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Peter-Pan-Syndrom

    Das Peter-Pan-Syndrom ist die Bezeichnung für ein kindliches Verhaltensmuster bei Männern, das auf den Titel eines Buches von Dan Kiley zurückgeht, in dem er populärwissenschaftlich über Männer schreibt, die nie erwachsen werden. Mittlerweile fand der Begriff auch Eingang in die Wissenschaft, wobei man typische Symptome des Peter-Pan-Syndroms definieren kann, die aber ganz allgemein für Menschen gelten, die nicht erwachsen werden wollen:

    • Verantwortungslosigkeit: Der Betreffende drückt sich vor seinen Pflichten, d. h., er bemüht sich etwa um alterstypische Aufgaben wie die Schule oder einen Beruf, doch wenn es ernst wird, schiebt er Probleme vor, die aber nicht in seiner Person liegen. Er verlacht unbekümmert die geltenden Regeln, schiebt die Erledigung von Aufgaben vor sich her, wobei es ihm gelingt, den Eindruck zu erwecken, doch ohnehin permanent daran zu arbeiten. Spaß und Abneigung gegen Selbstdisziplin sind sein Credo, wobei dies oft manchmal mit angeblich künstlerischen oder freigeistigen Ambitionen begründet wird. Nie sucht er dabei die Schuld an Misserfolgen bei sich selbst. Dank blühender Fantasie kann er sich zum Tagträumer entwickeln, wobei er andere glauben machen kann, das wäre auch noch kreativ und etwas Besonders.
    • Angst: Er verbirgt häufig ein unbewusstes Schuldgefühl gegenüber den Eltern, das er unweigerlich auf Grund seiner Misserfolge entwickelt. Der Betreffende verarmt emotional, wird unfähig zu tiefer Liebe für andere Menschen, wobei das meist nicht nach außen dringt, da er von früher Kindheit darin geübt ist, eine Scheinpersönlichkeit zu entwickeln. Aus dieser Angst resultiert nicht selten eine passive Aggression, die zur weiter unten beschriebenen Konfliktscheu führt bzw. zu einer vor sich hergetragenen Opferrolle.
    • Einsamkeit: Aus dem Gefühl heraus, vom Vater abgelehnt oder nicht genug geliebt zu werden, entwickelt sich eine ständige Suche nach Freunden oder seltener auch Partnerinnen, die aber vergeblich bleibt bzw. meist nur kurze Edpisoden darstellen, und durch Anpassung an Kumpel-Gruppen kompensiert wird. Wenn doch eine Partnerschaft gelingt, dann bringt er diese Partnerin auch dazu, sich ebenfalls von der Welt abzuschließen, etwa durch plausibel erscheinende Ausreden. Nicht selten zieht er sich gemeinsam mit einer passenden Partnerin von der eigenen Familie zurück.
    • Sexueller Rollenkonflikt: Einerseits führen Sexualtrieb und Wunsch, geliebt zu werden, schnell zu Partnerschaften, andererseits verhindern Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, Prahlerei und cooles Macho-Gehabe eine positive und von Offenheit geprägte Beziehung zur Partnerin, außer wenn sie aus Angst vor Verlust und Selbständigkeit willig die überfürsorgliche, nachgiebige, einseitig altruistische, stets auf Harmonie und Konfliktvertuschung bedachte, sich zur Märtyrerin stilisierende „Mutterrolle“ übernimmt. Da er mit einer starken Partnerin wenig anzufangen weiß, sind solche Bindungen nie von Dauer, sondern er sucht sofort nach einer Trennung eine neue Partnerin, die zumindest zu Beginn wieder als ideal erlebt wird. Übrigens: Nicht selten finden Frauen an diesen „ewigen Kindern“ auch deshalb Gefallen, weil sie sich damit einen expliziten Kinderwunsch erfüllen können, den ihnen dieses Kind-im-Manne verspricht.
    • Narzissmus und Chauvinismus: Selbstverliebtheit und Perfektionismus führen bei solchen Männern dazu, dass sie sich für wichtiger und wertvoller einschätzen, als sie von ihrer Umgebung wahrgenommen werden. Sie kompensieren dann ihre eigenen Fehler damit, dass sie ein höheres Ziel vorschieben, das andere auf Grund ihrer Beschränktheit ja doch nicht nachvollziehen können. Sie begeben sich dann häufig in die Opferrolle, wobei immer die Umwelt an ihrem Unglück schuld sei, während es objektiv in ihrem Verhalten liegt, selber nichts zuwege zu bringen – was ihnen in manchen Fällen durchaus bewusst ist und sie Schuldgefühle entwickeln lässt. Sie haben generell Probleme mit Hierarchien, Pflichten und Regeln, was sich oft auch in einer sexistischen oder anderweitig abwertenden Einstellung gegenüber starken Frauen äußert.
    • Mangelnde Selbstreflexion: Sie lieben es, sich die Wirklichkeit schön zu reden, denn es fehlt ihnen oft die Fähigkeit zur Selbstkritik. Wird es zu Hause schwierig, suchen sie oft Bestätigung in schnellen Eroberungen und haben dann meist das Gefühl, nichts Schlimmes getan zu haben. Sie weisen ihrer Partnerin die Schuld zu, die ihnen scheinbar alles Schöne und Leichte verwehrt.
    • Konfliktscheu: Sie finden es schwer, sich ernsthaft auf Konflikte einzulassen und gemeinsam konstruktiv an Lösungen zu arbeiten, vielmehr gehen sie Auseinandersetzungen generell aus dem Weg und verlassen eine Partnerin lieber, als sich mit ihr auseinanderzusetzen. Besonders problematisch kann es werden, wenn Frauen versuchen, diesen durchaus attraktiven Mann – er ist doch höflich, zuvorkommend, liebevoll usw. – zu verändern. Dann hilft nur noch die Flucht.

