einer Metaanalyse von 188 bisherigen MRT-Studien ausgewertet und ein Erklärungsmodell entwickelt, das zeigt, dass sich diese Fähigkeiten aus vielen Einzelfaktoren zusammensetzen, die sich je nach Situation unterscheiden, wobei das Gehirn sehr flexibel auf die einzelnen Anforderungen reagiert. Für Empathie arbeitet ein Hauptnetzwerk, das akut bedeutsame Situationen erkennen kann, indem es etwa Angst verarbeitet, und zwar mit spezialisierten zusätzlichen Regionen, etwa für Gesichts- oder Spracherkennung gemeinsam. Beim Wechseln der Perspektive sind als Kernnetzwerk vor allem jene Areale aktiv, die auch beim Erinnern an Vergangenes oder dem Fantasieren über Zukünftiges zum Einsatz kommen, also bei Gedanken, die sich mit aktuell nicht beobachtbaren Dingen befassen. Auch hier schalten sich in den konkreten Situationen jeweils zusätzliche Hirnregionen dazu. Es zeigte sich auch, dass Mangel an einer der beiden Sozialkompetenzen auch bedeuten kann, dass nicht die Kompetenz als Ganzes begrenzt ist, sondern es kann auch nur ein bestimmter Teilfaktor betroffen sein, etwa das Verständnis von Mimik oder Sprachmelodie. Ein einzelner Faktor reicht daher nicht aus, um einem Menschen eine bestimmte soziale Fähigkeit zu bescheinigen, sondern es muss immer eine ganze Reihe an Faktoren erfasst werden, um einen Menschen tatsächlich als wenig empathisch einzuschätzen bzw. als unfähig zu bezeichnen, die Sichtweise von anderen einzunehmen.

    Wie das menschliche Gehirn Empathie erlernt

    Theorien zur moralischen Entwicklung gehen davon aus, dass Empathie von Person zu Person weitergegeben wird, aber die Mechanismen, durch die Empathie sozial übertragen wird, sind noch unklar. Zhou et al. (2024) kombinierten computergestützte Lernmodelle mit funktioneller Kernspintomographie, um zu untersuchen, ob und wie empathische und nicht-empathische Reaktionen, die bei anderen beobachtet werden, die Empathie der Beobachterinnen beeinflussen. Die Ergebnisse von drei unabhängigen Studien zeigten, dass das Beobachten von empathischen oder nicht-empathischen Reaktionen ein Lernsignal erzeugt, das die Empathiebewertungen der Beobachterin erhöht oder verringert. Eine vierte Studie zeigte, dass die lernbedingte Übertragung von Empathie bei der Beobachtung von menschlichen Demonstratoren stärker ist als bei Computern. Schließlich konnte gezeigt werden, dass die soziale Übertragung von Empathie empathiebezogene Reaktionen in der anterioren Insula verändert, d.h. in derselben Region, die mit grundlegenden Empathiebewertungen korreliert, sowie deren funktionelle Konnektivität mit der temporoparietalen Verbindung. Diese Ergebnisse beschreiben also einen mathematischen und neuronalen Mechanismus der sozialen Übertragung von Empathie, der Veränderungen in individuellen empathischen Reaktionen in empathischen und nicht-empathischen sozialen Umgebungen erklären kann. Daraus folgt auch, dass Empathie nicht nur in der Kindheit erlernt wird, sondern dass auch Erwachsene durch ihre Umwelt beeinflusst werden, ob und wie empathisch sie sind.

    Eine amerikanische Studie an Sieben- bis Zwölfjährigen zeigte übrigens, dass Empathie nicht erst durch Erziehung entsteht , denn sahen die Kinder Bilder, auf denen andere Menschen Schmerzen litten, so wurden im Gehirn jene Areale verstärkt durchblutet, die auch an der Verarbeitung von eigenem Schmerz beteiligt sind.

