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Archetypen

    Archetypen sind die im kollektiven Unbewussten angesiedelten Urbilder menschlicher Vorstellungsmuster, wobei vor allem elementare Erfahrungen wie Geburt, Ehe, Mutterschaft, Trennung und der Tod in der Seele der Menschen eine archetypische Verankerung besitzen Sie haben zu allen Zeiten und in den unterschiedlichsten Kulturen ähnliche Bilder hervorgebracht und können als kollektive Menschheitserfahrungen gelten. Carl Gustav Jung gelangte zur Entdeckung der Archetypen, nachdem ihm die Ähnlichkeit vieler Bildmotive in Mythen, Träumen und Phantasien Geisteskranker aufgefallen waren. Jung begann, Träume von Kindern und kulturhistorisch nicht gebildeten Patienten genauer zu betrachten und fand Parallelen zu Sagen- und Märchenmotiven. Nach einem intensiven Studium der Mythen verschiedener Völker erhärtete sich seine Vermutung, dass deren ähnliche Motive kaum durch Berührungen entstanden waren, sondern durch generelle, im kollektiven Unbewussten verankerte Prädispositionen.

    Von Schneewittchen bis Aschenbrödel, also Märchen und Sagen, aber auch erfolgreiche Filme oder Bücher wie Harry Potter, machen Archetypen in den Menschen lebendig. Das macht sich übrigens auch die Werbung zunutze, denn Geschichten in der Werbung funktionieren dann besonders gut, wenn ihnen eine archetypische Geschichte zugrunde liegt und wenn es diesen Belohnungsreiz gibt, der diesen Geschichten innewohnt. Ein Spiele-Entwickler kündigt 2018 ein psychologisches Horror-Adventure an und lädt dazu ein, in das Unterbewusstsein einzutauchen und sich den schlimmsten Alpträumen der Kindheit zu stellen. Angeblich ist dieses Spiel eine surrealistische Darstellung von Erinnerungen und Ängsten, inspiriert von den Werken des Psychologen Carl Jung, dem Konzept der Katabasis (Abstieg in das eigene Ich), den Horror-Popkultur-Heftchen der 80er Jahre wie Poltergeist und der Filmografie von Stanley Kubrick. Das Spiel erforscht komplexe emotionale Themen und die Kindheitspsychologie, die die Bewältigung von traumatischen Erfahrungen umgibt. Es heißt da: „Obwohl wir alle eine sehr unterschiedliche Vergangenheit und Kindheit hatten, sind unsere Erfahrungen – insbesondere unsere Ängste und Alpträume – in gewisser Weise immer ähnlich.“ Die surreale Welt ist nach Angaben des Entwicklers inspiriert von der Psychologie der Kindheitsängste wie die Angst vor dem verlassen werden oder die Angst vor Krankenhäusern, die sich oft in Albträumen manifestieren. „Dabei kommen die grausamen materialisierten Wesen, die diese Welt bewohnen, immer näher, die darum kämpfen, ihre Existenz zu schützen – eingebildet, aber ziemlich kraftvoll manifestiert. Kannst du das innere Kind retten und das Geheimnis entschlüsseln?“

    Das Modell der Archetypen gehört zu den Grundpfeilern der Analytischen Psychologie nach C. G. Jung, der versucht hat, diese Archetypen im Leben eines jeden Menschen wahrzunehmen und für die seelische Entwicklung nutzbar zu machen. Die analytische Psychologie steht dabei im Spannungsfeld zwischen der Freudschen Tiefenpsychologie und der Psychologie Alfred Adler. Während Freud und Adler nur sehr spezielle psychische Antriebe betrachteten, versuchte Jung mit seiner Ganzheitspsychologie, den Menschen gesunden zu lassen und ihm ein ausgeglichenes Leben zu ermöglichen. Der zentrale Begriff der menschlichen Psyche ist das Selbst. Dieses Selbst ist die Ganzheit der menschlichen Psyche und umfasst bewusste und unbewusste Persönlichkeitsteile und strebt eine Harmonisierung der Psyche an.


