Sexuelle Orientierungen sind wie etwa auch die biologischen Geschlechtsmerkmale, die Geschlechtsidentität und die Geschlechterrollen ein wesentlicher Aspekt der sexuellen Identität eines Menschen. Die sexuelle Orientierung entspricht dem Begehren eines Menschen hinsichtlich des Geschlechts einer erwünschten Partnerin oder eines Partners für emotionale Verbundenheit, Liebe und Sexualität. Dabei wird als Bisexualität bzw. Ambisexualität die sexuelle Orientierung oder Neigung bezeichnet, sich zu Menschen beiderlei Geschlechts hingezogen zu fühlen. Dabei werden aber nur jene Menschen als bisexuell bezeichnet, die mit Menschen beiderlei Geschlechts sexuelle Beziehungen oder Partnerschaften einzugehen bereit sind. Bisexuelle Menschen fühlen sich gleichwertig zu beiden Geschlechtern hingezogen, d.h., ihre Neigungen sind sowohl homo- als auch heterosexuell. Die Anziehung an beide Geschlechter beschränkt sich dabei nicht zwangsläufig auf sexuelle Gefühle, sondern bezieht sich auch auf die emotionale Ebene und schließt somit Zärtlichkeit, Liebe und Phantasien mit ein. Vor allem in der Jugend und Pubertät treten bisexuelle Neigungen in einer Art Entdeckungsphase bei vielen Jugendlichen auf.
Eine Studie an eineiigen Zwillingen fand einen komplexen Zusammenhang verschiedener Faktoren, die die sexuelle Orientierung steuern, wonach 35 Prozent der Unterschiede zwischen männlichen Homo- und Heterosexuellen genetisch bedingt sind, während bei lesbischen Frauen der erbliche Beitrag mit 18 Prozent deutlich geringer ist. Sicher ist, dass frühe Kindheitserfahrungen oder Erziehung zumindest bei der Entwicklung der männlichen sexuellen Orientierung keine zentrale Rolle spielen.
Eine Studie stellte fest, dass bei bisexuellen Frauen die Suizidgefährdung 5,9-mal höher als bei heterosexuellen ist, bei bisexuellen Männern sogar 6,3-mal höher als bei heterosexuellen, wobei diese Werte auch deutlich höher liegen als die von Schwulen und Lesben.
Als Bisexualität wurde Anfang des 20. Jahrhunderts noch das Vorhandensein von beiderlei Geschlechtsmerkmalen an einem Individuum betrachtet, was heute als Hermaphroditismus, Zwittertum oder Intersexualität bezeichnet wird. Die These der konstitutionellen Bisexualität geht davon aus, dass dies der normale Entwicklungsprozess der menschlichen Sexualität und Geschlechtsentwicklung sei, wobei jede Anlage vorhanden sei, aber in der Regel jedoch lediglich eine der beiden sich zum äußerlich sichtbaren Geschlechtsmerkmal weiterentwickelt, während die andere dagegen rudimentär vorhanden bleibt.
Sigmund Freud stellte die These auf, dass im Grunde jeder Mensch bisexuell sei, jedoch gesellschaftliche Zwänge und Tabus aber häufig zur Unterdrückung des homosexuellen Anteils führen.
Bisexualität ist auch relativ häufig im Tierreich beobachtbar, wobei Bonobos als eine vollständig bisexuelle Tierart gelten. Vermutlich geht deren sexuelles Verhalten über die bloße Sicherung der Art hinaus.
Literatur & Quellen
Dornbach, B. (2008). So nah am anderen Ufer. Die Zeit online vom 1. Juli.
Voß, H.-J. (2011). Geschlecht: Wider die Natürlichkeit. Stuttgart: Schmetterling.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bisexualit%C3%A4t (15-11-21)
http://www.zeit.de/lebensart/partnerschaft/2012-12/leserartikel-bisexualitaet-comingout (15-11-21)