    warmwasserWissenschaftler (Cooper et al., 2014) zeigten einer Stichprobe acht verschiedene Videos, in denen Menschen ihre Hände entweder in eine Wanne mit Wasser tauchten, das zuvor aus einem dampfenden Wasserkocher eingefüllt worden war, oder  in eine Wanne mit Eiswürfeln gekühltes Wasser. Dabei konnten die Probanden die Gesichter dieser Darsteller nicht sehen, sondern nur deren Hände und Unterarme. Während der Videos wurde die Handtemperatur der Versuchsteilnehmer gemessen, wobei bei den Warmwasservideos die Temperatur der Hände konstant blieb, bei den Eiswürfelvideos sank die Handtemperatur um bis zu 0,2 Grad Celsius. Probanden mit einem durch einen Persönlichkeitstest gemessenen hohen Empathiewert reagierten dabei besonders stark auf die Eiswürfelvideos. Mitfühlen scheint demnach mehr als ein rein psychischer Vorgang zu sein denn er verändert auch physiologische Parameter. Empathie ist demnach für Menschen offenbar eine so wichtige Eigenschaft, dass sich in der Evolution Mechanismen entwickelt haben, bei denen der Körper den betrachteten Zustand des Gegenübers nachahmt. Siehe dazu auch die Diskussion um die Spiegelneuronen.

    In einer Studie konnte man sogar zeigen, dass Menschen, die einen vermeintlichen Schnitt in einen Roboter-Finger beobachteten, Empathie gegenüber Robotern empfinden. Es zeigte sich nämlich, dass das Gehirn fast genauso auf das Bild eines verletzten Roboters reagiert, wie auf das eines verletzten Menschen.

    Empathie in der personenzentrierten Gesprächsthe­rapie

    Unter Empathie versteht man das einfühlende Verstehen, das nichtwertende Einge­hen, also das echte Verständnis einer Person. Ist der Therapeut in einer Beziehung kongruent, so ermöglicht dies ihm, sich auf den Gegenüber einzulassen und so die Welt mit dessen Augen zu sehen. Er ist also dar­um bemüht, den Klienten in seinem Erleben und seinen damit verbundenen Werthal­tungen, Motiven, Wünschen und Ängsten zu verstehen. So beschreibt Rogers dieses einfühlsame Verstehen als einen Vorgang im Gespräch, wo der Therapeut genau die Gefühle und persönlichen Bedeutungen spürt, die der Klient erlebt, und dass er dieses Verstehen dem Klienten mitteilt. Unter optimalen Um­ständen ist der Therapeut so sehr in der privaten Welt des anderen drinnen, dass er oder sie nicht nur die Bedeutung klären kann, deren sich der Patient bewusst ist, son­dern auch jene knapp unterhalb der Bewusstseinsschwelle. Da es sich bei diesem Verstehen aber um das Verstehen des Therapeuten handelt, nicht dem des Klienten, kann es so unter Umständen zu gravierenden Missverständ­nissen kommen. Denn um einen Klienten richtig verstehen zu können, muss man in der Beziehung zu ihm zuallererst einmal davon ausgehen, dass weder er und noch weni­ger man selber seiner gesamten inneren Welt bewusst ist. Diese innere Welt, bestehend aus Gefühlen, Empfindungen und mit Wertungen ver­bundenen Erfahrungen und Wahrnehmungen, müssen nun auf einem langen Weg der Selbstexploration gemeinsam offengelegt werden. Durch ständiges Feed-Back mit ei­genen Worten ver­sucht der Therapeut hierbei, selektiv und nicht interpretativ die ge­fühls- und erlebnismäßigen Inhalte aus dem Ge­spräch mit seinem Gegenüber aufzu­greifen und ihm dann mitzuteilen, was er von dessen Erlebniswelt glaubt, verstanden zu ha­ben. So kann er immer weiter in die Welt des Klienten eintauchen, welcher sich im­mer wei­ter öffnen wird, weil er sich von seinem Gegenüber verstanden fühlt. Denn er merkt so auch, dass er verstanden werden will. Es geht also nicht lediglich um ein „spiegeln“, ein „papageien-ähnliches Nachplap­pern“ der Aussagen des Klienten, wie diese Vorgehensweise oft missinterpretiert wurde. Vielmehr geht es also darum, sich einfühlend, nicht interpretativ vom hohen Ross ei­nes etwaigen medizinisch-therapeutisch-diagnostischen Standpunktes herab, dem Gegen­über als neugieriger, aber nicht fordernder Mensch zu nähern und sich so in dessen innere Welt hineinzuversetzen, d.h., ihn also auch in seiner Welt zu verstehen und zu ak­zeptieren, wie er sie empfindet.