    Die Ursache für diese ewigen Kinder, gefangen im Körper eines Erwachsenen, liegt oftmals in der frühen Kindheit und der Erziehung durch die Eltern, wobei nicht wenige von ihnen aus unvollständigen Familien kommen, häufig als Einzelkinder von Alleinerziehenden. Vor allem alleinerziehende Mütter projizieren ihre Wünsche an den verlorenen Partner in solche Söhne, finden alles toll, was diese tun, und setzen wenige Grenzen, loben ihn für jede Handlung und sind daher selten kritisch. Auch wenn es diese Erziehenden gut meinen, richten sie mit ihrer überfürsorglichen Art oft Schaden an, denn das Kind lernt dadurch nicht, was es bedeutet, Verantwortung für sich oder andere zu übernehmen, eigenständige Entscheidungen zu treffen, selbstkritisch und selbstständig zu sein. Im Erwachsenenalter fällt es dann den Betroffenen schwer, zwischen richtigem und falschem Verhalten zu unterscheiden. Grundsätzlich kann auch das genaue Gegenteil ein Auslöser für das Peter-Pan-Syndrom sein, d. h., Männer, die in ihrer Kindheit stark vernachlässigt wurden, können ihr Verhalten als Erwachsener ebenfalls nicht einschätzen.

    Therapie: Das Peter-Pan-Syndrom kann psychotherapeutisch behandelt werden, wobei dies mit steigendem Alter umso schwieriger wird. Um aber überhaupt Erfolge erzielen zu können, muss der Betroffene das Syndrom bzw. das Ausmaß der Störung selbst erkennen, denn nur dann gelingt die Flucht aus dem Nimmerland zurück in die Realität. Im Verlauf einer Psychotherapie kann den Betroffenen geholfen werden, an sich selbst zu arbeiten und die in der Jugend verpasste Erziehungsmaßnahmen wieder neu aufzubauen. Allerdings ist darauf zu achten, dass jede Konfrontation mit dem kindischen Verhalten zu starken Auseinandersetzungen führen kann, da sich der Betroffene in seinem narzisstischen Selbstbild verletzt und angegriffen fühlt.

    Komplementär zum Peter-Pan-Syndrom findet sich die Bezeichnung Wendy-Syndrom für Frauen, die Beziehungen mit Männern führen, die nicht erwachsen werden wollen. Dieses Verhalten geht mit starker Abhängigkeit und Bemutterung des Partners einher.

    Literarische Wurzel: Peter Pan ist Held einer Anfang des 20. Jahrhunderts vom britischen Autor J. M. Barrie geschaffenen Kindergeschichte, die von der vorübergehenden Freundschaft dreier gewöhnlicher Londoner Kinder mit dem faszinierenden Jungen handelt, der sie in sein traumhaftes Nimmerland lockt, wo sie zahlreiche Abenteuer erleben, schließlich aber doch vom Heimweh zurückgetrieben werden. Peter Pan, der partout nicht erwachsen werden will, sondern sein Leben in ewigem Spiel verbringt, bleibt einsam zurück.


    Kurioses: Von der spanischen Performancekünstlerin Angelica Liddell wird übrigens der Attentäter Behring Breivik, der im Sommer 2011 unzählige Jugendliche in einem Ferienlager ermordete, als der radikalstmögliche Peter Pan beschrieben, der in seinem Neid und Hass auf alles Jüngere diese Tat beging (Todo el cielo sobre la tierra – El sindrome de Wendy).

    Literatur

    Kiley, D. (1984). The Peter Pan Syndrome: Men who have never grown up. London, Corgi Books.
    Ratey, John J. & Johnson, Catherine (1999). Das Schattensyndrom. Neurobiologie und leichte Formen psychischer Störungen. Stuttgart: Klett-Cotta.


