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subliminal

    Ein visueller Reiz ist »subliminal«, das heißt nicht bewusst wahrnehmbar, wenn man ihn maximal 30 Millisekunden darbietet und danach durch einen anderen Reiz »maskiert«. Das lateinische „sub limen“ bedeutet »unterhalb der Grenze« und bezieht sich auf Reize, die so schwach sind, dass wir sie nicht bewusst wahrnehmen können.

    Die subliminale Wahrnehmung bzw. die subliminalen Botschaften gehören zu den unsterblichen Mythen der Psychologie, da Ende der 1950er Jahre ein amerikanischer Werber in Kinofilme nur Millisekunden kurze Botschaften wie „Trinkt mehr Cola“ und „Esst mehr Popcorn“ einblenden ließ und  mit diesen unterschwelligen Nachrichten angeblich den Umsatz an Cola um 18 und den an Popcorn um 58 Prozent steigerte. Dieses Experiment wurde wenig später als Fake enttarnt, denn das Unbewusste verwirft solche unterschwelligen Nachrichten als nicht einzuordnenden Informationsmüll. In einem 1957 erschienenem Buch („Hidden Persuaders“) warnte Vance Packard allerdings davor, dass der Einsatz subliminaler Techniken nicht nur für die kommerzielle Werbung, sondern auch die Manipulation von politischen Prozessen wie Wahlen von Nutzen ist und sein wird. In Europa und anderorts führten solche Bedenken letztlich ab 1989 zu einem allgemeinem Verbot subliminaler Werbung im Fernsehen. In den neunziger Jahren machten Fragen der subliminalen Manipulation noch einmal Schlagzeilen in den USA im Zusammenhang mit mehreren Gerichtsprozessen gegen Rockmusiker, deren Songs durch Rückwärtsbotschaften (backward masking) mit subliminalen Nachrichten für den Freitod mehrerer Jugendlicher verantwortlich gewesen sein sollen.

    Ein unterschwelliger Reiz kann aber das Verhalten von Probanden und Probandinnen aber beeinflussen, es findet ein Priming statt. Wird jedoch die Aufmerksamkeit abgelenkt, findet kein Priming statt. Umfangreiche Untersuchungen zur unterschwelligen Wahrnehmung (subliminale Wahrnehmung) zeigen, dass Information aufgenommen, abgespeichert und später wieder abgerufen werden kann, auch wenn diese Prozesse der Aufmerksamkeit entgehen – also unbewusst bleiben.

    In einem Experiment (Siegel et al., 2018) mussten Versuchspersonen einen neutralen Gesichtsausdruck interpretieren. Zusätzlich nutzte man das Phänomen der Augendominanz, bei dem ähnlich wie bei der Händigkeit ein Auge dominant ist und die über dieses Auge gewonnene Eindrücke bevorzugt werden. In ihrem Experiment präsentierte man vor dem dominanten Auge eine Abfolge von verpixelten Bildern, jeweils gefolgt von einem neutralen Gesichtsausdruck. Zeitgleich wurden den Probanden auch vor dem nicht dominanten Auge Bilder gezeigt, die aber grimmige, neutrale oder lächelnde Gesichter zeigten und auf Grund des zu geringen Kontrastes nicht bewusst wahrgenommen werden konnten. Danach mussten die Probanden aus fünf Gesichtern jenes auswählen, das ihrer Meinung nach am besten dem Gesicht entsprach, das sie zuvor in der Bildfolge gesehen hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass bei einem untergeschobenen lächelnden Gesicht auch das bewusst wahrgenommene neutrale Gesicht als lächelnd in Erinnerung geblieben war.

    Siehe auch Silent Subliminals, die wie Meditationen wirken sollen, und Unterschwellige Wahrnehmung.


    Kurioses

    Ein bekannter Verlag von Wörterbüchern bietet unter dem Titel „Subliminal Learning (Unterbewusstes Lernen)“ an, mit Hilfe eines Plugin die Ladezeit im Internet sinnvoll zu nutzen, indem jedes mal wenn man eine Webseite wechselt – diese beträgt je nach Verbindung die Ladezeit im Schnitt 0,5 Sekunden -, in dieser Zeit ein Vokabel in einer Sprache darzustellen. Es heißt dort: „Im Prinzip genug Zeit um ein Wort zu erfassen und zu lernen. Was vorzugsweise von Werbetreibenden verwendet wurde, macht sich nun Langenscheidt zu Nutze. Unterschwellig speichert das Gehirn das Gesehene. So ist es möglich Klick für Klick eine Vokabeln zu lernen. Das Plugin von Langenscheidt ist momentan nur für den Web-Browser Google Chrome erhältlich. Es wird wahrscheinlich keinen Sprachunterricht ersetzen aber ist eine gute Lösung die Ladezeit im Internet sinnvoll zu nutzen.“
    Link: https://www.langenscheidt.de/subliminal-learning/ (16-08-10)


    Literatur

    Siegel, E. H., Wormwood, J. B., Quigley, K. S. & Barrett, L. F. (2018). Seeing What You Feel: Affect Drives Visual Perception of Structurally Neutral Faces. Psychological Science, doi: 10.1177/0956797617741718.
    https://science.orf.at/stories/3215123 (22-11-23)


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