    Carl Gustav Jung hat zwölf Archetypen identifiziert, um die Persönlichkeit der Menschen näher beschreiben zu können. Er geht davon aus, dass es ein kollektives Unbewusstes gibt, das die Persönlichkeit eines Menschen prägt. Jung analysierte Märchen, Sagen, Symbole und Legenden unterschiedlicher Kulturen und ermittelte daraus die folgenden zwölf Urtypen, wobei jeder Archetyp einer bestimmten Agenda folgt, die mit bestimmten Emotionen, Merkmalen, Denkweisen und Zielen verbunden ist. Wie stark ein bestimmter Archetyp zur Geltung kommt, hängt unter anderem von den Erfahrungen, dem Umfeld und auch von den Genen ab, die dann zu bestimmten Verhaltensmustern und Eigenschaften führen, die den Menschen charakterisieren. Jung ging auch davon aus, dass Menschen alle verschiedene Merkmale in sich tragen, die aber in jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Allerdings gibt es meist einen besonders dominanten Archetypen, der sich aber immer wieder ändern kann. Die zwölf Archetypen sind in vier Oberkategorien mit jeweils drei Ausprägungen eingeteilt:

    Ordnung (Struktur verleihen)

    Der Herrscher (Kontrolle)

    Der Herrscher hat ein starkes Bedürfnis nach Macht und Kontrolle. Er hat ein großes Selbstbewusstsein und ist sehr gut darin, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. In der griechischen Mythologie wird dieser Archetyp zum Beispiel durch den Gott Zeus verkörpert. Typische Merkmale:
    verantwortungsbewusst
    selbstbewusst
    dominant

    Der Schöpfer (Innovation)

    Der Schöpfer spiegelt unsere kreative und fantasievolle Seite wider. Er hat das Bedürfnis, Neues zu erschaffen und hat einen großen Erfindersinn. Dafür ist er bereit, Grenzen zu überwinden. Typische Merkmale:
    risikofreudig
    erfinderisch
    kreativ

    Der Pfleger (Fürsorge)

    Der Pfleger empfindet sich als besonders belastbar und stark. Er hat das Bedürfnis, sich um seine Mitmenschen zu kümmern und möchte Gutes bewirken. Sein Mitgefühl, seine Hilfsbereitschaft und Fürsorglichkeit rühren von einem Bedürfnis nach Kontrolle und Einfluss. In der griechischen Mythologie wird dieser Archetyp durch die Göttin Hera repräsentiert. Typische Merkmale:
    hilfsbereit
    fürsorglich
    empathisch

    Erfüllung (Sehnsucht nach dem Paradies)

    Der Weise (Wissen)

    Der Weise ist besonders neugierig und hat einen großen Wissensdurst. Er möchte Zusammenhänge verstehen und strebt ständig nach neuem Wissen. Er versucht, Informationen zu sammeln, Erkenntnisse zu gewinnen und versucht so, Klarheit in seine Welt zu bringen. Typische Merkmale:
    neugierig
    analytisch
    intelligent

    Der Entdecker (Freiheit)

    Der Entdecker strebt nach Freiheit und braucht ständig Abwechslung. Er ist mutig und experimentierfreudig und Stillstand, Eintönigkeit und Langeweile ist ihm zuwider. Mit Regeln und Einschränkungen fühlt er sich gar nicht wohl. Er braucht die Möglichkeit, sich frei entfalten zu können. Typische Merkmale:
    abenteuerlustig
    experimentierfreudig
    unabhängig

    Der Unschuldige (Sicherheit)

    Der Unschuldige glaubt an karmische Gerechtigkeit und hat ein großes Bedürfnis nach Harmonie, Frieden und Sicherheit. Er geht Konflikten meist aus dem Weg und bemüht sich, es anderen recht zu machen. Optimismus und Zuversicht leiten ihn. Typische Merkmale:
    harmoniebedürftig
    optimistisch
    moralisch

    Chance (Spuren hinterlassen)

    Der Held (Leistung)

    Der Held hat ein großes Bedürfnis, sich zu beweisen. Er will andere überzeugen, dass er fähig und kompetent ist und über sich hinauswachsen kann. Er ist zuverlässig, mutig und hat einen positiven Einfluss auf seine Umwelt. Gerne nimmt er die Vorbildfunktion ein. Typische Merkmale:
    mutig
    hilfsbereit
    zuverlässig

    Der Zauberer (Transformation)

    Der Zauberer (Magier) sieht überall ungenutztes Potenzial und hat das Bedürfnis, alles in etwas Tolles zu verwandeln. Er strebt nach Selbstverwirklichung und Inspiration und ist ein echter Visionär. Er entwickelt seine Welt ständig weiter. Typische Merkmale:
    visionär
    kreativ
    idealistisch

    Der Rebell (Befreiung)

    Der Rebell hat kein Problem damit, sich gegen Regeln, Prinzipien und Traditionen aufzulehnen. Er akzeptiert keine Grenzen und Limits und trotzt allen Argumenten. Angetrieben wird er von verschiedenen Bedürfnissen wie Freiheit, Veränderung, Weltverbesserung und Kontrolle. Mit dieser Einstellung eckt er aber auch an und hat Schwierigkeiten, sich anzupassen. Typische Merkmale:
    rebellisch
    eigensinnig
    schwimmt gegen den Strom

    Verbindung (Beziehungen zu anderen pflegen)

    Der Liebende (Leidenschaft)

    Der Liebende weiß, wie man die schönen Dinge des Lebens genießt. Er kann sich voll und ganz der Sinnlichkeit hingeben und blüht bei sanften Berührungen, romantischen Düften, zarten Geschmäckern und atemberaubender Ästhetik auf. Er hat ein großes Bedürfnis nach Hingabe und findet große Freude in menschlichen Beziehungen und der Liebe. Typische Merkmale:
    leidenschaftlich
    verführerisch
    genussvoll
    Siehe dazu auch den unten stehenden Kommentar!