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    2 Gedanken zu „Peter-Pan-Syndrom“

    1. Peter Pan

      Männern mit dem Peter-Pan-Syndrom zeigen bestimmte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale, die teilweise auf Infantilität hindeuten, da sich diese Männer nicht auf die Herausforderungen des Alltags einlassen wollen. Kiley beschreibt 1984 sechs Merkmale, an denen man bei Männern das Peter-Pan-Syndrom erkennen kann:.
      Verantwortungslosigkeit: Betroffene Männer entziehen sich der Verantwortung für sich selbst und andere. Entscheidungen zu treffen fällt ihnen schwer. Eigentlich wollen Männer mit Peter-Pan-Syndrom nur ihren Spaß haben, vor Problemen und Pflichten drücken sie sich. Deswegen fällt ihnen auch der Umgang mit Geld häufig schwer.
      Angst: Ängste vor Bindungen oder Ablehnung sind ebenfalls sehr präsent. Das kann mit einem geringen Selbstbewusstsein der Peter-Pan-Männer zusammenhängen. Es fällt ihnen gleichzeitig schwer, Gefühle zu zeigen.
      Einsamkeit: Männer mit Peter-Pan-Syndrom haben kaum bis gar keine engen Freundschaften. Weil sie aber Angst vor Einsamkeit haben, lernen sie stattdessen lieber schnell viele Leute nur oberflächlich kennen. Meist halten diese „Freundschaften“ dann aber auch nicht lange.
      Sexueller Rollenkonflikt: Diese Oberflächlichkeit spiegelt sich auch im Beziehungsleben wider – diese Männer können sich nicht auf langfristige und tiefgründige Beziehungen einlassen, stattdessen hüpfen sie lieber von einem Abenteuer ins nächste und freuen sich über kurzfristige Erfolge im Liebesleben.
      Narzissmus: Eine weitere typische Eigenschaft von Betroffenen ist Selbstverliebtheit. Sie fühlen sich anderen überlegen und können sich selbst nicht kritisch hinterfragen.
      Chauvinismus: Peter-Pan-Männer halten an überholten, sexistischen Rollenklischées fest und verhalten sich gegenüber Frauen gerne als typischer Macho.

    2. WUNDERWEIB

      Eine Frauenzeitschrift listet zehn Verhaltensweisen auf, an denen eine Frau erkennen kann, ob ein Mann vom Peter-Pan-Syndrom betroffen ist, wobei nicht zwangsläufig alle Symptome gleichzeitig zutreffen müssen:
      1. Er tritt fast täglich in Kontakt mit seiner Mutter. Sie scheint am meisten Platz in seinem Leben einzunehmen, beinahe über alles und jeden in seinem Leben Bescheid zu wissen. Seine Mutter sorgt sich sehr um ihn, hegt und pflegt ihn – obwohl er ein erwachsener Mann ist. Vielleicht kauft sie sogar Kleidung und Lebensmittel für ihn ein und kümmert sich um seine Wäsche.
      2. Er verhält sich nicht seinem Alter entsprechend. Sei es, dass er die Wochenenden auf Partys verbringt und/oder seine Freizeit mit Menschen verbringt, die zehn Jahre (oder noch mehr) jünger sind als er.
      3. Er ist der Meinung, dass Frauen ihn bedienen sollten. Er erwartet von einer Frau, dass sie ihn umsorgt und in Watte legt. Er nimmt gerne Hilfe von ihr an – gibt aber nur selten etwas zurück.
      4. Er ist nicht in der Lage, eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Mit seinen Ex-Freundinnen ist er verfeindet oder pflegt noch sexuellen Kontakt zu ihnen. Er bevorzugt die Freiheit und will sich nicht binden.
      5. Er kann sich einfach nicht entscheiden. In keiner Lebenslage – sei es, ob und welche Möbel er sich kaufen will oder ob und welches Versprechen er gibt.
      6. Er hat – wenn überhaupt – nur wenige enge Freunde. Seine engste Beziehung pflegt er zu seiner Mutter, als Freunde bezeichnet er immer diejenigen, die mit ihm ausgehen und Party machen.
      7. Er ist oft passiv-aggressiv. Er ist schnell beleidigt, wird mürrisch und reagiert dickköpfig, wenn es nicht so läuft, wie er es gerne hätte.
      8. Er ist selbstsüchtig. Wenn ihm etwas keinen Spaß (mehr) macht, hört er einfach auf damit. Seine narzisstischen Züge sind deutlich sichtbar: er ist rastlos, dominant, ihm mangelt es an Kritikfähigkeit und Einfühlungsvermögen.
      9. Er kann nicht mit Geld umgehen. Er gibt sein Geld für kurzfristigen Spaß aus wie Partys, Spiele oder Frauen. Geld für größere Anschaffungen oder für Notfälle beiseite zu legen, würde ihm niemals in den Sinn kommen.
      10. Er gibt immer anderen die Schuld. Dass er für etwas verantwortlich ist, sieht er nicht ein. Stattdessen beschuldigt er andere, wenn etwas in seinem Leben schief läuft – zur Not gibt er auch seiner Mutter die Schuld dafür.
      Quelle: https://www.wunderweib.de/peter-pan-syndrom-10-dinge-denen-du-erkennst-dass-dein-mann-unreif-ist-98605.html (20-12-21)

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