    E-Book Mitgefühl in Alltag und Forschung

    Tania Singer und Matthias Bolz vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften haben das E-Book Mitgefühl. In Alltag und Forschung kostenfrei zugänglich gemacht, das wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema Mitgefühl zusammenfasst und einen Überblick über die aktuelle Mitgefühls- und Empathie-Forschung liefert. Ein wesentlicher Teil des E-Books beschäftigt sich mit der Wissenschaft des Mitgefühls bzw. wie sich Empathie von Mitgefühl unterscheidet, und dass Empathie und Mitgefühl von verschiedenen biologischen Systemen und neuronalen Netzwerken ermöglicht.
    Es wird dabei an praktischen Beispielen aus dem Alltag gezeigt, wie meditationsgestützte Mitgefühlspraxen Schmerzen reduzieren können, und wie Mitgefühlstraining positive Emotionen erhöhen und soziale Nähe fördert, was wiederum die seelische und körperliche Gesundheit stärken kann. Insbesondere wird belegt, dass Mitgefühlstraining eine Reduzierung stressrelevanter Hormone wie Kortisol bewirken kann. Entstanden ist das E-Book aus dem Workshop How to Train Compassion, den Singers Abteilung 2011 im Studio des Künstlers Olafur Eliasson in Berlin organisiert hatte.
    Link zum Download des E-Books: http://www.compassion-training.org

    Ob Empathie und kognitive Perspektivenübernahme, also das Vermögen zu verstehen, was andere Menschen wissen, planen oder wollen, miteinander zusammenhängen, haben Kanske et al. (2016) in einer Studie untersucht. Eine erfolgreiche soziale Interaktion basiert bekanntlich auf der Fähigkeit, an den Gefühlen anderer teilzuhaben und deren Gedanken und Absichten zu verstehen, doch ist bisher unklar gewesen, ob sich etwa Menschen, die sich sehr gut in ihr Gegenüber einfühlen können, ebenfalls in der Lage sind, dessen Gedanken und Absichten besser zu verstehen. Die Probanden sahen eine Reihe von Videosequenzen an, in denen ein Erzähler einmal mehr oder weniger emotional war, und sollten anschließend angeben, wie sie sich selbst dabei gefühlt hatten, wie sehr sie mit der Person in dem Film mitfühlten bzw. mussten sich auch inhaltliche Fragen zu den Filmen beantworten. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie beobachtete man während des Versuchs, welche Areale des Gehirns zu welchem Zeitpunkt aktiv waren. Bei Probanden mit einem hohen Maß an Empathie überprüfte man dann, wie diese beim Test zur kognitive Perspektivübernahme abgeschnitten hatten. Es zeigte sich, dass jene Areale im Gehirn, die für Empathie und kognitive Perspektivenübernahme stehen, miteinander interagieren. In sehr emotionalen Situationen jedoch, wenn etwa jemand vom Tod eines Freundes erzählte, war die Aktivierung in der Insula, eines Teils des Empathie-relevanten Netzwerkes, bei manchen Menschen eher hemmend für die Gehirnareale zur Perspektivenübernahme, was dazu führte, dass überbordendes Mitgefühl soziales Verstehen eher beeinträchtigt hatte. Man schließt daraus, dass in Trainings, die die soziale Kompetenz verbessern sollen, die Bereitschaft sich in andere einzufühlen und die Fähigkeit, andere zu verstehen und deren Perspektive einzunehmen, gezielt getrennt voneinander gefördert werden sollten.

    Packard & Berger (2020) haben Textanalysen von Tausenden von Liedern (Country, christlicher Pop, Dancefloor, R ’n‘ B, Rock, Pop, Rap) und Analysen von Chart-Platzierungen vorgenommen und konnten dabei zeigen, dass Songs, die viele Pronomen der zweiten Person verwenden, erfolgreicher sind. Sie vermuten, dass Lieder, die sich direkt an die HörerInnen wenden, diese dazu ermutigen, an jemanden aus ihrem eigenen Lebensumfeld zu denken. Die HörerInnen stellen sich daher hinter dem You wohl jemanden vor, den sie selbst lieben oder geliebt haben. Damit werden in den Vorstellung der Menschen Gefühle von sozialer Nähe zu anderen hergestellt, wobei es sie in ein Art Protagonistenrolle versetzt, als sängen sie selbst dieses Lied für die betreffende Person. Packard & Berger konnten auch zeigen, dass Lieder dann kommerziell erfolgreicher waren, in denen besonders häufig das Wort „you“ verwendet beziehungsweise gesungen wurde.

