Die Kinesik ist die Wissenschaft vom körperlichen, non-verbalen Kommunikationsverhalten (Gestik, Mimik, Kommunikation) des Menschen. Die Kinesik bildet eine Teildisziplin der Kommunikationswissenschaften und untersucht im Rahmen der Gesprächsanalyse speziell das Bewegungsverhalten eines Menschen in seiner kommunikativen Relevanz. In der Körpersprache spielen daneben die Prosodik und Proxemik weitere wichtige Rollen.
Der Begriff Kinesik wurde von Birdwhistell 1970 geprägt und ist ein häufig verwendeter Ausdruck für die Erforschung der Körperbewegungen, für die Erforschung der visuellen Aspekte der nonverbalen, interpersonalen Kommunikation. Die Methode ähnelt jener von Sprachforschern, denn wie die Linguisten versuchte man in der Kinesik, die Struktur einer neuen Sprache zu entdecken, versuchte eine Reihe sich wiederholender Beziehungen zwischen verschiedenen Körperbewegungen zu finden.
Kinesik ist auch ein im visuellen Medienzeitalter immer wichtiger werdender Teilbereich der Kommunikationsforschung innerhalb der Sozialpsychologie, und befasst sich mit den Entscheidungen und dem Verhalten zwischen Menschen, die nur zum Teil bewusst gesteuert werden, sondern stärker vom Unterbewusstsein und von vielen unmerkbaren Details bestimmt werden. Solche Entscheidungen werden dann oft dem Gefühl zugeschrieben, wobei die Körpersprache von Kommunikationspartnern sowohl deren Verhalten reflektiert als auch beeinflusst. Körpersprache ist eine zentrale Komponente zwischenmenschlichen Verhaltens, die menschliche Beziehungen ohne Sprache, bewusst und unbewusst, aufrecht erhält und steuert. Die Körpersprache umfasst dabei Körperbewegungen, Gesten, Mienen, Haltungen und Handlungen sowie die Position im Raum, aber auch der Tonfall Stimme zählt teilweise zur Körpersprache. Als Teil der nonverbalen Kommunikation gewährleistet die Körpersprache vor allem Informationen auf der Beziehungsebene. Durch das Verhalten, die Haltung von Armen und Beinen, durch den Ausdruck der Augen, der Mundwinkel oder der Hände verraten Menschen eine Menge über Gedanken, Seelenleben, Ängste und Begierden. In einem sehr weiten Sinne gehören auch Eigenschaften wie Körperfülle, Kleidung, Stimme, Frisur und sogar Details des Gesichts zu den Informationsquellen, aus denen man auf Charaktereigenschaften oder Stimmungen schliessen kann.
Die Liebe auf den ersten Blick basiert etwa auf Aspekten der Kinesik, denn aus der Psychologie weiß man, dass drei Sekunden genügen, um auf unbewusster Ebene eine Entscheidung für oder gegen sein Gegenüber zu treffen, was allein von der äußeren Attraktivität des Gegenübers abhängt. Das führt z. B. dazu, dass große Männer als attraktiver eingestuft werden als kleine, Frauen mit Übergewicht hingegen weniger Chancen haben als normalgewichtige.
Literatur
Argyle, M. (1985). Körpersprache und Kommunikation. Paderborn.
Birdwhistell, R. (1970). Kinesics and Context. Philadelphia: University of Pennsylvania Press.
https://cyberleninka.ru/article/n/neverbalnaya-kommunikatsiya.pdf (17-11-21)
Scherer, K. R. & Wallbott, H. G. (Hrsg.) (1984). Nonverbale Kommunikation: Forschungsberichte zum Interaktionsverhalten. Weinheim: Beltz.