    Der Narr (Geselligkeit)

    Der Narr hat ein großes Bedürfnis nach Geselligkeit und liebt die Gesellschaft anderer Menschen. Er fühlt sich zu seinen Mitmenschen verbunden, bringt Verständnis für sie auf und gibt ihnen ein gutes, wohliges Gefühl. Typische Merkmale:
    großzügig
    tolerant
    sympathisch

    Der Jedermann (Zugehörigkeit)

    Der Jedermann hat ein großes Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Er hilft uns, uns anzupassen und uns anderen Menschen gegenüber freundlich zu verhalten. Er macht uns zugänglich für andere Menschen. Ist dieser Archetyp stark ausgeprägt, kann man aber schnell zum People Pleaser werden und sich selbst vernachlässigen. Typische Merkmale:
    bescheiden
    bodenständig
    anpassungsfähig

    Literatur

    https://www.jolie.de/leben/archetypen-diese-12-persoenlichkeitstypen-schlummern-dir-211327.html (22-08-03)


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    2 Gedanken zu „Archetypen“

    1. Popkultur

      Archetypen finden sich sowohl in klassischen Mythen aber auch in modernen Popkultur-Phänomenen wieder.
      Der Held: In der antiken Literatur ist der Held oft durch Figuren wie Odysseus, den Protagonisten der Odyssee, dargestellt. Der moderne Held kann vielfältig sein, wie etwa Luke Skywalker aus “Star Wars“ oder Bastian Balthasar Bux aus Michael Endes „Die unendliche Geschichte“.
      Der Weise: Dieser Archetyp verkörpert Wissen und Weisheit. Merlin aus der Artus-Sage ist ein klassisches Beispiel für den weisen Berater. Gandalf aus J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ erfüllt eine ähnliche Rolle, indem er die Gemeinschaft des Rings mit seinem Wissen und seiner Weisheit leitet.
      Die Mutter: Dieser Archetyp ist bekannt für seine nährende und fürsorgliche Natur. Klassisch könnte man das Konzept der „Mutter Erde“ als Repräsentantin des Mutterarchetyps sehen. In der modernen Literatur soll Molly Weasley aus den Harry Potter-Büchern erwähnt sein, die ihre Kinder und deren Freunde trotz der Umstände immer fürsorglich unterstützt.
      Der Schatten: Der Schatten symbolisiert das unbewusste Selbst und die inneren dunklen Aspekte, aber auch versteckte Potenziale. Er ist prominent in Robert Louis Stevensons „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ vertreten. Darth Vader aus Star Wars wird in der modernen Popkultur oft als eine Darstellung dieses Archetyps gesehen.
      Der Trickster: Der Trickster, ein Symbol für Chaos und Wandel, ist in Loki aus der nordischen Mythologie oder Prometheus aus der griechischen Sagenwelt repräsentiert. Modernere Beispiele wären Till Eulenspiegel oder der Joker aus den Batman-Filmen und -Comics, der stets Unvorhersehbares in die Handlung bringt.
      Quelle: https://praxistipps.focus.de

    2. Lifestyle-Magazin

      In einem Lifestyle-Magazin fand sich eine genaue Beschreibung, wenn ein Mann der Archetyp Liebhaber ist, also eine Figur, die sich auf Verbindungen und Beziehungen stützt. Es heißt dort: Die Stärke des Archetyps Liebender ist die Nähe. Ihm werden folgende Eigenschaften zugewiesen: leidenschaftlich, verführerisch, attraktiv, engagiert, emotional, nahbar, familiär, beziehungstauglich. Als Mann gibt der Archetyp Liebender seinem Gegenüber das Gefühl, einzigartig zu sein. Er vermittelt Wärme und Geborgenheit. Ein himmlisches Wohlgefühl geht von ihm auch und absolute Sicherheit wird spürbar. Er liebt die schönen Dinge, steht auf leckeres Essen, gute Getränke und eine schöne Umgebung. Menschen um sich zu haben, erfüllt ihn. Hier tankt er Kraft. Als Partner ist der Archetyp Liebhaber engagiert und leidenschaftlich bei der Sache.

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