    Es wird eine Art Großzügigkeitszentrum im Gehirn aktiviert, wenn Menschen anderen etwas Gutes tun, und zwar bei empathischen Menschen schneller und stärker als bei weniger empathischen. Mit Hilfe von Computermodellen und Magnetresonanztomographie hat man ermittelt, dass Menschen auch lernen können, anderen zu nützen, und dass dieses Lernen durch Verstärkungslernsignale im subgenual anterioren cingulären Cortex unterstützt wird. Allerdings wurde dieser Hirnbereich zwischen Testpersonen unterschiedlich aktiviert, denn empathische Personen haben viel schneller gelernt, anderen etwas Gutes zu tun, und haben auch eine verstärkte Signalübermittlung in diesem Gehirnareal. Generell gilt: Für die Entstehung der Empathie im menschlichen Gehirn arbeiten zahlreiche Areale zusammen. Eine wichtige Gehirnregion ist dabei die Amygdala (Mandelkern), denn durch diese kann man Gesichtsausdrücke erkennen, und als Teil des limbischen Systems ist sie an der Verarbeitung von Gefühlen beteiligt. Ist die Amygdala bei Menschen beeinträchtigt, können diese einen ängstlichen Ausdruck im Gesicht eines anderen Menschen nicht mehr entschlüsseln. Die Inselrinde wiederum hilft einerseits, die eigenen Gefühle zu vermitteln, andererseits ist sie aktiv, wenn man beobachtet, dass jemand anderer Schmerz empfindet. Auch die Spiegelneuronen arbeiten bei der Empathievermittlung mit, ein wenn man lächelt, weil jemand anderer lächelt, werden diese aktiv, also immer dann, wenn man bewusst oder unbewusst die Handlungen eines Gegenübers nachahmt. Eine wichtige Rolle spielen auch Hormone, denn sie beeinflussen die Fähigkeit, überhaupt Empathie zu empfinden. So können Menschen mit höherem Oxytocinspiegel mehr Empathie empfinden, sodass diese verstärkt wird, indem man sich mit anderen verbundener fühlt und daher besser mit anderen Menschen interagiert, weil man sich mit diesen emotional verbunden fühlt.


    Heidemarie Brosche: Auch Empathie sollte Grenzen haben

    Allerdings hat Empathie auch Schattenseiten. Besonders empathische Menschen neigen dazu, sich mit der Innenwelt anderer Menschen auch auf deren Leid einzulassen. Das kann ziemlich herausfordernd sein. Ich selbst habe als Lehrerin manchmal gespürt, dass meine Empathie auch zu weit gehen kann. So kam es vor, dass eine Schülerin oder ein Schüler sich eindeutig falsch verhalten hatte – und ich trotzdem mitfühlte, weil mir klar war, dass die Person sich aus innerer Not heraus so verhalten hatte. Diese Empathie machte es mir schwer, mit dem Verhalten angemessen umzugehen. Ich hätte am liebsten gesagt: „Ich verstehe dich so gut! Ich verstehe sogar, dass du dich gerade echt unsozial verhalten hast.“ Aber natürlich kann eine Lehrkraft, die eine ganze Gruppe von Individuen unter ihren Fittichen hat, es nicht dabei belassen. Ganz abgesehen davon, dass ich auch die anderen Schülerinnen und Schüler gut verstanden habe, die unter dem besagten unsozialen Verhalten der ersten gelitten hatten. Immer wieder gibt es auch Situationen, in denen zu starkes Sich-Einfühlen zur großen Belastung wird. Ich empfehle deshalb, auch mal innerlich „Stopp!“ zu sagen. Ist natürlich nicht leicht, kann aber funktionieren – wenn man sich bewusst macht, dass die eigenen Kräfte begrenzt sind und man sie sich deshalb bewusst einteilen muss. Aber natürlich gilt: Wenn durch Empathie etwas zum Guten bewegt werden kann, dann sollte man sich nicht drücken, sondern tun, was man kann!


