Agnosie ist die Bezeichnung für die Unfähigkeit des sensorischen Erkennens oder Deutens von Eindrücken, ohne dass elementare Sinnes- oder Aufmerksamkeitsstörungen vorliegen. Agnosie ist somit der Oberbegriff für neuronal bedingte Erkennungsstörungen ohne Beeinträchtigung etwa des auditiven oder des visuellen Systems. Es wird je nach betroffenen Sinnen unterschieden zwischen
- Auditive oder akustische Agnosie („Seelentaubheit“) liegt vor, wenn eine Person Geräusche (Schall) hinsichtlich der Bedeutung, Richtung und Entfernung nicht richtig einzuschätzen weiß, obwohl der Gehörapparat funktionstüchtig ist.
- Optische oder visuelle Agnosie („Seelenblindheit“) liegt vor, wenn eine Person optische Reize (Gegenstände, Personen, etc.) nicht bewusst wahrnehmen kann, obwohl der Sehapparat funktionstüchtig ist. Unterformen sind Prosopagnosie (Unfähigkeit Gesichter zu erkennen), Simultanagnosie (Unfähigkeit sich Überblick über eine visuelle Szenerie zu schaffen).
- Taktile Agnosie („Tastblindheit“, Astereognosie) liegt vor, wenn eine Person taktile Reize, also Gegenstände, Personen etc. nicht durch Ertasten wahrnehmen kann, obwohl das Tastempfinden funktionstüchtig ist.
- Räumliche Agnosie liegt vor, wenn eine Orientierungsstörung im Raum, am eigenen Körper oder beim Abzeichnen erkennbar ist.
- Farben-Agnosie oder Achromatopsie bewirkt, dass Farben nicht erkannt werden, obwohl es keine Beeinträchtigung im Sehapparat gibt.
- Bei der Anosognosie kommt es in der Regel zur Leugnung oder Nichterkennung der eigenen Krankheit, insbesondere im schizophrenen Formenkreis. Diese Störung ist Folge einer Schädigung bestimmter Areale des Gehirns und tritt häufig nach einem Schlaganfall auf.
1. Definition
Beeinträchtigung der Fähigkeit wahrnehmbare Gegenstände in der Erinnerung einzuordnen, obwohl die Sinnesorgane intakt sind. Ursache sind lokale Schädigungen in der Hirnrindenregion. Arten der A.: optische A. (Seelenblindheit), akustische A. (Seelentaubheit), taktile A. (Tastblindheit) (vgl. ohne Autor, 1971, S. 457).
2. Definition
„Agnosie (griech.), eine krankhafte Störung der Fähigkeit, Gegenstände als solche sinnvoll zu erkennen. Sie beruht nicht auf Leistungsschwäche der Sinnesorgane, sondern auf Erkrankung oder Zerstörung von Teilen der Hirnrinde. Unterschieden wird gewöhnlich: Seelenblindheit (optische A.), Seelentaubheit (akustische A.) und Tastblindheit (taktile A.). Eine Sonderform der optischen A. ist die Alexie, die Unfähigkeit zu lesen“ (Hehlmann, 1965, S. 7).
3. Definition
Defekte in der Hirnrinde verhindern das Erkennen und Einordnen von Objekten, obwohl die Sinnesorgane funktionstüchtig sind. Es gibt: 1. Optische A. (visuelle A., Seelenblindheit). Gesehenes wird nicht erkannt. 2. Akustische A. (Seelentaubheit). Gehörtes wird nicht verstanden. 3. Taktile Agnosie (Stereoagnosie, Tastblindheit, Tastlähmung, Seelenanästhesie). Gegenstände werden nicht mehr wahrgenommen. Laut Bay sind die verschiedenen A. nicht zu trennen (vgl. Dorsch, 1963, S. 8).
4. Definition
Nicht wegen einer Schädigung der Sinnesorgane, sondern aufgrund von Läsionen oder Ausfällen im Gehirn und kommt es zu einer Störung beim Wiedererkennen und Benennen von Objekten. Man unterscheidet zwischen der akustischen Agnosie (Seelentaubheit) und der optischen Agnosie (Seelenblindheit) (vgl. ohne Autor, 1992, S. 16).
5. Definition
Ein wahrgenommener Gegenstand wird trotz funktionierender Sinnesorgane, Intelligenz und intaktem Bewusstsein nicht erkannt. a) Optische A. (Seelenblindheit): Beeinträchtigung der optisch-räumlichen Orientierung. – b) Akustische A. (Seelentaubheit): Unfähigkeit, Laute zu erkennen. – c) Taktile A.: Objekte werden beim Berühren nicht erkannt (vgl. Scharfetter, 1971, S. 38).
Störung des Erkennens oder der Bedeutungserfassung in einem Sinnesbereich trotz intakter Wahrnehmung. Es können zum Beispiel Einzelheiten gesehen und benannt werden, aber nicht zu einem Ganzen (etwa einem Gesicht) zusammengesetzt werden.
Literatur
Dorsch, F. (1963). Psychologisches Wörterbuch. Hamburg: Gemeinschaftsverlag Meiner – Huber.
Hehlmann, W. (1965). Wörterbuch der Psychologie. Stuttgart: Alfred Kröner.
Ohne Autor. (1971). Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Band 1: A – Alu. Mannheim: Bibliographisches Institut.
Ohne Autor. (1992). Psychologie-Lexikon. München: R. Oldenbourg Verlag.
Scharfetter, C. (1971). Lexikon der Psychologie. Erster Band. AAM bis Graphische Darstellung. Freiburg: Verlag Herder.