    Robotik und Künstliche Intelligenz

    In Untersuchungen zeigte sich, dass Menschen sogar gegenüber einem Roboter Empathie zeigen können. Kühnlenz et al. (2018) habe mit Hilfe des NAO, der dem menschlichen Aussehen nachempfunden ist, untersucht, wie sich Menschen gegenüber einem Roboter verhalten. Der Roboter arbeitete dabei als Aushilfe in einem Supermarkt und bat die KundInnen des Geschäfts um Hilfe. Sie sollen ihm die Namen von verschiedenen Produkten nennen, die er zum Üben brauche. Dabei wurden vom Roboter NAO zwei unterschiedliche Verhaltensweisen gezeigt: einmal passte sich der Roboter dem Menschen emotional an, beim anderen Mal verhielt er sich neutral. Emotional angepasst bedeutete in diesem Fall, dass er den Probanden und Probandinnen vermittelte, er könne ihre Gefühle verstehen, indem er etwa danach fragte, wie sich der Mensch momentan fühle, um dann mit angepasster Wortwahl zu antworten, etwa dass es ihm derzeit genauso gehe. Es zeigte sich, dass wenn sich der Roboter den Menschen emotional anpasste, dieser auch eher bereit war, ihm zu helfen. Außerdem sprachen die Probanden und Probandinnen dem Roboter dann eher menschliche Eigenschaften zu und empfanden ihm gegenüber sogar Empathie. Obwohl NAO seine Bitte nicht durch menschliche Mimik unterstreichen konnte, kamen die Probanden und Probandinnen dem Roboter zur Hilfe, jedoch spielte es eine Rolle, ob sie vorher bereits Kontakt zu Robotern gehabt hatten, denn wer mit Robotern vorher nichts zu tun gehabt hatte, verhielt sich deutlich reservierter, und auch die Bildung der Probanden und Probandinnen wirkte sich dabei auf ihr Verhalten dem Roboter gegenüber aus.

    Übrigens: Der Roboter Nao kommt etwa zwei bis drei Mal pro Woche in eine Karlsruher Kita, wo die Kinder der inklusiven Karlsruher Kita im Lebenshilfehaus mit dem Kitapersonal und mit dem Roboter „Nao“ tanzen und singen. Die 58 Zentimeter kleine, menschenähnliche Maschine ist Teil eines Forschungsprojektes des Karlsruher Instituts für Technologie, das Künstliche Intelligenz und Robotik im Alltag ausprobiert. Gesungen werden etwa gemeinsame Morgenlieder, er motiviert unglaublich und weckt auch einfach das Interesse und die Neugier. Die Kinder befolgten etwa Sportübungen viel lieber auf Anweisung von Nao, wobei vor allem autistische Kinder gut auf Nao reagieren. Begleitet wird das Projekt von Tamim Asfour, der am Karlsruher Instituts für Technologie zu Robotik forscht, und seine Mitarbeitenden tauschen sich seit der Ankunft von Nao im Februar dieses Jahres regelmäßig mit den Kitafachkräften aus, wobei man dann benötigte Funktionen für den Roboter programmiert (Stangl, 2023).

    In Bezug auf Maschinen und künstliche Intelligenz (KI) ist Empathie ein komplexes Thema, denn aktuelle KI-Systeme, wie Chatbots oder Spracherkennungssysteme, sind nicht in der Lage, echte Empathie zu empfinden, da sie keine eigenen Emotionen haben. Sie sind aber darauf programmiert, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und auf bestimmte Eingaben zu reagieren, aber sie haben kein eigenes emotionales Verständnis oder Bewusstsein, auch wenn es manchmal scheint, dass solche Systeme Empathie oder Emotionen zeigen. Jedoch gibt es Forschungsbereiche, in denen versucht wird, maschinelles Lernen und KI-Systeme mit einer gewissen Form von Empathie auszustatten, d. h., es geht dabei um die Entwicklung von Systemen, die menschliche Emotionen erkennen und darauf angemessen reagieren, um eine empathische Interaktion zu ermöglichen. Diese Ansätze basieren in der Regel auf der Verwendung von Algorithmen und Techniken des maschinellen Lernens, um Emotionen aus Gesichtsausdrücken, Körperhaltung, Sprachintonation und anderen Signalen zu erkennen. Diese Art von empathischen“Systemen kann zwar bestimmte Verhaltensweisen zeigen, die als empathisch angesehen werden könnten, aber sie besitzen kein eigenes emotionales Erleben, denn das wird immer Lebewesen viele Menschen vorbehalten bleiben. Es handelt sich also immer nur um eine Simulation von Empathie, die aufgrund der Analyse von Daten und Mustern erzeugt wird. Auch ist die Frage, ob Maschinen jemals echte Empathie entwickeln können, eher ein Thema der philosophischen und wissenschaftlichen Debatte, wobei es unterschiedliche Ansichten dazu gibt, ob Empathie nur auf biologischer Grundlage existiert oder ob sie auch auf andere Arten von Systemen übertragen werden kann. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Forschung in diesem Bereich entwickelt und ob es in Zukunft Fortschritte geben wird, die eine authentische Form von Empathie bei Maschinen ermöglichen, was aber wohl auf der Basis von grundsätzlichen Überlegungen nur eine Illusion sein kann, wobei solche Illusionen zutiefst menschlich sind 😉 (Stangl, 2023).


    Siehe dazu Warum Empathie für Menschen so wichtig ist!


    Literatur

    Clifford, Scott, Kirkland, Justin & Simas, Elizabeth (2019). How Dispositional Empathy Influences Political Ambition. Journal of Politics, 81, 1043-1056.
    Cooper, E. A., Garlick, J., Featherstone, E., Voon, V., Singer, T.,  Critchley, H. D. & Harrison, N. A.(2014). You Turn Me Cold: Evidence for Temperature Contagion. PLoS ONE 9(12): e116126. doi:10.1371/journal.pone.0116126.
    Davis, Mark H. (1980). A multidimensional approach to individual differences in empathy. JSAS Catalog of Selected Documents in Psychology, vol.10, pp.85ff.
    Davis, Mark H. (1983). Empathic concern and the muscular dystrophy telethon. Empathy as a multidimensional construct. Personality and Social Psychology Bulletin, vol.9, no. 2, pp.223-229.
    Dorsch, F. (1976). Psychologisches Wörterbuch. Bern: Verlag Hans Huber.
    Erle, Thorsten M. & Topolinski, Sascha (2017). The grounded nature of psychological perspective-taking. Journal of Personality and Social Psychology, 112, 683-695.
    Grimm, Jürgen (2015). Empathie-Messung nach Davis. Deutsche Version. Test-Dokumentation. – Methodenforum der Universität Wien: MF-Working Paper 2015-03. [http://empcom.univie.ac.at/methoden-archiv/]
    Hübler, A. (1985). Einander verstehen: Englisch im Kontext internationaler Kommunikation. Tübingen: Gunter Narr Verlag.
    Kanske, P., Böckler, A., Trautwein, F.M., Franca H. Lesemann, P. & Singer, T. (2016). Are strong empathizers better mentalizers? Evidence for independence and interaction between the routes of social cognition.  Social Cognitive and Affective Neuroscience.
    Klafki, W. (1993). Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim: Beltz Verlag.
    Köck, P., Ott, H. (1994). Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. Donauwörth: Verlag Ludwig Auer.
    Körner, Jürgen (1998). Einfühlung: Über Empathie. Forum der Psychoanalyse, 14, 1–17.
    Matz, Sandra C. & Gladstone, Joe J. (2018). Nice guys finish last: When and why agreeableness is associated with economic hardship. Journal of Personality and Social Psychology, doi=10.1037%2Fpspp0000220.
    Packard, Grant & Berger, Jonah (2020). Thinking of You: How Second Person Pronouns Shape Cultural Success. Psychological Science, 1-11.
    WWW: https://faculty.wharton.upenn.edu/wp-content/uploads/2020/05/You.pdf (20-02-29)
    Schurz, Matthias, Radua, Joaquim, Tholen, Matthias G., Maliske, Lara, Margulies, Daniel S., Mars, Rogier B., Sallet, Jerome & Kanske, Philipp (2020). Toward a hierarchical model of social cognition: A neuroimaging meta-analysis and integrative review of empathy and theory of mind. Psychological Bulletin, doi:10.1037/bul0000303.
    Simas, Elizabeth, Clifford, Scott & Kirkland, Justin (2019). How Empathic Concern Fuels Political Polarization. American Political Science Review, doi:10.1017/S0003055419000534.
    Stangl, Benjamin (2018). Wenn Menschen Roboter helfen sollen – roboter.
    WWW: https://roboter.stangl.wien/wenn-menschen-roboter-helfen-sollen/ (2018-11-15).
    Stangl, B. (2021, 29. Mai). Können Maschinen Empathie lernen? Soziale Robotik.
    https://sozialerobotik.stangl.wien/koennen-maschinen-empathie-lernen/
    Stangl, B. (2023, 8. Juni). Nao in einer inklusiven Kita. Soziale Robotik.
    https://sozialerobotik.stangl.wien/nao-in-einer-inklusiven-kita/
    Stangl, W. (2024, 24. Februar). Wie das menschliche Gehirn Empathie erlernt. Neuigkeiten aus der wissenschaftlichen Pädagogik.
    https:// paedagogik-news.stangl.eu/wie-das-menschliche-gehirn-empathie-erler
    Wiesmann, C. G., Schreiber, J., Singer, T., Steinbeis, N. & Friederici, A. D. (2017). White matter maturation is associated with the emergence of Theory of Mind in early childhood. Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms14692.
    Wiesmann, C. G., Friederici, A. D., Singer, T. & Steinbeis, N. (2020). Two systems for thinking about others’ thoughts in the developing brain. Proceedings of the National Academy of Sciences, doi:10.1073/pnas.1916725117.
    Zhou, Yuqing, Han, Shihui, Kang, Pyungwon, Tobler, Philippe N., & Hein, Grit (2024). The social transmission of empathy relies on observational reinforcement learning. Proceedings of the National Academy of Sciences, 121, doi: 10.1073/pnas.2313073121.
    Tania Singer in einem Gespräch mit Der Welt vom 15. August 2011.
    DIE ZEIT Nr. 49 vom 3. Dezember 2015.
    von Sury, K. (1967). Wörterbuch der Psychologie und ihrer Grenzgebiete. Basel: Schwabe Verlag.
    http://www.carlrogers.de/ (10-09-21)
    http://www.mpg.de/7522240/mitgefuehl (13-10-12)
    https://www.wired.de/collection/latest/empfinden-menschen-empathie-mit-robotern (15-11-05)
    http://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/empathie-zustaendiger-hirnteil-fuer-empathie-14389785.html (16-08-23)
    Stefanie Höhl in einem Interview zum Thema Entwicklung von Empathie und Altruismus bei Kindern.
    WWW: https://www.ethik.or.at/empathie-altruismus-bei-kindern/ (20-11-20)
    https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/empathie-einfuehlungsvermoegen-mitgefuehl-emotion-psychologie-neurobiologie-gehirn-100.html (23-04-13)


    Impressum ::: Datenschutzerklärung ::: Nachricht ::: © Werner Stangl :::

    4 Gedanken zu „Empathie“

    1. Heyoka-Empathe bzw. Heyoka-Empathin

      Nach dem Beitrag in einer Illustrierten gibt es einen besonderen Typ eines emphatischen Menschen: den Heyoka-Empathen bzw. die Heyoka-Empathin. Diese sind ein besonderer Typ unter den einfühlsamen Menschen, denn sie haben nicht nur eine sehr hohe emotionale Intelligenz, sondern sie sind auch mit viel Humor gesegnet, den sie einsetzen, um schwierige Situationen zu erleichtern und die Stimmung zu verbessern. Das Wort „Heyoka“ stammt aus der Sprache der amerikanischen Ureinwohner und bedeutet so viel wie „heiliger Narr“ oder „heiliger Spaßvogel“. Heyoka-Empathen bzw. Heyoka-Empathinnen sind daneben auch sehr ehrlich, sehr kreativ und eher introvertiert.
      Quelle: https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/psychologie–3-zeichen–dass-du-ein-heyoka-empath-bist-13565960.html (23-07-29)

    2. Gerd und Christine Spranger

      Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel. Ja, Empathie bedeutet, die Gefühle jener Menschen zu erkennen und zu verstehen, mit denen wir es täglich zu tun haben. Nur so können wir angemessen darauf reagieren und handeln. Wer empathielos ist, hat oft wenig Einfühlungsvermögen für andere Menschen. In einer Beziehung kann das den Partner unter Umständen unglücklich machen. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür, warum jemand empathielos ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man es trainieren kann, eine andere Person besser zu verstehen. Dabei geht es doch darum, das zu spüren, was der andere fühlt.
      Jeder Mensch ist unterschiedlich, manche sind sehr sensibel und können sofort spüren, was in einem Gespräch in der Luft liegt. Andere sind da eher schwerfälliger und können sich nur sehr schwer, in andere Personen hineinzuversetzen. Wir haben uns schon oft Gedanken darübergemacht, was die Ursachen für diese Unterschiede sind.
      Wer Empathie hat, der hat Mitgefühl für eine andere Person und wird auch als emotional intelligent bezeichnet. Ich versuche immer darauf zu achten, was mir mein Herz sagt bei einer Begegnung mit anderen Menschen. Wir alle begegnen häufig fremde Personen und oft ist es hilfreich zu spüren, was der andere fühlt und denkt. Wer dafür ein Gespür entwickelt räumt gewisse Missverständnisse vor vornherein aus.
      Wir denken, wir alle besitzen die Fähigkeit der Empathie. Allerdings ist sie bei allen unterschiedlich stark vorhanden. Manche sind von Haus aus einfach begabter dafür und andere müssen sich das Wissen über die Empathie erst besser aneignen. Auf alle Fälle hilft Empathie dabei, Verständnis für eine andere Person zu entwickeln. Und das ist im Alltag sehr gut. Damit lassen sich viele Herausforderungen meistern und bewältigen.
      Wir haben gelesen, dass neue Forschungen darauf hinweisen, dass Empathie und Mitgefühl gerade auch mit sich selbst und natürlich mit anderen Menschen Schlüsselfaktoren sind, um geistig gesund zu bleiben und sich selbst emotional wohlzufühlen. Achtsamkeit und Mitgefühl fehlen bei Menschen ohne Empathie
      Wenn sie diese Fähigkeiten vernachlässigt haben, können sie sie kultivieren. Meist sind Menschen davon betroffen, die in erster Linie nur mit sich selbst beschäftigt sind. Ihnen fehlt oft der Blick hin zum Nächsten.

    3. Die Antwort auf die Frage steht davor: „Menschen (können die Emotionen anderer; W.S.) immer nur im Rahmen der eigenen Denk- und Empfindungsmuster interpretieren und viele Situationen sind nicht eindeutig, wobei insbesondere bei Fremden aus einem anderen Kulturkreis sich Menschen irren können“.

    4. Hallo Herr Stangl,

      zunächst einmal möchte ich Ihnen zu diesem Online-Lexikon gratulieren. Wahrscheinlich über Jahre gewachsen, haben Sie hier wirklich etwas Wertvolles geschaffen, das für Generationen von Nutzern hilfreich sein wird. Kompliment!

      Aber nun zum Artikel:

      Sie schreiben „der analytische Verstand des Menschen in sozialen Situationen funktioniert zwar langsamer, ist aber eine notwendige Ergänzung.“ Das der Verstand grundsätzlich notwendig ist, ist klar. Ich gehe aber davon aus, dass Sie mit diesem Satz meinen, dass der Verstand für Empathie notwendig ist. Hierzu möchte ich Sie fragen: Warum?

      Ich selbst bin jemand, der nicht mit der Gabe einer besonders hohen Empathie geboren wurde. Meine emotionale Empathie habe ich mit den Jahren in kleinen Schritten verbessert, trotzdem ist Sie nicht besonders hoch. Mit Hilfe eines Persönlichkeitsmodells habe ich jedoch recht schnell kognitive Empathie lernen können. Bei meiner Freundin ist es hingegen genau andersherum. Sie hat eine sehr hohe emotionale Empathie, die meiner Meinung nach ziemlich unabhängig von Ihrem Verstand funktioniert.

      Wieso glauben Sie, dass der Verstand für Empathie zwingend notwendig ist? Gibt es dazu vielleicht sogar eine Studie?

    Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.

    Inhaltsverzechnis